Kolloquium

Thema:
Eine kurze Geschichte digitaler Kriegsöffentlichkeiten
Strukturelle Veränderungen in Russland und der Ukraine seit 2014
Referent/-in:
Felix Ackermann, Warschau
Adresse:
Digital über ZOOM
Anmeldung bitte per Mail an karin.gockel@fernuni-hagen.de
Termin:
05.04.2022, 18:15 Uhr

Im Zuge russischer Kriegsführung in der Ukraine und der global erfolgenden Digitalisierung gesellschaftlicher Kommunikation veränderten sich bereits seit 2014 die Formen von Öffentlichkeit in Russland und der Ukraine. Der Vortrag formuliert erste Fragen zur Erforschung der Politisierung und Kommerzialisierung von Kriegsöffentlichkeiten nach der Annexion der Krim. Um eine Erforschung des ab dem 24. Februar 2022 durch Wladimir Putin vorgenommene Ausweitung der Kampfzone zu ermöglichen, ist eine doppelte Historisierung notwendig: Zum einen die Grundzüge einer Geschichte digitaler Gewalt als regulärem Teil der Kriegsführung im 21. Jahrhundert, zum anderen eine Untersuchung der Zirkulation historischer Narrationen, Bilder und Vergleiche im Internet. Diese Perspektiven ermöglichen, die derzeit anhand des Verhältnisses zwischen der Erinnerung an den Holocaust und an Kolonialverbrechen vehement geführten postkolonialen Debatte über die Grenzen historischer Vergleiche neu zu kontextualisieren.

Felix Ackermann schließt derzeit am Deutschen Historischen Institut Warschau ein Forschungsprojekt zu historischen Gefängnissen als öffentlichen Räumen in Russland, Litauen, Belarus, der Ukraine und Polen ab. An der European Humanities University in Vilnius erforschte er zuvor den Umgang mit Rückkehrern aus dem sowjetisch-afghanischen Krieg, entwickelte mit dem Künstler Mawil ein Comic-Format zu Familiengeschichten über den Zweiten Weltkrieg und schrieb ein Buch über die Auswirkungen der Krim-Annexion auf die litauische Gesellschaft, das 2017 unter dem Titel „Mein litauischer Führerschein“ im Suhrkamp-Verlag erschien. Im März 2022 nahm Felix Ackermann den Ruf an die FernUniversität Hagen an, wo er ab September 2022 am Historischen Institut das Lehrgebiet Public History aufbauen sowie die wissenschaftliche Leitung des Instituts für Geschichte und Biographie übernehmen wird.

Karin Gockel | 08.04.2024