Telemedizin – quo vadis? Akzeptanz und Wissensaustausch in telemedizinischen Anwendungen

Das Forschungsziel besteht darin, den Nutzen und die Nutzungsqualität für die Anwender von Gesundheitsinformationssystemen zu untersuchen und Handlungsempfehlungen auszusprechen, wie diese erhöht werden können.

  • Nicht erst seit dem Auftreten von Covid-19 sind die Bedeutung des Gesundheitswesens sowie Fragen der Gesundheitsqualität in das Zentrum öffentlicher, politischer sowie wissenschaftlicher Debatten gerückt. Die digitale Transformation des Gesundheitssystems führt zu Wertschöpfungspotenzialen durch IoT-, Big-Data- und Mobile-Health-Lösungen. Diese können durch einen (digitalisierten) Informationsaustausch und die Generierung von Wissen Mehrwert für Patienten, medizinisches Personal sowie Institutionen des Gesundheitswesens schaffen. Dennoch hinkt die digitale Transformation des Gesundheitswesens hinter der allgemeinen Entwicklung her.

    Die Implementierung digitaler Lösungen und die Nutzung von Health Analytics oder Telekonsilen bieten zukunftsweisende Möglichkeiten für die Patientenbehandlung sowie zur Optimierung der Abläufe im Krankenhaus. Health Analytics sammeln, filtern und bereiten Patientendaten auf, um Analysen, Auswertungen oder Prognosen zu erstellen. Auch Telekonsile bieten die Möglichkeit eine qualifizierte Zweitmeinung eines virtuell zueschalteten Experten zu erhalten. Der Einsatz dieser neuen Technologien wie Health Analytics und Telekonsilen ist u.a. abhängig von der Nutzenerwartung der MedizinerInnen im täglichen Umgang damit. Innovative technologische Lösungen können daher neue Logiken im Krankenhausmanagement einführen, bestehende Logiken ändern und Spannungen erzeugen.

    Trotz grundlegender Vorteile des (digitalen) Informations- und Wissensaustausches, die durch Gesundheitsinformationssysteme wie beispielsweise telemedizinische Anwendungen ermöglicht werden, sind zu deren effektiven Implementierung und Optimierung weitere Forschungsansätze aus dem Wissensmanagement und der Technologieakzeptanzforschung notwendig.

    Das Forschungsziel besteht folglich darin, den Nutzen und die Nutzenqualität für die Anwenderinnen und Anwender von Gesundheitsinformationssystemen am Beispiel von Telekonsilen zu untersuchen und Handlungsempfehlungen auszusprechen, wie deren Akzeptanz erhöht werden kann.

    Zentrale Forschungsfragen

    • Welche Faktoren erklären die Nutzung von Health IS, insbesondere von Telekonsilen und Health Analytics?
    • Welche Kompetenzen benötigt die Ärzteschaft zur Nutzung von Telekonsilen oder Health Analytics?

    Methodisches Vorgehen

    • Qualitative Interviewstudie: Experteninterviews mit 22 Ärztinnen und Ärzten aus dem Netzwerk des virtuellen Krankenhauses in 2021/2022
    • Quantitative Studie: Online-Befragung von Ärztinnen und Ärzten
    • Qualitative Interviewstudie: Narrative Experteninterviews mit 23 im Krankenhaus tätigen Personen, insbesondere Ärztinnen und Ärzten
  • ... zu den zentralen Forschungsfragen

    • Das Wissensmanagement wird durch Telekonsile unterstützt. Bestimmte gesundheitsspezifische Faktoren wie die Individualität der Patienten, die technischen Mittel und die technischen Kompetenzen der Ärzteschaft bedingen den Wissensaustausch innerhalb der Telekonsile.
    • Die technischen Infrastrukturen der Krankenhäuser beeinflussen die Nutzung von Telekonsilen. Kleinere Krankenhäuser benötigen häufig zusätzliche Ausstattung und technischen Support.
    • Health Analytics führen zu mehr Transparenz beispielsweise bei der Behandlung der Patienten. Die Einführung von Health Analytics ist mit Implikationen verbunden: Verschiebung der Haftung der MedizinerInnen, erhöhter Zeitdruck sowie veränderte Verantwortlichkeiten. Diese Aspekte können bestehende Spannungen und Konflikte verstärken und so zu Ablehnung der Technologie führen.
    • Health Analytics führen zu Wertkonflikten, da sie die bisherige handwerkliche Logik und Herangehensweise sowie Arbeitspraktiken der Ärzteschaft durch eine stärker werdende Industrielogik ersetzen.
    • Telekonsile und Health Analytics beeinflussen ärztliche Kompetenzen und verändern die Prozesse zur Entscheidungsfindung.

    ... zu Transfer und gesellschaftlicher Relevanz

    • Das Wissensmanagement im Gesundheitswesen berücksichtigt die unterschiedlichen Stakeholder noch nicht ausreichend. Neben den von uns erforschten Ärztinnen und Ärzten sollten Studien weitere medizinische Berufsgruppen einbeziehen.
    • Die technische Infrastruktur in deutschen Krankenhäusern sollte verbessert werden, ebenso wie das Training und die Ausbildung der Ärzteschaft zum Einsatz digitaler Technologien.
    • Health Analytics können Spannungen und Konflikte in den Organisationen hervorrufen. Bereits bei der Einführung von Health Analytics sollten diese Spannungen berücksichtigt und ihnen entgegengewirkt werden.
    • Telekonsile und Health Analytics führen zu Verschiebungen von ärztlichen Kompetenzen. Diese sollten frühzeitig in die ärztliche Aus- und Weiterbildung integriert werden.
  • Veröffentlichungen

    Kappler, Karolin; Neft, Florian (2024): Am I right or am I wrong? Wertkonflikte und Werttests im digitalen Raum aus Sicht der Ökonomie der Konventionen, in Varianten digitaler Bewertung. Springer VS, Wiesbaden. (in Veröffentlichung)

    Neft, Florian; Kappler, Karolin; Dohmen, Sandra Maria; Juhra, Christian; Sperling, Kathrin; Bause, Daniela; Smolnik, Stefan (2022): Expertise in die Fläche bringen: Analyse der Covid-19-Telekonsile und szenariobasierte Handlungsempfehlungen, in HMD - Praxis der Wirtschaftsinformatik, Band 59, Heft 6, S. 1564-1576.

    Konferenzteilnahmen und Vorträge

    Neft, Florian; Kappler, Karolin; Smolnik, Stefan: Covid-19 as an Incubator Leading to Telemedicine Usage: KM Success Factors in Healthcare, in Proceedings of the 56th Hawaii International Conference on System Sciences (HICSS-56), 3-6 January, Maui, Hawaii, 2023, 10 Seiten.

    Kappler, Karolin Eva: Am I right or am I wrong? Wertkonflikte und Werttests im digitalen Raum aus Sicht der Ökonomie der Konventionen, in E-Valuate! Gestaltungspielräume & Wertkonflikte in soziodigitalen Bewertungsinfrastrukturen, 19.-20. Mai, Kassel, Deutschland, 2022.

Projektbeteiligte

Univ.-Prof. Dr. Stefan Smolnik Foto: Veit Mette

Univ.-Prof. Dr. Stefan Smolnik

Projektleitung

E-Mail: lehrstuhl.smolnik

Telefon: +49 2331 987-2466

Lehrstuhl Betriebs­wirtschafts­lehre, insbe­son­dere Betriebliche Anwen­dungs­systeme, Fakultät für Wirtschaftswissenschaft

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Prof. Dr. Karolin Kappler Foto: Hardy Welsch

Prof. Dr. Karolin Kappler

Kooperationspartnerin

E-Mail: karolin.kappler

Telefon: +49 2331 987-2462

Professur "Digitalität" an der Katholischen Hochschule NRW

Profil

Univ.-Prof. Dr. Christel Salewski Foto: Volker Wiciok

Univ.-Prof. Dr. Christel Salewski

Kooperationspartnerin

E-Mail: christel.salewski

Telefon: +49 2331 987-4875

Lehrstuhl Gesundheitspsychologie, Fakultät für Psychologie

Profil

Florian Neft Foto: Florian Neft

Florian Neft

Projektmitarbeiter

E-Mail: florian.neft

Lehrstuhl Betriebs­wirtschafts­lehre, insbe­son­dere Betriebliche Anwen­dungs­systeme, Fakultät für Wirtschaftswissenschaft

Profil

Silke Weißenfels Foto: Privat

Silke Weißenfels

Projektmitarbeiterin

E-Mail: silke.weissenfels

Telefon: +49 2331 987-2565

Lehrstuhl Betriebs­wirtschafts­lehre, insbe­son­dere Betriebliche Anwen­dungs­systeme, Fakultät für Wirtschaftswissenschaft

Profil

Kooperationspartner

FI ABD | 25.04.2024