Das ‚ganze Haus‘: Otto Brunner und sein Deutungskonzept einer Geschichte Alteuropas. Risiken und Potenziale einer Geschichte vormoderner Domestizität

Thema:
Das ‚ganze Haus‘: Otto Brunner und sein Deutungskonzept einer Geschichte Alteuropas. Risiken und Potenziale einer Geschichte vormoderner Domestizität
Veranstaltungstyp:
Online-Seminar
Zielgruppe:
BA KuWi: Modul G2; Modul G3; MA GeEu: Modul I; Modul II; Modul III;
Ort:
Online
Adresse:
Zoom
Termin:
03.08.2022 bis
26.08.2022
Zeitraum:
Technikcheck Mittwoch 03.08.2022 von 18:30 bis ca. 19 Uhr
Online-Termine jeweils Freitags 5., 12., 19. und 26.08.22 von 17 - 20 Uhr
Leitung:
PD Dr. Uta Kleine
Anmeldefrist:
03.05.2022 - 07.06.2022
Anmeldung:
Online-Anmeldung!
Auskunft erteilt:
PD Dr. Uta Kleine , E-Mail: uta.kleine , Telefon: +49 2331 987-4324

In seinem 1956 erschienenen Aufsatz: Das „ganze Haus“ und die alteuropäische „Ökonomik“ entwirft Otto Brunner erstmals ein zusammenhängendes Konzept „Alteuropas“, jener Zeit zwischen griechischer Antike und Früher Neuzeit, die er durch eine gemeinsame Sozial- und Wirtschaftsstruktur langer Dauer verbunden sieht. Ihr Zentrum bildet Brunner zufolge das „Haus“ (oikos, villa, domus/ mansus), welches er als das „grundlegende Sozialgebilde aller bäuerlichen und bäuerlich-adeliger Kulturen“ (S. 107) versteht. Es umfasst das Gebäude (aedificium, habitatio, palatium) ebenso wie die hieran geknüpften Siedlungs-, Rechts-, Wirtschafts- und Sozialformen (familia, oikonomia). Erst im Laufe des 18. Jahrhunderts wird die vormoderne „Hauswirtschaft“ durch die moderne „Marktwirtschaft“ abgelöst.

Anknüpfend an die Gedanken Brunners, die von nachfolgenden Mediävisten zugleich kritisch und konstruktiv aufgegriffen und weiterentwickelt wurden, wollen wir uns aus mediävistischer Sicht mit der Rolle des Hauses und der Domestizität (als der Summe aller mit dem Haus verbundenen Vorstellungen und Handlungsformen) beschäftigen: Aneignung und Bewirtschaftung des Bodens, Formen des Zusammenlebens und der Arbeitsorganisation, Theorien über häusliches Wirtschaften und ‚hausgebundene‘ Herrschaftsformen).

Anhand von theoriegeleiteter Literatur und konkreten Fallbeispielen aus der Spätantike und dem frühen Mittelalter sollen diese Aspekte besprochen werden. Dies auch vor dem Hintergrund der Frage, inwieweit das ideologisch nicht unproblematische Alteuropakonzept Brunners im Lichte der gewandelten Verhältnisse weiterhin Bestand haben kann.

Nach Ablauf der Anmeldefrist werden Ihnen auf einer Moodle-Plattform weitere Materialien zur Vorbereitung zur Verfügung gestellt. Dazu gehören auch Anteile des u.a. Studienbriefes, dessen Belegung keine Teilnahmevoraussetzung darstellt. Auch eine Liste möglicher Referatsthemen (Kurzreferate) werden sie dort finden.

Zum Einlesen:

Otto Brunner, Das „ganze Haus“ und die alteuropäische Ökonomik, in: ders., Neue Wege der Verfassungs- und Sozialgeschichte, 3. Aufl. Göttingen 1980, 103-127

Otto Gerhard Oexle, Haus und Ökonomik im früheren Mittelalter, in: Person und Gemeinschaft im Mittelalter. FS für Karl Schmid, hg. v. Gerd Althoff, Sigmaringen 1988, 101-122

Jean Chapelot/ Robert Fossier, The Village & House in the Middle Ages, Berkeley/ Los Angeles 1985 [frz.: Le village et la maison, Paris 1980]