Kolloquium

Thema:
Autobahnen, Baggerseen und Biotope. Zur Geschichte gemachter Natur im 20. Jahrhundert
Referent/-in:
Philipp Kröger, Siegen
Adresse:
FernUniversität, Universitätsstraße 33, Gebäude 2, Raum 6
Sofern Sie an einer TN per Zoom interessiert sind, wenden Sie sich bitte an karin.gockel@fernuni-hagen.de
Termin:
03.06.2025 18:15 Uhr

Lässt sich Natur herstellen? Kann sogar eine Natur gestaltet werden, die besser ist, als sie ohne menschliche Eingriffe wäre? Diese Fragen scheinen zunächst paradox: Gilt doch gemeinhin Natur als das Gegebene, das sich von der Technik sowie der Kultur, dem Herstellbaren beziehungsweise Gemachten, unterscheidet. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts lässt sich jedoch an verschiedenen Orten beobachten, dass Natur weder allein zu unterwerfen oder auszubeuten noch ausschließlich vor dieser technischen Zurichtung zu bewahren war. Vielmehr ließen sich, so etwa im Verständnis zeitgenössischer Naturschützer:innen und Landschaftsplaner:innen, insbesondere an Orten vorheriger technischer Eingriffe wie des Tagebaus neue Naturen technisch herstellen. Davon zeugt nicht zuletzt die in jüngerer Zeit häufiger bediente Rede von der sogenannten Renaturierung.

Der Vortrag nimmt anhand eines Fallbeispiels – eine seit den 1960er Jahren im Osten Hamburgs gestalteten „Erholungslandschaft“ – einen Streifzug durch die Geschichte der Umweltgestaltung. In dieser durch Kiesabbau entstandenen Landschaft aus künstlichen Wasserflächen kreuzten sich nicht nur die Linien nationalsozialistischer, staatssozialistischer und kapitalistischer Formen der Naturpolitik und -planung. Ungefähr seit Mitte der 1970er Jahren traten vermehrt Zweifel an dem Glauben an die technische Machbarkeit von Natur auf: War sie also wirklich herstellbar, wie es zuvour, in einer Phase der Planungseuphorie schien?

Karin Gockel | 22.04.2025