Informelles Lernen und Professionalisierung beruflich Tätiger (INPRO)

Projektsteckbrief

Finanzierung:

Eigenmittel

Laufzeit:

seit 2025

Beteiligte

Univ.-Prof.in Dr. Julia Schütz (wissenschaftliche Projektleitung),

Sara Rreshka, M.A. (Wissenschaftliche Mitarbeiterin)

Projektbeschreibung

Informelles Lernen erfährt im Zusammenhang mit lebenslangem Lernen und (digitalisierungsbedingten) Transformationen eine zunehmende Relevanz im erziehungs- und bildungswissenschaftlichen Diskurs. Diese Form des Lernens ist keineswegs neu, wie pragmatistische Lerntheorien (u.a. Dewey 1933;) und praxeologische Perspektiven auf Lernen (u.a. Lave & Wenger, 1991) bereits im Laufe des 20. Jahrhunderts eindrücklich zeigten. Allerdings haben sich im Zuge tiefgreifender Veränderungsprozesse pädagogische Handlungsfelder und die Anforderungen an das in ihnen tätige Bildungspersonal geändert. Demnach scheinen selbstgesteuerte Suchbewegungen, aber auch gemeinschaftliche Aushandlungsprozesse und Vernetzungen in „unsicheren, divergierenden und herausfordernden Situationen der professionellen Praxis“ (Pachner 2024, S. 101) noch mehr an Bedeutung zu gewinnen.

Übertragen auf das informelle Lernen im Arbeitskontext wird das arbeitsbezogene Lernen als eine der bekanntesten und ältesten Form der beruflichen Qualifizierung gesehen (Dehnbostel 2022, S. 17). Während seit den 2000-er Jahren eine deutliche Zunahme (internationaler) empirischer Untersuchungen zum informellen Lernen in betrieblichen Kontexten zu verzeichnen ist (u.a. Molzberger & Overwien, 2004; Egetenmeyer, 2008), gibt es in anderen beruflichen und pädagogischen Kontexten kaum Erhebungen zum informellen Lernen, obwohl es einen wichtigen Beitrag zur Professionalisierung bzw. beruflichen Handlungsfähigkeit leisten kann (u.a. Kuwan, Graf-Cuiper & Tippelt, 2004; Müller-Naevecke, 2020).

mehr Infos

Dieses Forschungsprojekt bietet daher die Möglichkeit, mehr über das informelle Lernen pädagogisch und auch nicht pädagogisch Tätiger zu erfahren. Im Rahmen der Studie soll die Gestaltung dieses Lernens sowie ihre Relevanz für die Professionalisierung unterschiedlicher Berufsgruppen untersucht und verglichen werden. Im Sinne einer professionsübergreifenden Perspektive möchten wir in diesem Zusammenhang Unterschiede in dem informellen Weiterbildungsverhalten der befragten Studierenden in ihren unterschiedlichen Arbeitskontexten analysieren.

Darüber hinaus siedeln sich mehrere Qualifikationsarbeiten unter diesem Forschungsprojekt an.

Das Projekt wird aus Eigenmitteln der Professur Empirische Bildungsforschung finanziert.

Literatur

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Dehnbostel, Peter (2022). Betriebliche Bildungsarbeit. Kompetenzbasierte Berufs- und Weiterbildung in digitalen Zeiten. 3., erweiterte und vollständig neubearbeitete, Auflage. Baltmannsweiler: Schneider.

Dewey, John (1933). How We Think. A restatement oft he relation of reflective thinking to the educative process. Boston: D.C. heath and company.

Egetenmeyer, Regina (2008). Informal Learning in betrieblichen Lernkulturen, Eine interkulturelle Vergleichsstudie. In: Erziehungswissenschaftliche Revue (EWR) 7(5). Baltmannsweiler.

Kuwan, Helmut, Graf-Cuiper, Angelika & Tippelt, Rudolf (2004). Weiterbildungsnachfrage in Zahlen – Ergebnisse der Repräsentativbefragung. In: Barz, Heiner & Tippelt, Rudolf (Hg.), Weiterbildung und soziale Milieus in Deutschland (2. Band, S. 19-86). W. Bertelsmann.

Lave, Jean & Wenger, Etienne (1991). Situated learning: Legitimate peripheral participation. Cambridge University Press. https://doi.org/10.1017/CBO9780511815355

Molzberger, Gabriele & Overwien, Bernd (2004). Studien und empirische Untersuchungen zum informellen Lernen. In: Hungerland, B. (Hg.), Kompetenzentwicklung im Wandel: auf dem Weg zu einer informellen Lernkultur? (S. 69-85). Springer VS. https://doi.org/10.1007/978-3-531-90162-6_4

Müller-Naevaecke, Christina (2020). Die informelle Weiterbildung der Lehrenden in der Weiterbildung. In: Zeitschrift für Erwachsenenbildung in Deutschland. Weiterbildungspersonal – interpersonale Zusammenarbeit. 70(4), S. 29-37.

Pachner, Anita (2024). Professionalität und Professionalisierung in der Erwachsenenbildung: Ungewissheit – Reflexion – Transformation. In: Julia Schütz & Uwe Elsholz (Hg.), Perspektiven auf Professionalisierung in beruflicher Bildung, Erwachsenenbildung und Hochschulbildung (S. 101-114). wbv