„Ich musste mich selbst ein bisschen durchkämpfen“

Nach dem Fachabi wollte er Berufsschullehrer werden, doch dann schlug Joscha Beckmann den Weg in die Forschung ein. Seit Februar ist er Professor für Makroökonomie an der FernUni.


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Prof. Joscha Beckmann hat den Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insb. Makroökonomie, übernommen.

Dem Klischee eines klassischen akademischen Werdegangs entspricht Joscha Beckmanns Lebenslauf nicht. Nach seinem Realschulabschluss, einer Ausbildung zum Versicherungskaufmann und Fachabitur stand für ihn zunächst die Frage im Raum, ob er überhaupt zu einem Universitätsstudium zugelassen werden würde. Die Sache ging gut aus. Nach dem Studium der Wirtschaftspädagogik in Duisburg-Essen und der Volkswirtschaftslehre in Göttingen folgte die Promotion und damit der Beginn seiner wissenschaftlichen Karriere. „Ursprünglich wollte ich Berufsschullehrer werden, stellte aber während des Studiums fest, dass mir Volkswirtschaftslehre und Forschung auch sehr viel Spaß machen“, sagt der 42-Jährige. Seit Februar ist Joscha Beckmann Professor für Makroökonomie an der FernUniversität in Hagen.

Nachfolge von Professor Wagner

Der Wirtschaftswissenschaftler übernimmt den Lehrstuhl von Prof. Dr. Helmut Wagner, der 2020 in den Ruhestand ging. Einen Fokus möchte er zukünftig auf Geld und Währungsfragen richten, einem seiner Forschungsgebiete. „Darüber hinaus interessiert mich ganz allgemein die empirische Modellierung von Unsicherheiten, etwa wie politische Unsicherheit, Erwartungen von Firmen oder die aktuelle Geldpolitik auf die Finanzmärkte wirken.“ Eine Workshopreihe zu internationaler Makroökonomie, die an das Center for East Asia Macroeconomic Studies (CEAMeS) der FernUni andocken soll, ist bereits in Planung.

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Ernennung in Corona-Zeiten nur auf Abstand: FernUni-Rektorin Ada Pellert begrüßt Prof. Joscha Beckmann an der FernUni.

Weitere Anknüpfungspunkte für sich sieht Beckmann im Forschungsschwerpunkt Energie, Umwelt & Nachhaltigkeit (EUN). Aufgrund seiner Forschung über den Zusammenhang von Energie- und Devisenmärkten war er schon für das amerikanische Energieministerium tätig, für welches er, gemeinsam mit zwei Kollegen die Abhängigkeiten von Ölpreisen und Wechselkursen erarbeitete.

Affiliiert ist er seit 2013 mit dem Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel. Dort befasst er sich mit globaler Konjunkturforschung und makroökonomischen Entwicklungen in Schwellenländern. „Das ist spannend, weil ich selbst noch etwas drüber lerne, wie die Konjunkturforschung praktisch funktioniert.“ Bildung ist für den Wissenschaftler ein dynamischer Prozess, der niemals aufhört. Vielleicht kann er sich mit dem Konzept der FernUniversität deshalb gut identifizieren, weil ihm der zweite Bildungsweg und eigenbasiertes Lernen sehr vertraut sind.

„Ich musste mich selbst ein bisschen durchkämpfen und kann mich gut in die Situation der Studierenden hineinversetzen, die ständig Lösungen entwickeln müssen, wie sie Familie, Job und Studium unter einen Hut bekommen.“ Deshalb möchte er die Studierenden bestmöglich unterstützen, klassische Studienmaterialien mit digitaler Lehre kombinieren und individuelles Lernen ermöglichen. „Das empfinde ich als schöne Herausforderung.“

In NRW verwurzelt

Bevor er an die FernUniversität wechselte, war Joscha Beckmann seit 2018 als Professor für Geld und Währung an der Universität Greifswald tätig. An Forschungsaufenthalte in Glasgow, London und New York und zahlreiche Konferenzen erinnert er sich immer gerne zurück. Der internationale Austausch hat für den gut vernetzten Wissenschaftler nach wie vor einen hohen Stellenwert. Trotzdem freut er sich, dass er jetzt wieder mehr Zeit in seiner Heimat verbringen kann. „Ich habe schon immer eine starke Beziehung zu NRW gehabt, komme gebürtig aus dem Sauerland und Hagen liegt praktisch genau in der Mitte zwischen meinem Wohnort Essen und meinem Heimatdorf Grevenbrück. Auch deshalb habe ich mich sehr gefreut, meinen Ruf an die FernUni bekommen zu haben.“


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Sarah Müller | 09.03.2021