Kolloquium

Thema:
Vertraute Fremde - Zum dargestellten Verhältnis von Saamen und Skandinaviern in altwestnordischer Prosa.
Referent/-in:
Miriam Horn
Adresse:
FernUniversität Hagen TGZ, 3. Stock, Raum B 306
Termin:
05.04.2011 18:15 Uhr

Heute sind die Samen (veraltet: Lappen) u.a. in Norwegen als indigene Bevölkerung offiziell anerkannt. Rückblickend durchlief die samisch-norwegische Kontaktgeschichte wechselvolle Perioden, die in verschiedenen Epochen zumeist durch politische Einfärbungen gekennzeichnet sind. Im Zentrum stand lange die Frage nach dem ursprünglichen samischen Verbreitungsgebiet in Skandinavien, verbunden mit der Debatte darüber, wer die „ersten“ Skandinavier seien – dies war und ist grundlegend für eine Legitimation (macht)politischer Rechtsansprüche beiderseits.

In meinem Vortrag steht das samisch-skandinavische Zusammenleben vor und nach der Christianisierung Norwegens (um 1000) im Mittelpunkt – interpretiert anhand dargestellter Begegnungen von Samen und „Norwegern“ in der altwestnordischen Prosaliteratur.

Der untersuchte Quellenkorpus besteht hauptsächlich aus isländisch-norwegischen Sagas verschiedener Genres (Königs-, Isländer-, Vorzeitsagas) – schriftlich fixiert zwischen dem 12. und 15. Jahrhundert. Die Diskussion um die Bewertung der Sagatexte als historische Quellen bzgl. ihrer Historizität bzw. ihres jeweiligen Anteils von Wahrheit und Fiktion ist kompliziert und, obwohl in der Forschung bereits reichlich diskutiert, noch immer aktuell.

Geht es, wie in diesem Vortrag, um das dargestellte Verhältnis zu „Anderen“ (wie den Samen), so bieten die altwestnordischen Texte eine Fülle an Material, das zweifellos interessante Einblicke liefert und begründete Rückschlüsse auf ein durchaus vertrautes Verhältnis der Norweger zu ihren samischen Nachbarn zulässt.

08.04.2024