Promotionsprojekt

Lembke-Schlaaff, Katrin: Die Endphase der welfischen Landesuniversität Helmstedt (1576-1810) im Zeichen von Reformüberlegungen und napoleonischer Rationalisierung

Projektleitung:
Prof. Dr. Felicitas Schmieder
Mitarbeitende:
Katrin Lembke-Schlaaff
Status:
laufend

Die Endphase der welfischen Landesuniversität Helmstedt (1576-1810) im Zeichen von Reformüberlegungen und napoleonischer Rationalisierung

Die 1576 von Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel gegründete protestantische Universität Helmstedt (Academia Julia) war die erste Landesuniversität im welfischen Herrschaftsgebiet und über zwei Jahrhunderte hinweg ein international bedeutendes Zentrum humanistischer Bildung und lutherischer Theologie im norddeutschen Raum. Im 18. Jahrhundert verlor sie jedoch zunehmend an Bedeutung: Neue Konkurrenzuniversitäten in Kiel, Halle und Göttingen, strukturelle Schwächen, finanzielle Engpässe und gescheiterte Reformversuche führten zu einem schleichenden Bedeutungsverlust und abnehmenden Studentenzahlen.

Die geplante Arbeit soll die Endphase der Universität Helmstedt zwischen etwa 1730 und 1810 als exemplarischen Fall des Scheiterns einer frühneuzeitlichen Universität im Zeitalter der Reformen und des Umbruchs untersuchen. Im Fokus stehen dabei sowohl realisierte als auch gescheiterte Maßnahmen zur Modernisierung und Attraktivitätssteigerung der traditionsreichen Hochschule. Es stellt sich die Frage, wie stark der Niedergang durch äußere politische Einflüsse oder durch interne Reformmängel und institutionelle Widerstände verursacht wurde.

Die napoleonische Zeit war für die Universität Helmstedt von besonderer Bedeutung, da sie zu ihrem Niedergang führte. Nachdem Jérôme Bonaparte, Napoleons Bruder, das Königreich Westphalen als französischen Musterstaat auf deutschem Boden errichten wollte, wurden zwei von fünf Universitäten als unwirtschaftlich eingestuft. So kam es 1810 zur Schließung der frühneuzeitlichen Universitäten Helmstedt und Rinteln; ihre Bestände wurden zerstreut und ihre Traditionen gingen verloren.

Auf der Grundlage bislang kaum ausgewerteter Quellen – vor allem aus dem Landesarchiv Wolfenbüttel, ergänzt durch Bestände aus den Archiven in Helmstedt, Marburg und Göttingen – wird dieser Prozess aus ideengeschichtlicher, institutionengeschichtlicher und bildungspolitischer Perspektive analysiert. Die Arbeit soll damit einen Beitrag leisten zur Erforschung des Übergangs von der frühneuzeitlichen zur modernen Universität sowie zur Universitäts- und Aufklärungsgeschichte im späten Alten Reich und in der napoleonischen Zeit.

Katrin Lembke-Schlaaff