Promotionsprojekt
Gallistru-März, Patrizia: Volkssprachliche Übersetzungen der Geographia des Ptolemaios im 15. Jahrhundert am Beispiel der venezianischen Handschrift Ms. It. Cl. VI, 24 = (6111)
- Projektleitung:
- Prof. Dr. Felicitas Schmieder
- Mitarbeitende:
- Patrizia Gallistru-März M.A.
- Status:
- laufend
Volkssprachliche Übersetzungen der Geographia des Ptolemaios im 15. Jahrhundert am Beispiel der venezianischen Handschrift Ms. It. Cl. VI, 24 = (6111) (Arbeitstitel)
Im Fokus dieses Dissertationsprojektes steht ein anonymes Arbeitsmanuskript aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Es handelt sich womöglich um die erste bisher bekannte Übersetzung der Geographia von Klaudios Ptolemaios in eine Volkssprache (Venezianisch). Der Fließtext wird durch Karten und Skizzen sowie zahlreiche geometrische Figuren zur Visualisierung theoretischer Prinzipien, u. a. Projektionen, ergänzt. Der Ausgangstext ist vermutlich die lateinische Übersetzung von Jacobus Angelus (Cosmographia, um 1406).
Ausgehend von der heute in der Biblioteca Nazionale Marciana in Venedig aufbewahrten Handschrift soll der Übersetzungsprozess geographischer Inhalte im 15. Jahrhundert untersucht werden. Dabei wird auf einen geweiteten Übersetzungsbegriff zurückgegriffen, der nicht nur Formen der zwischensprachlichen Übertragung, sondern ebenfalls Aspekte des zeit- und zweckgebundenen Kulturtransfers berücksichtigt. Betrachtet werden dabei die Bedeutung des Volgare für die zeitgenössische kulturelle Kommunikation und Wissensvermittlung sowie die Rolle von Venedig als wichtiges Zentrum der Auseinandersetzung mit geographischem Wissen.
Methodische Grundlage ist der Vergleich ausgewählter Textpassagen sowie kartographischer bzw. geometrischer Darstellungen aus dem venezianischen Manuskript mit lateinischen Handschriften der Geographia sowie mit weiteren antiken und zeitgenössischen Quellen, um Bezüge, Ergänzungen, Kürzungen bzw. Adaptationen zu identifizieren und analysieren. Damit verbunden ist eine Untersuchung konkreter Integrationsstrategien zwischen antikem Wissen und zeitgenössischen geographischen Erkenntnissen.
Abschließend werden weitere volkssprachliche Übersetzungen der Geographia im 15. Jahrhundert untersucht, um deren translatorische und rezeptionsrelevante Ansätze mit der Herangehensweise des Autors der venezianischen Handschrift zu vergleichen und daraus Schlüsse über den Stellenwert der Quelle im Rahmen der Geographie- und Kartographiegeschichte zu ziehen.