Neue Videoreihe zu „Gender und Leadership“

FernUni-Gastprofessorin Brigitte Biehl ergänzt das Modul „Zukunftsweisende Führung“ mit Trickfilmen. Sie beleuchten das Thema aus dem kritischen Blickwinkel der Genderforschung.


Führung ist mehr als ein abstraktes Konzept. Hinter dem Begriff stehen echte Menschen aus Fleisch und Blut. Ihre verschiedenen geschlechtlichen Identitäten führen nach wie vor zu Ungleichbehandlung – das verdeutlicht eine neue Videoreihe, die derzeit im Rahmen des Moduls „Zukunftsweisende Führung“ an der FernUniversität in Hagen entsteht. „In der Arbeitswelt gibt es viele unsichtbare Barrieren“, betont Managementforscherin Prof. Dr. Brigitte Biehl. „Meist werden noch immer weiße, heterosexuelle Männer bevorzugt.“

Für das mit dem Lehrpreis der FernUniversität in 2020 ausgezeichnete Mastermodul zeichnet der Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbes. Personalführung und Organisation (Prof. Dr. Jürgen Weibler) verantwortlich, an dem seit Oktober 2021 auch Brigitte Biehls Gastprofessur für Gender und Queer Studies angesiedelt ist. „Ich habe für den dritten Teil des Moduls den Lehrtext ‚Gender und Leadership‘ geschrieben“, erklärt die Forscherin. Die Videos flankieren diesen Text, wiederholen oder vertiefen Inhalte. „Wir wollten komplexe Themen verständlich erklären. Deswegen haben wir uns unterstützend für animierte Videos entschieden, die die Theorie darstellen und mit Bildern unterfüttern.“ Für die Produktion arbeitete Prof. Biehl eng mit dem Zentrum für Lernen und Innovation (ZLI) der FernUniversität zusammen.

Wahrnehmungslücke schließen

Als leicht zugängliches Bildungsangebot stehen die Filme nicht nur Studierenden, sondern allen Interessierten offen. Damit reagiert Brigitte Biehl auf eine Bildungslücke, die im wissenschaftlichen wie öffentlichen Bewusstsein klafft. „Bisher hat die Managementforschung, wenn auch nicht dieser Lehrstuhl, das Thema ‚Gender‘ weitestgehend ignoriert und unterbelichtet. Führung wurde als rational, körperlos und objektiv betrachtet. Das ist sie aber nicht!“, unterstreicht die Expertin. „Führung ist zwischenmenschlich, Führung ist beeinflusst von sozialen Geschlechterklischees und Rollenmodellen, Führung hat etwas mit dem Geschlecht zu tun.“

Foto: FernUniversität
Gastprofessorin Brigitte Biehl

Wissenschaftliche Schlaglichter

Die Videoreihe soll aufklären und Reflektion anstoßen. Ihre ersten fünf Teile stehen jetzt im Videoportal der FernUniversität bereit. Es geht darin um neoliberalen Feminismus, Frauenfeindlichkeit von Frauen und Geschlechterstereotype. In Arbeit sind noch drei weitere Videos, die sich mit Aussehen und Kleidung, LGBTQIA+ und Intersektionalität im Führungskontext beschäftigen. Sie sollen in den kommenden Monaten folgen.

Thematik, die alle angeht

„Die Videos sind nicht nur für Menschen gedacht, die sich als Frauen verstehen“, weist Biehl auf die geschlechtliche Offenheit des Angebots hin. „Zur Zielgruppe gehört, wer sagt: ‚Ich arbeite und will nicht aufgrund meines Geschlechts oder meiner Sexualität diskriminiert oder bevorteilt werden – auf Kosten anderer!‘“ Die Videos helfen dabei, dass Missstände nicht weiter zementiert werden. „Männliche Normen – durchsetzungsstark, unabhängig, visionär – sind für viele noch deckungsgleich mit Führung. Ein Mann der ‚typisch männlich‘ auftritt, hat damit schon einmal einen Vorteil“, analysiert Biehl. Frauen, die diesen Normen folgen, würden hingegen ebenso diskriminiert („zu unweiblich“) wie solche, die sich stereotypisch weiblich geben („zu wenig führungstauglich“). „Sie können es in einem solchen Umfeld nicht richtigmachen – so oder so.“ Insofern ist es nötig, dass auch männliche Zuschauer einen Blick wagen und ihre Sichtweise auf Führung hinterfragen. Wer den heutigen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und rechtlichen Anforderungen als Führungskraft gewachsen sein will, muss die Problematik verstehen, die vielen Unterschiede in der Führungspraxis wertschätzen und mit verschiedenen Menschen zusammenarbeiten können. Um einen gesellschaftlichen Wandel herbeizuführen, kommt es am Ende auf alle an.

 

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Benedikt Reuse | 20.04.2022