Kolloquium

Thema:
Die Befreiung des „Orients“ durch die deutsche Sozialdemokratie zur Zeit des Kaiserreichs.
Das Ordnen von Raum und Zeit als geschichtspolitische Aufgabe zur Lösung der “Nationalitätenfrage“ bzw. „Armenischen Frage“ des Osmanischen Reiches.
Referent/-in:
Niklas Woywod, Bochum
Adresse:
Digital über ZOOM Anmeldung bitte per Mail an karin.gockel@fernuni-hagen.de
Termin:
01.03.2022, 18:15 Uhr

Im Rahmen des Vortrages soll eine Annährung an die Frage hinsichtlich der Bedeutung, der Reichweite und der Repräsentativität des sozialdemokratischen Diskurses zur „Nationalitätenfrage“ des Osmanischen Reich zur Zeit des Kaiserreichs geleistet werden. Bereits die gewaltsamen Aufstände der überwiegend christlichen Bevölkerung, während der ersten Hälfe des 19. Jahrhunderts, forcierte eine innerparteiliche Diskussion um den Erhalt staatlicher Ordnung und der Legitimität von Herrschaft. Entscheidend dabei blieb die aus dem historischen Materialismus abgeleitete Annahme, dass sich das multiethnische und multireligiöse Osmanische Reich hin zu einem modernen Nationalstaat im Sinne der nächsthöheren Stufe der Geschichte entwickeln müsse. Dieser als notwendig erachtete Neuordnungsprozess verband sich mit der Konzeption eines „orientalischen Raumes“, der geschichtlich hinter der europäischen Welt zurückstand. Unter Berücksichtigung des diskurstheoretischen Ansatzes gilt es diesen Raumgedanken vor dem Hintergrund der Entwicklung eines Wissensrahmens über die (deutsche) Nation zu reflektieren und sich so der Frage anzunähern, inwiefern sich aus sozialdemokratischer Sicht anschlussfähig über einen „orientalischen Raum“ sprechen ließ. Im Fokus des Vortrages steht somit die Untersuchung des Wissens über die jeweiligen Geschichtsräume und ihre Entwicklung im Kontext des Strebens der Menschheit zur Einheit. Dieses, so die zentrale These, grundierte und präfigurierte die sozialdemokratische Lesart hinsichtlich der Nationalitätenfrage des Osmanischen Reich; wobei der sog. „Armenischen Frage“ einer besonderen Aufmerksamkeit zuteilwerden soll.

Karin Gockel | 08.04.2024