Profil

Das Lehrgebiet „Geschichte und Gegenwart Alteuropas“ widmet sich in vergleichender Perspektive den vormodernen Epochen der europäischen Geschichte (Antike, Mittelalter, Frühe Neuzeit) und ihrer Ausstrahlung in die Gegenwart.

Das Lehrgebiet Geschichte und Gegenwart Alteuropas bildet das Fundament des Hage­ner Fachprofils. Es spannt einen weiten zeitlichen Bogen von der Entstehung der Schriftkultur in der griechischen Antike im 8. Jahrhundert v. Chr. bis zur demokratisch-industriellen Dop­pelrevolution im 18. und frühen 19. Jahrhundert.

„Europa“ meint keine geographisch feste Einheit, sondern einen historischen Kulturraum, der von traditionalen, agrarisch-ständisch geprägten Gesellschaften mit segmentärer Literalität bestimmt ist: die griechisch-römische Zivilisation, das lateinisch-christliche Mittelalter und die europäische Staatenwelt des konfessionellen Zeitalters. Dieser vormoderne Kern steht zudem seit der Antike im engen Austausch mit benachbarten, eng verwandten Kulturen (Judentum, byzantinischer und russisch-orthodoxer christlicher Osten, mittelmeerischer Islam), aber auch mit „fremden“ Völkern (z.B. Persern, Karthagern, Mongolen). Erst aus diesen vielfältigen und (proto-)globalen kulturellen Begegnungen ist das moderne Europa hervorgegangen. Die Anbindung an die Moderne gelingt durch den konsequenten Blick auf das Hineinwirken der vormodernen Geschichte Europas ins moderne Bewusstsein und umgekehrt die Prägung der Geschichtserzählung über das vormoderne Europa durch moderne/ gegenwärtige Perspektiven. Hier geht es nicht (nur) um objektive historische „Fakten“, sondern um „Vergangenheitsbilder“, in denen sich die moderne Gesellschaft ihrer Vorge­schichte erinnert, indem sie die Vormoderne entweder als kulturelles Erbe und Traditions­zusammenhang vereinnahmt oder als verlorene Traumwelt verklärt oder als finstere Gegen­welt verdammt. Über diese allgemeine und breite Orientierung in der Lehre hinaus setzen die Mitarbeiter:innen in der Forschung eigene spezifische Themenschwerpunkte, in die mehr und mehr methodische Perspektiven der Digital History integriert werden: vormoderne interkulturelle Transfer- und Wahrneh­mungsprozesse, Religion und Kirche als Fundierung des gesellschaftlichen Lebens und Mittel der Kommunikation, (Landes)Geschichte des Adels und der adligen Kultur, mittelalterliche Stadtgeschichte, vormo­derne Raumordnungen und -vorstellungen, Kulturgeschichte von Diplomatie, Hof und Dynastien mit biographischem Fokus, Gelehrtenrepublik.