Kolloquium

Als Oxfam dieses Jahr kurz vor dem Wirtschaftsgipfel in Davos eine Studie vorlegte, die argumentierte, dass in den zehn Jahren seit der Finanzkrise sich die Zahl der Milliardärinnen weltweit nahezu verdoppelt hat, entfachte sich in Medien und Öffentlichkeit erneut eine Debatte über die Legitimität von Reichtum. Die Diskussionen waren dabei dominiert von Begrifflichkeiten wie Verantwortung, Gerechtigkeit und Ungleichheit. Die öffentliche Aufmerksamkeit für das Thema Reichtum steht im deutlichen Gegensatz zur Intensität seiner wissenschaftlichen Bearbeitung. Als Gegenstand sozial- und kulturwissenschaftlicher Forschungen ist Reichtum kaum erschlossen. Bis heute gilt er als „sozialstrukturelle Grauzone“ (Imbusch). Dies lässt sich in noch stärkerem Maß für historische Untersuchungen konstatieren, in denen Reichtum lediglich als Randthema präsent ist. Der Vortrag will mögliche Zugänge zu einer Geschichte des Reichtums im 20. Jahrhundert vorstellen und dabei erste empirische Ergebnisse diskutieren, an denen sich zeigen lässt, wie sich Umgang mit und die Legitimität von Reichtum im 20. Jahrhundert wandelte.