PRO-EVAL
Längsschnittstudie zu Erfolgsfaktoren und zur Wirksamkeitsevaluation bei der Gefährdungsbeurteilung Psychischer Belastung

Infoflyer zu PRO-EVAL (PDF 288 KB)
Gute Arbeitsbedingungen beeinflussen Gesundheit und Wohlbefinden von Beschäftigten und damit nicht nur Fehltage und Fluktuationsquoten, sondern auch die Produktivität im Unternehmen entscheidend. Um die Zufriedenheit, Gesundheit und Leistungsfähigkeit ihrer Beschäftigten langfristig zu fördern, haben Unternehmen die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung als strategisch wichtiges Instrument erkannt. Neben der Erfüllung gesetzlicher Vorgaben führt die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung auch zu Beschäftigten, die sich langfristig gesund und motiviert für das Unternehmen einsetzen und sich so mit dem Unternehmen weiterentwickeln.
Unsere Ziele
Das PRO-EVAL-Projekt ist eine Kooperation der FernUniversität in Hagen mit der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI) und der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) und hat das Ziel die Erfolgsfaktoren bei der Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung zu identifizieren und eine Wirksamkeitsevaluation des Prozesses durchzuführen. Dafür soll eine 12-monatige Längsschnittstudie mit drei Messzeitpunkten im betrieblichen Setting durchgeführt werden. Das Projekt soll Erkenntnisse darüber liefern, welche Prozessfaktoren der zu einer erfolgreichen Umsetzung der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung inklusive der Maßnahmenumsetzung beitragen können. Des Weiteren soll ein praktisch handhabbarer, kompakter Evaluationsleitfaden, welcher die Umsetzung und Wirksamkeit von Maßnahmen zur Verringerung kritischer Belastungsfaktoren bewertet, entwickelt, erprobt und anhand der tatsächlich erfolgten Veränderungen der psychischen Belastungssituation validiert werden. Die in dem Projekt geplante Studie soll Erkenntnisse darüber liefern, wie das Auftreten von Gesundheitsbeeinträchtigungen im zeitlichen Verlauf mit der Ausprägung der psychischen Belastungsfaktoren zum ersten Messzeitpunkt zusammenhängen.
Zusammenfassend möchte das Forschungsprojekt PRO-EVAL daher die drei folgenden Forschungsschwerpunkte setzen:
- Identifikation von Faktoren, die zu einer erfolgreichen Umsetzung des Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung Prozesses und der Maßnahmenumsetzung beitragen.
- Entwicklung und Testung eines Leitfadens zur Umsetzungs- und Wirksamkeitsevaluation der Gefährdungsbeurteilung
- Überprüfung von Zusammenhängen zwischen Ausprägungen der Belastungsskalen des Fragebogens zur Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen (FGBU) und psychischen Beanspruchungsindikatoren im zeitlichen Verlauf, um die prognostische Validität der Ergebnisse des FGBU zu prüfen.
Unser Angebot an Sie
Im Rahmen des PRO-EVAL-Projekts unterstützen wir Sie bei der Durchführung und Etablierung der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung in Ihrem Betrieb. Als erfahrene Arbeitspsycholog*innen bieten wir Ihnen an, Sie kostenlos bei den folgenden Schritten zu unterstützen:
- Planung einer Befragung: Wir beraten Sie bei der sinnvollen Festlegung von Tätigkeiten und Bereichen für die eine gemeinsame psychische Gefährdungsbeurteilung durchgeführt werden soll.
- Erhebung: Wir ermitteln die psychischen Gefährdungen in Ihrem Unternehmen anhand einer Mitarbeitendenbefragung mit dem wissenschaftlich geprüften und etablierten Fragebogen zur Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen (FGBU; Dettmers & Krause, 2020). Die anonymen Mitarbeitendenbefragungen werden bequem im Online-Format durchgeführt.
- Auswertung: Wir nehmen für Sie die fachkundige und fundierte Auswertung der Miterabeitendenbefragungen vor.
- Rückmeldung: Wir erstellen für Sie einen standardisierten Ergebnisbericht zusammen, der Sie detailliert über die Gefährdungen und Unterstützungsfaktoren in Ihrem Betrieb informiert.
- Umsetzungs- und Wirksamkeitsevaluation: Um die Schritte im Prozess der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung in Ihrem Betrieb zielgerichtet und gewinnbringend umsetzen zu können, wird im Rahmen von PRO-EVAL eine Umsetzungs- und Wirksamkeitsevaluation vorgenommen. Dies ermöglicht einerseits die Identifikation erfolgreicher Maßnahmen und zeigt andererseits weitere Verbesserungsmöglichkeiten für den Prozess in der unternehmerischen Praxis.
Schritte:
(im Schema links in der blauen Box)
- Zielgerichtete Umsetzung- und Wirksamkeitsevaluation inkl. Empfehlungen
- Fachkundige Auswertung und Beurteilung, ausführliche Ergebnisberichte
(im Schema rechts in der blauen Box)
- Beratung zum Gesamtprozess und der Einleitung der Analyseeinheiten
- Onlinebefragung mit dem Fragebogen zur Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung (FGBU)
Dokumentation (im Schema in der Mitte) :
- Planung und Vorbereitung
- Festlegen von Tätigkeiten/Bereichen
- Ermittlung der Psychischen Belastung
- Beurteilung der psychologischen Belastung
- Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen
- Wirksamkeitskontrolle
- Aktualisierung/Fortschreibung
Wen wir Unterstützen
Bei Ihrem Betrieb handelt es sich um ein Unternehmen mit mindestens 300 bis 400 Beschäftigten?
Ihr Betrieb verfügt bereits über allgemeine Informationen zum Prozess der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung (Ziel, Ablauf, gesetzliche Grundlage)?
Sie wollen die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung jetzt angehen und sind bereit an einer Längsschnittstudie teilzunehmen und so eine entsprechende Infrastruktur in Ihrem Betrieb aufzubauen?
Sie möchten überprüfen können, ob die erarbeiteten Maßnahmen umgesetzt wurden und wirksam sind?
Dann ist ihr Betrieb für die Teilnahme am PRO-EVAL-Projekt optimal geeignet und Sie können von den Vorteilen der Prozessbegleitung profitieren.
Im Fragebogen werden neben den Arbeitsbedingungen eine Reihe von Gesundheits- und Wohlbefindensfaktoren erhoben, um die Forschungsfragen angemessen beantworten zu können. Über die Bereitschaft die Daten anonymisiert für den Forschungsdatenpool zur Verfügung zu stellen, sowie über die generelle Teilnahme und den Einsatz des Fragebogens (FGBU) sollte daher vorab bereits Einigkeit unter den Sozialpartnern (Geschäftsführung, Betriebsrat, etc.) ihn Ihrem Betrieb herrschen.
Mit Ihrer Teilnahme helfen Sie die gesunde Gestaltung der Arbeit von morgen voranzubringen!
Datenschutz
Alle im Rahmen des Projektes gesammelten Daten werden anonymisiert und ohne Rückschlüsse auf das Unternehmen zuzulassen dem Forschungsdatenpool zugeführt.
Alle relevanten Informationen finden Sie in unseren Informationen zur Datenverarbeitung unten auf dieser Seite.
Kontakt
Sie sind interessiert daran mit uns an Ihrer Seite entspannt in den Prozess der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung einzusteigen? Wir freuen uns auf Ihre Nachricht!
- E-Mail: proeval
- Projektverantwortlich: Prof. Dr. Jan Dettmers
- Projektkoordination: Dr. Christiane Stempel, M.Sc. Ivon Ames
- Weitere Ansprechpartner: Pia-Sofie Vitt
Weitere Infos und Hintergründe
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Im Arbeitsalltag sind die Menschen verschiedenen Arbeitsbedingungen ausgesetzt die auf sie einwirken. In diesem Sinne ist psychische Belastung „die Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen zukommen und psychisch auf ihn einwirken“ (DIN EN ISO 10075-1 (1a)). Psychische Belastungsfaktoren sind dabei zunächst einmal weder positiv noch negativ. Man unterscheidet zwischen Anforderungen und Unterstützungsfaktoren (Arbeitsressourcen). Die Bewältigung von Arbeitsanforderungen erfordert emotionalen oder kognitiven Einsatz von den Beschäftigten. Unterstützungsfaktoren sind dagegen die Aspekte der Arbeit die motivierend und gesundheitsförderlich sind und die die Beschäftigten bei der Bewältigung von Anforderungen unterstützen.
Beispiele für psychische Belastung sind:
- Zeitdruck
- Über- oder Unterforderung
- Störungen in den Arbeitsabläufen
aber auch Unterstützungsfaktoren wie:
- Unterstützung durch Kolleg*innen
- Handlungsspielräume
- Feedback und Anerkennung
Anforderungen und Unterstützungsfaktoren sollten idealerweise ausbalanciert sein, denn zu viele Arbeitsanforderungen können zu Stress und Gesundheitsbeschwerden führen. Bestenfalls ist die Arbeit so gestaltet, dass sie Gesundheit und Wohlbefinden fördert und Möglichkeiten zur Weiterentwicklung bietet.
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Anforderungen und Unterstützungsfaktoren die Beschäftigte bei ihrer täglichen Arbeit erleben sind Gegenstand einer sogenannten Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung. Arbeitgeber sind nach §5 des Arbeitsschutzgesetzes dazu verpflichtet im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung die Gefährdungen denen Beschäftigte am Arbeitsplatz ausgesetzt sind zu erfassen und sie durch geeignete Maßnahmen zu reduzieren. Dabei werden
- Arbeitsaufgabe
- Arbeitsorganisation
- soziale Beziehungen
- Arbeitsplatz- und Arbeitsumgehungsbedingungen
systematisch geprüft und bei Bedarf so umgestaltet, dass gesundheitliche Risiken minimiert oder ausgeschlossen werden.
Die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung besteht aus mehreren Schritten. Zunächst erfolgt die Festlegung von Arbeitsbereichen und Tätigkeiten die im Zuge des Prozesses gemeinsam betrachtet werden sollen, denn laut §5 Abs. 2 des Arbeitsschutzgesetz ist „bei gleichartigen Arbeitsbedingungen […] die Beurteilung eines Arbeitsplatzes oder einer Tätigkeit ausreichend“. Im nächsten Schritt werden die Gefährdungen ermittelt. Das passiert zum Beispiel mit Hilfe von Fragebögen wie dem FGBU, in denen Beschäftigte zu ihren Arbeitsbedingungen befragt werden. Aus den Antworten werden dann die Gefährdungen abgeleitet. Dies geschieht auf Bereichs- oder Tätigkeitsebene. Es werden also nie einzelne Beschäftigte, sondern Gruppen von Beschäftigten die den gleichen Arbeitsbedingungen ausgesetzt sind, betrachtet. Sind die Gefährdungen festgestellt worden, werden im nächsten Schritt geeignete Maßnahmen zu deren Reduktion abgeleitet und umgesetzt. Diese Maßnahmen werden im Weiteren auf Ihre Wirksamkeit kontrolliert. Es wird also geprüft, ob die festgestellten Gefährdungen reduziert werden konnten. Da sich Arbeitsbedingungen und Gegebenheiten ändern können, ist die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung kein einmaliges Ereignis, sondern sollte bei Bedarf wiederholt werden. Die Ergebnisse müssen zudem dokumentiert werden, um Aufsichtsbehörden und Unfallversicherungsträgen nachweisen zu können, das man seiner gesetzlichen Pflicht zur Gefährdungsbeurteilung nachgekommen ist.
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Für weiterführende Informationen und hilfreiche Videos zum Thema empfehlen wir außerdem
Weitere Informationen bieten auch die Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (www.dguv.de) und Ihre jeweilige Berufsgenossenschaft .
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Der Fragebogen zur Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen (FGBU) ist ein von Dettmers und Krause (2020) entwickeltes Instrument zur Ermittlung von psychischen Gefährdungen bei der Arbeit. Den Fragebogen* und Studien zur wissenschaftlichen Güte finden Sie unter:
* In der Mitarbeitendenbefragung im Rahmen des Projekts wird eine gegenderte Variante des Fragebogens verwendet.
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- Anonymisierungskonzept (PDF 115 KB)
- Verfahren und Datenverarbeitung (PDF 135 KB)