Seminar „Behavioral Finance“

Seminarleiter: Prof. Dr. Rainer Baule

Semester: SS 2021

Studiengänge: Bachelor- und Masterstudenten der Studiengänge Wirtschaftswissenschaft, Wirtschaftsinformatik und Volkswirtschaft sowie Wirtschaftswissenschaft für Ingenieure/-innen und Naturwissenschaftler/-innen

Ort: Coesfeld

Teilnehmerzahl: 18

Inhalt:

Sowohl die Neoklassik als auch Teile des Neoinstitutionalismus wie die Prinzipal-Agenten-Theorie fußen auf der Idee des homo oeconomicus als unbegrenzt kognitiv leistungsfähigem, rationalem, im Eigeninteresse handelndem Erwartungsnutzenmaximierer. Dass diese Annahmen idealisiert sind, war den Begründern und Verfechtern dieser Theorien klar. Wie sehr aber teilweise das Verhalten von ökonomischen Akteuren (insbesondere auf Kapitalmärkten) von diesem Idealbild abweicht, und welche Konsequenzen damit verbunden sind, dringt erst seit einigen Jahren bzw. Jahrzehnten langsam in das Bewusstsein der ökonomischen Zunft vor. Maßgeblich hierfür war insbesondere die seit Ende der 1970er Jahre entwickelte Neue Erwartungstheorie (Prospect Theory), die ein realistischeres Bild von Entscheidungen in Risikosituationen zeichnet.

In dem Seminar sollen einige wichtige Aspekte des Verhaltens von Marktteilnehmern in Abweichung von unbegrenzt rationalen Erwartungsnutzenmaximieren beleuchtet werden. Ein Fokus liegt dabei auf dem Verhalten von Investoren auf Finanzmärkten. Ausgewählte Themenfelder können beispielsweise sein:

  • Verlustaversion: Werden Gewinne anders beurteilt als Verluste?
  • Framing-Effekt: Werden Produkte abhängig von ihre Darstellung anders wahrgenommen?
  • Besitztumeffekt: Hängen Investoren zu sehr an ihren Wertpapieren?
  • Dispositionseffekt: Gewinne mitnehmen, Verluste laufen lassen?
  • Attention Grabbing: Wie wird Aufmerksamkeit am Finanzmarkt generiert?
  • Financial Literacy: Handeln Privatanleger anders als institutionelle Anleger?
  • Gambling: Dienen Finanzmärkte als Substitut für Glücksspiele?
  • Selbstüberschätzung: Halten sich Anleger für schlauer als sie sind?
  • Risikowahrnehmung: Was ist eigentlich Risiko?
  • Regret Aversion: Bedauere ich meine Anlageentscheidungen?

Literatur:

Die Grundlage für das Seminar sind Kenntnisse in der klassischen Entscheidungstheorie, dem Bernoulli-Prinzip sowie dessen Verhältnis zur Prospect Theory. Entsprechende Ausführungen findet man in etlichen Lehrbüchern. Wir empfehlen (im Sinne einer Pflichtlektüre) insbesondere Kapitel 5 und 6 aus

Laux, H.; Gillenkirch, R. M.; Schenk-Mathes, H. Y.: Entscheidungstheorie. 10. Auflage, Berlin/Heidelberg 2018.

Pflichtlektüre für alle Teilnehmer ist zudem der Beitrag zur Neuen Erwartungstheorie:

Kahneman, Daniel; Tversky, Amos (1979): Prospect theory: An analysis of decision making under risk. Econometrica 47, 263–291.

Als Einstieg in die Thematik kann empfohlen werden:

Daxhammer, Rolf J.; Facsas, Máté: Behavioral Finance. 2. Auflage, Konstanz/München 2017.

Eine populärwissenschaftliche Einführung bietet:

Kahneman, Daniel (2012): Schnelles Denken, langsames Denken. München 2012.

Weitere Literatur in Form von wissenschaftlichen Beiträgen (zumeist in englischer Sprache) zu den einzelnen Themen wird im Rahmen der Vorbesprechung bekanntgegeben.

Geforderte Leistungen:

  • Teilnahme an der Vorbesprechung,
  • Vorlage und Besprechung eines Gliederungskonzepts,
  • Anfertigung einer Seminararbeit,
  • Präsentation der Seminararbeit,
  • Halten eines Koreferats,
  • Teilnahme an der Diskussion zu allen Seminarthemen.

Voraussetzungen:

Das Seminar ist geeignet für Bachelor- und Masterstudenten der Studiengänge Wirtschaftswissenschaft, Wirtschaftsinformatik und Volkswirtschaft sowie Wirtschaftswissenschaft für Ingenieure/-innen und Naturwissenschaftler/-innen.

Zeitplan:

12.04.2021

Vorbesprechung in Hagen mit Themenvergabe

03.06.2021 Abgabe der schriftlichen Seminararbeiten
23.–25.06.2021 Präsenzphase in Coesfeld mit Präsentation der Seminararbeiten
09.04.2024