Kolloquium

Thema:
"Die reichen Leute und ihre Kinder sind das natürliche Ziel dieses Verbrechens, nicht die ganz normalen“: Entführungen mit Lösegeldforderungen als Gegenstand einer Kultur- und Wissensgeschichte von Reichen und Reichtum nach 1945.
Referent/-in:
Eva Gajek, Gießen
Adresse:
Digital über Zoom

Anmeldung bitte per Mail an karin.gockel@fernuni-hagen.de.
Termin:
13.04.2021, 18:15 Uhr

In der Geschichte der Bundesrepublik ereigneten sich eine Reihe von Entführungen mit Lösegeldforderungen, bei denen der (vermutete) Reichtum der Opfer das zentrale Auswahlkriterium bildete. „Die reichen Leute und ihre Kinder“, so schrieb die FAZ 1983, seien „das natürliche Ziel“ dieses Verbrechens, „nicht die ganz normalen“. Der Vortrag nutzt die Entführungen als Sonden, um den zeitgenössischen Vorstellungswelten von Reichtum und Reichen in der Bundesrepublik nachzuspüren und damit exemplarisch "den Reichen“ als eine zentrale Sozialfigur auf den Grund zu gehen. Anhand von Vernehmungsprotokollen, Polizeiakten, aber auch Memoiren von Täter*innen und Opfern sowie Medienberichten und wissenschaftlichen Studien aus der Kriminologie und Psychologie soll gezeigt werden, dass Fragen nach dem Preis von Leben, aber auch von Sicherheit, Handlungsmacht und Schuld als Stellschrauben für soziale Ordnungsentwürfe, Gerechtigkeit und Legitimität von sozialer Differenz dienten.

Karin Gockel | 08.04.2024