Kolloquium

Thema:
Witwen und Klostergründungen in Thüringen in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts
ReferentInnen:
Franziska Stiebritz, Jena
Adresse:
FernUniversität Hagen Neubau KSW, Universitätsstraße 33 Gebäudeteil B, Raum B 0.025
Termin:
05.04.2016, 18:15 Uhr

Mit dem Witwenstand verband sich seit dem 4./5. Jahrhundert die christliche Konzeption von einer Lebensform, die sich durch Buße, Klage, Trauer und Totensorge auszeichnete. Das Leben der bis in die Ewigkeit treuen Witwe sollte sich ganz auf die Sorge und Pflege der Memoria ihres verstorbenen Ehegatten ausrichten.

Verzicht und Askese postulierten ebenso die religiösen Erneuerungsbewegungen des 11. und beginnenden 12. Jahrhunderts. Die Attraktivität dieser Reformbewegungen strahlte auch auf Laien verschiedener sozialer Schichten aus, sodass nicht wenige der zahlreichen Neugründungen geistlicher Gemeinschaften von Adligen oder begüterten Ministerialen getragen wurden.

Um 1100 rief die bereits zum zweiten Mal verwitwete Paulina auf ihrem Erbgut am nördlichen Rand des Thüringer Waldes ein Benediktinerdoppelkloster nach Hirsauer Vorbild ins Leben. Paulinzella ist allerdings lediglich eines der bekannteren unter den zahlreichen Beispielen für die Gründung einer geistlichen Gemeinschaft durch eine Witwe. Gerade in Thüringen ist dieses Phänomen in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts vermehrt zu beobachten. Allerdings sind andere regionale Beispiele weit weniger gut dokumentiert als die Gründung Paulinas, sodass in Einzelfällen der Stand der Frauen nur zu erschließen ist.

Mithilfe des Vergleichs verschiedener und weitgehend bislang nur wenig erforschter Beispiele aus Thüringen will sich der Vortrag dem Verhältnis von Witwenschaft und Klostergründung zuwenden. Auf dieser Grundlage sollen Einblicke in mögliche Motive und Hintergründe, die Anlass zu den Gründungen geboten haben könnten, gewonnen und diskutiert werden.

08.04.2024