Projekt

Ruhrexkursion

Status:
abgeschlossen

Interessant und anstrengend

Das Lehrgebiet Geschichte und Gegenwart Alteuropas zeigte Studierenden das Ruhrgebiet in der Vormoderne

Erschöpft sitzen die Studierenden und Lehrenden auf Bänken unter freiem Himmel. Die Anstrengungen der letzten Tage sind ihnen anzusehen. Trotzdem hält die Müdigkeit sie nicht davon ab, noch einmal konzentriert zuzuhören. Interessiert saugen sie die Informationen auf, die ihnen geliefert werden. Zwei Referate bilden den Abschluss des heutigen Tages. Die Themen werden nahezu greifbar, wenn man sich umsieht. Die 25-köpfige Gruppe sitzt im Innenhof der Zeche Zollern in Dortmund. „Es ist uns als Historiker wichtig, an die Orte zu gehen, an denen es passiert ist“, erklärt Prof. Dr. Felicitas Schmieder. Das Lehrgebiet Geschichte und Gegenwart Alteuropas der FernUniversität in Hagen hat daher genau dies getan. Vom 22. bis zum 28. August zeigte es den Studierenden „Das Ruhrgebiet in der Vormoderne“.

Der Weg in die Tiefe. Studierende und Lehrende erkunden einen Stollen.

Präsenzveranstaltungen verbessern die Erfolgschancen

Exkursionen in einem Fernstudium, das ja gerade nicht auf die räumliche Nähe von Studierenden und Lehrenden abzielt – wer hätte das gedacht? Für die FernUniversität in Hagen ist aber genau dieses ein besonderer Grundpfeiler ihres Erfolges: In allen ihren Studiengängen gehören Präsenzveranstaltungen zum erfolgreichen Blended-Learning-Lernkonzept. Nach den Erfahrungen von Prof. Schmieder werden Exkursionen und andere Präsenzveranstaltungen von ihren Studentinnen und Studenten sehr geschätzt. Zum Einen können sie so einen persönlichen Eindruck von den Landschaften gewinnen, in denen Geschichte stattgefunden hat, zum Anderen können sie sich mit Kommilitoninnen und Kommilitonen austauschen. Und auch die Lehrenden können sie besser kennenlernen: „Das erhöht die Erfolgschancen – und Spaß macht das Lernen ‚vor Ort’ doch auch.“

Ihre Studierenden sehen das genauso: „Exkursionen mit Frau Schmieder sind zwar anstrengend, aber dafür nimmt man auch richtig viel mit. Wir waren gestern und vorgestern schon auf der Hohensyburg, im Hagener Freilichtmuseum und in der Balver Höhle. Ich bin gespannt, wie es heute so wird“, sagt eine Studentin voller Tatendrang am Morgen. Nachdem die 21 Studierenden bereits in die steinzeitliche und mittelalterliche Geschichte des Ruhrgebiets eintauchen konnten, geht es heute in die Neuzeit. Die Zeche Nachtigall und der Rundweg Muttental in Witten zeigen die „Wiege des Ruhrgebietsbergbaus“.

Mehr Informationen als Zeit

Strammen Schrittes geht es los. Neun Kilometer ist der Muttentalwanderweg lang. Studierende und Lehrende sind perfekt ausgerüstet: Geplant ist, die Strecke in gut zwei Stunden zurückzulegen. Nach ein paar hundert Metern gibt es jedoch bereits die erste Pause: ein alter Stollenausgang. Michael Fessner vom Deutschen Bergbaumuseum ergreift das Wort und beginnt die Geschichte des Ruhrgebietsbergbaus zu erläutern. An allen Stationen des Rundwegs hat Fessner viel zu erzählen. Und das Interesse ist groß. Schon fast zu groß. Die Zeit wird langsam knapp. Zudem soll auch noch Zeit für eine kurze Stärkung sein, bevor die Führung durch die Zeche beginnt.

Lernen und erleben: Ein Vortrag auf dem Gelände von Zeche Zollern.

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Ein gemeinsamer Imbiss gehört auch zu einer Exkursion: „Für uns Fernstudierende ist es schön, andere Kommilitoninnen und Kommilitonen und auch die Menschen hinter den Professoren kennenzulernen“, sagt eine Studentin aus Duisburg. Genauso wie sie kommen die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Region. Aber auch vier „Auswärtige“ hat es für die Exkursion ins Ruhrgebiet verschlagen: „Ich komme aus dem Schwarzwald und wusste vorher nicht viel über die Gegend. Ich hätte nicht gedacht, dass sie so vielfältig ist.

In der Zeche Nachtigall übernimmt ein neuer Führer. Bevor es in die ewige Dunkelheit geht, führt er die Gruppe zunächst zum Herzen der Zeche, der Dampfmaschine. Eine riesige schwarze Maschine. Riesig erscheint auch der hohe Kamin auf dem Zechengelände. „Nur zum Vergleich: Der ist gerade einmal 47,5 Meter hoch. In der Zeche Nachtigall sind die Bergleute 450 Meter in die Tiefe gefahren“, gibt der Fachmann zu bedenken.

Die Exkursionsteilnehmer gehen an diesem Tag nur einige Meter in den Berg hinein. Wieder zurück im Tageslicht scheint die Sonne. Der nächste Weg führt zum Bus. Der Zeitplan ist eng gestrickt. Zeche Zollern in Dortmund heißt das Ziel.

Dort endet der Tag mit zwei Referaten. Alle Teilnehmer mussten für die Exkursion ein Thema vorbereiten. Dr. Uta Kleine, Mitarbeiterin am Lehrgebiet: „Heute hatten wir zwar viele Führungen. An anderen Stellen übernehmen aber auch die Studierenden die Leitung.“ Durch das breite Spektrum der Ruhrgebietsgeschichte ist für jeden ein passendes Thema dabei. „Es war uns wichtig zu zeigen, dass die Geschichte im Ruhrgebiet nicht erst mit der Industrialisierung begonnen hat. Hier gab es auch schon vorher etwas“, betont Prof. Dr. Thomas Sokoll. So gehören unter anderem auch noch der mittelalterliche Domschatz in Essen, das Stadthistorische Museum in Duisburg und das Römermuseum in Haltern zum Programm der Exkursion. „Es war zwar bisher schon anstrengend, aber drei Tage haben wir noch vor uns“, lacht eine erschöpfte Prof. Schmieder.

Carina Grewe | 08.04.2024