Lüdenscheider Gespräche

Foto: Droemer-Knaur-Verlag

Aktuelle Veranstaltung:

„Pericallosa: Eine deutsche Erinnerung“

Buchpräsentation und Gespräch mit Evelyn Roll (Journalistin und Autorin)

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Seit 1993 gibt es die „Lüdenscheider Gespräche“, eine Veranstaltungsreihe des Instituts für Geschichte und Biographie, bei der die subjektive, lebensgeschichtliche Perspektive auf Geschichte im Mittelpunkt steht. Die Referenten haben oft selbst „Geschichte gemacht“ und treten als Zeitzeugen auf. Oder Sie haben sich als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Biographinnen und Biographen, Publizistinnen und Publizisten oder Filmemacherinnen und Filmemacher mit ausgewählten Persönlichkeiten der Geschichte näher befasst bzw. sich mit dem Schicksal bestimmter Personengruppen auseinandergesetzt. Das Angebot reicht vom Kolloquium für wissenschaftlich Interessierte über Veranstaltungen mit Zeitzeugen bis hin zu Filmvorführungen und Vorträgen bekannter Persönlichkeiten. Nach den Vorträgen oder Gesprächen hat das Publikum die Gelegenheit, sich zu beteiligen.

Viele „Lüdenscheider Gespräche“ wurden und werden aufgezeichnet und sind jederzeit in der Mediathek abrufbar.

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Zur Zeit veranstalten wir hybrid, also live im Kulturhaus und gleichzeitig digital in Zoom. Die aktuellen Zugangsdaten finden sie oben auf dieser Seite. Es ist keine vorherige Anmeldung erforderlich.

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Programm für 2024

    • Vortrag: PD Dr. Eva Ochs, FernUniversität in Hagen, Institut für Geschichte und Biographie
    • Moderation: Dr. Almut Leh, FernUniversität in Hagen
    • Termin: 24.01.2024, 18:00 Uhr
    • Ort: Kulturhaus Lüdenscheid

    zum Pressebericht in den Lüdenscheider Nachrichten

    Die Industrialisierungsgeschichte des Ruhrgebiets war im 19. Jahrhundert geprägt von Unternehmerdynastien. Auch mittelständische Industriepioniere wie Friedrich Harkort oder Wilhelm Funcke in Hagen wollten ihr Werk an ihre Nachkommen weitergeben.

    Die Struktur von Familienunternehmen schuf nach außen Vertrauen, bot aber nach innen auch vielfältigen Konfliktstoff. Über die Grenzen des Ruhrgebiets hinaus bekannt sind die Familien Osthaus und Harkort, die mit dem Hohenhof und dem Haus Harkorten in Hagen auch wichtige architekturgeschichtliche Marksteine hinterlassen haben. Die Spuren der Unternehmerfamilien sind bis zum heutigen Tag im Stadtbild sichtbar. Sie waren nicht nur als Arbeitgeber:innen, sondern auch als Kunstmäzen:innen und Förder:innen sozialer Einrichtungen präsent.

    Eva Ochs interviewte heute noch lebenden Nachfahr:innen Hagener Unternehmerfamilien des 19. Jahrhunderts. In Videoporträts geben sie Auskunft über die spezifische Verbindung von Familien- und Firmengeschichte, aber auch über Lebenswelten und Erinnerungskulturen.

    Im Zentrum des Vortrags mit Filmbeispielen wird die seit 1819 bestehende Wachholderbrennerei Eversbusch stehen. Die Brüder Christoph und Peter Eversbusch betreiben in sechster Generation die Wachholderbrennerei Eversbusch (seit 1817) im Hagener Stadtteil Haspe als Familienunternehmen.

    Eva Ochs ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte und Biographie; der Schwerpunkt ihrer Forschungen liegt in biographischen Zugängen zur Geschichte im 19. und 20. Jahrhundert. Zuletzt hat sie publiziert zum Thema der „work-life-balance“ von Männern des Bürgertums im 19. Jahrhundert und sich damit auch mit Unternehmerbiographien beschäftigt.

    • Lesung und Gespräch mit Prof. Dr. em. Dirk Kaesler, Potsdam

    • Moderation: Dr. Dorothee Neumaier, FernUniversität in Hagen

    • Termin: 20. März 2024, 18:00 Uhr

    • Ort: Kulturhaus Lüdenscheid

    Bericht in den Lüdenscheider Nachrichten von Thomas Krumm

    In den Heimen des SS-Vereins „Lebensborn“ konnten insbesondere ledige Frauen Kinder – anfangs oftmals von SS-Offizieren – zur Welt bringen, die als „rassisch wertvoll“ galten und die Zukunft des deutschen Volkes garantieren sollten. Der Soziologe Dirk Kaesler hat spät im Leben herausgefunden, dass er in einem solchen Heim zur Welt kam – und sich auf Spurensuche begeben. Er findet heraus, dass er nicht nur in einem „Lebensborn“-Heim zur Welt kam, sondern dass sein Vater nicht der im Krieg gefallene Ehemann der Mutter ist, dessen Namen er trägt. Tatsächlich hatte seine Mutter als Angestellte des „Lebensborn“ ein Liebesverhältnis mit einem SS-Offizier, der sein leiblicher Vater ist.

    In einem sehr persönlichen Buch zeichnet er den langen Weg seiner Selbsterkundung nach und nimmt dabei die historischen Umstände in den Blick. Die Systembrüche zwischen der agrarisch geprägten Lebenswelt der Großeltern im Kaiserreich, der Weimarer Republik, dem Nationalsozialismus und der kargen Nachkriegszeit liefern den Rahmen für ein jahrzehntelanges Familiendrama, das sorgfältig verschwiegen wurde. Mit „Lügen und Scham“ liefert Kaesler das grundierende Thema der deutschen Nachkriegsgesellschaften.

    Dirk Kaesler, Jahrgang 1944, ist emeritierter Universitätsprofessor für Soziologie. Seine soziologische Sichtweise ist geprägt durch seine jahrzehntelange Beschäftigung mit Max Weber, Norbert Elias, Erving Goffman und Pierre Bourdieu. Seine Biografie Max Webers (Max Weber. Preuße, Denker, Muttersohn. Eine Biographie. C. H. Beck) erfuhr große Beachtung. 2021 erschien von ihm – zusammen mit der Kulturjournalistin Stefanie von Wietersheim – „Schön deutsch. Eine Entdeckungsreise“.

  • Buchpräsentation und Gespräch mit Evelyn Roll (Journalistin und Autorin)

    Vorleserin: Marlen Ulonska (Schauspielerin)

    Moderation: Christian Bley (Verein Ge-Denk-Zellen Altes Rathaus Lüdenscheid e.V.)

    Mittwoch, 8. Mai 2024, 18:00 Uhr

    Kulturhaus Lüdenscheid

    Evelyn Roll, Journalistin und Publizistin u.a. bei der Süddeutschen Zeitung, hat eine schwere Gehirn-Operation zum Anlass genommen, ihrer Familiengeschichte nachzugehen. Dabei kommt sie ihren eigenen, verdrängten Erinnerungen und den Geheimnissen ihrer Familie ganz neu auf die Spur. Sie geht den NS-Verstrickungen beider Großväter auf den Grund, sie entdeckt, dass es einen verleugneten Halbbruder gibt und nie betrauerte große Lieben der Eltern, in der ehemaligen DDR findet sie plötzlich neue Verwandte.

    Pericallosa ist eine Generationengeschichte und zugleich das Buch einer Generation, die im Wirtschafts-Wunderland erwachsen wurde, und in der Verdrängung, nicht Erinnerung an der Tagesordnung war.

    „Rolls Genauigkeit führt in die Tiefen – der Psyche wie der Geschichte –, ihre Ironie entlastet, ohne zu verharmlosen. Und ihre phänomenale Begabung, den Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis in literarische Sprache zu übersetzen, bannt ihre Leser und macht sie unruhig, zugleich klüger. Eine sehr bemerkenswerte, kühne Expedition in den Kopf und die deutsche Geschichte.“ (Elke Schmitter, in: Die Zeit 02/2024)

    Evelyn Roll, geboren 1952 in Lüdenscheid, studierte Germanistik, Politische Wissenschaften und Journalistik in Freiburg und Mainz. Nach Jahren als freie Journalistin leitete sie ab 1992 das Büro der Süddeutschen Zeitung in Frankfurt am Main. 1995 wechselte sie nach Berlin, wo sie die Hauptstadtredaktion der SZ aufbaute. Neben ihrer journalistischen Tätigkeit veröffentlichte sie Bücher vorrangig zu politischen Themen, darunter mehrere biographische Werke über Angela Merkel.

    Die Veranstaltung findet statt in Kooperation mit dem Verein Ge-Denk-Zellen Altes Rathaus Lüdenscheid e.V. (Bitte Logo einfügen)

  • Film und Lesung mit Cordelia Dvorák und Wanja Müller

    Moderation: Prof. Dr. Felix Ackermann, FernUniversität in Hagen

    19. Juni 2024, 18.00 Uhr

    Kulturhaus in Lüdenscheid

    Im Sommer 2020 wurden die Frauen zum Gesicht der belarussischen Revolution. Nach den gefälschten Präsidentschaftswahlen hatten sie Belarus mit ihren Protestmärschen in die Schlagzeilen der Weltpresse katapultiert. Zu ihnen gehört die Studentin und Aktivistin Marfa Rabkowa, die für die Menschenrechtsorganisation Vjasna ein Freiwilligenzentrum aufgebaut hatte, bevor sie zu 15 Jahren Haft verurteilt wurde. Besonders sichtbar war Maria Kalesnikowa, die charismatischen belarusische Flötistin und Wahlkampfleiterin, die lange in Stuttgart gelebt hatte. Sie wurde zu 11 Jahren Haft verurteilt, weil sie sich für ein demokratisches Belarus engagierte. Seit mehr als einem Jahr gibt es kein Lebenszeichen von ihr. Das belarusische Regime versucht mit fortwährender Repression und Isolation jeglichen Widerstand im Land zu ersticken.

    Die Berliner Autorin und Regisseurin Cordelia Dvorák konnte gemeinsam mit dem Übersetzer Wanja Müller eine Auswahl von Briefen und Tagebuchaufzeichnungen und anderen Zeugnissen besonders mutiger Frauen aus dem Land schmuggeln. Sie erschienen 2024 in der Anthologie: „WENN DU DURCH DIE HÖLLE GEHST, DANN GEH WEITER“ beim Berliner Verlag Edition foto.Tapeta. Inmitten eines Gefängnis-Alltags voller Schikanen, Gewalt und Terror sind diese Zeugnisse Ausdruck der unglaublichen Würde, Kraft und Ausdauer des weiblichen Widerstands in Belarus.

    In Lüdenscheid werden Cordelia Dvorák und Wanja Müller mit einem Film-Essay Einblick geben in den Gefängnisalltag der Frauen. Außerdem lesen sie aus ausgewählten Briefen von Marfa Rabkova und Maria Kalesnikova.

    Das Buch: Cordelia Dvorák (Hg.): WENN DU DURCH DIE HÖLLE GEHST, DANN GEH WEITER. Zeugnisse inhaftierter Frauen in Belarus, Berlin, Edition foto.Tapeta 2024. ISBN: 978-3-949262-32-6

    CORDELIA DVORÁK istAutorin, Regisseurin und Produzentin. In ihrer filmischen Arbeit beschäftigt sie sich neben Fragen zur Ästhetik und Wahrnehmung u.a. besonders mit dem weiblichen Gedächtnis bei der Aufarbeitung von Diktaturen und Gewaltherrschaften, so u.a. in Lateinamerika. Cordelia Dvorák hatte zahlreiche Lehraufträge und Gastprofessuren in Berlin, in Mexico City, New York und Sevilla. Seit 2021 arbeitet sie an einem Kinofilm über das weibliche Gesicht der belarusischen Revolution.

    WANJA MÜLLER, geboren in Kasachstan, kam er mit seiner Familie 1990 in Deutschland an. Abitur in Braunschweig, 1997–1999 sozialer Friedensdienst in Minsk. Studium der Sozialwissenschaften an der Humboldt Universität und Drehbuchschreiben an der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin. 2020–2021 Redaktion und Übersetzung bei ‚STIMMEN AUS BELARUS‘, 2021 - Übersetzung der Gefängnis-Essays des belarusischen Aktivisten Mikola Dziadok „Die Farben einer parallelen Welt“.

  • Vortrag: Dr. Fabian Fechner und Barbara Schneider M.A., FernUniversität in Hagen

    Termin: 02. Oktober 2024, 18:00 Uhr

    Ort: Kulturhaus Lüdenscheid

 
08.04.2024