Plattformisierung von Kunst und Kultur

Die digitale Entgrenzung von Museumsöffentlichkeiten wirft neue Fragen nach der Sichtbarmachung und Vermittlung von Kunst und Kultur auf. Im Zuge der hiermit zusammenhängen Algorithmisierung bzw. Plattformisierung des Verhältnisses zwischen Museumsobjekten, -subjekten und (institutionalisiertem sowie situativem) Wissen entstehen unsouveräne kuratorische Gefüge, die uns auffordern, historische Verständnisse des Musealen zu überdenken.

Insbesondere seit dem Digitalisierungsschub im Museumsfeld nach den coronabedingten Museumsschließungen scheint es angezeigt, die museale Ausstellung als entgrenzten kuratorischen Apparat neu zu fassen, wobei insbesondere Entgrenzungen im Kontext Sozialer Medien eine bedeutende Rolle spielen. Mit Blick auf museale Social Media-Ausstellungen haben wir es mit technologisch vermittelten Überlagerungen unterschiedlicher kuratorischer Modi und Praktiken sowie mit Erweiterungen musealer Be-Deutungsgefüge zu tun. Der (digital erweiterte) Museumsraum hat sich zudem längst als Ort der Inszenierung von und Auseinandersetzung mit dem eigenen Selbst erwiesen und im Kontext von ‚Engagement‘ unterschiedliche Praktiken der Relationierung hervorgebracht: vom Museumselfie bis zum TikTok-Duett mit Kunstwerken.

Weiterführende Fragen lauten hier etwa:

  • Inwiefern schreiben sich die technischen Funktionsweisen, Interfaces und Ästhetiken digitaler Teilöffentlichkeiten in die Neujustierung musealer Ausstellungen und ihrer Praxis ein?
  • Welche (normativen) Verständnisse von Digitalität, Subjektivität, Materialität zeigen sich in der Überlagerung von Museen und Sozialen Medien? Wie uns als was treten Museen und Soziale Medien hier in Erscheinung?
  • Welche Bedeutung haben museale Politiken und Praktiken des Kuratierens und Kuratiertwerdens in digitalen Teilöffentlichkeiten als in Aushandlung begriffene Relationierungen von Selbst- und Weltverhältnissen? Welche Effekte mit Blick auf museale Subjektivierungsweisen zeitigen ebenjene Verständnisse in der (interaktiven) Ausstellung und Aufführung von Sinn?
  • Inwiefern stellen digital erweiterte Museumsöffentlichkeiten (künstlerisch-kreativen) Möglichkeits- und Verhandlungsräume für Subjektivität dar und wie werden diese (technologisch, ökonomisch, politisch) begrenzt? Welche Ein- und Ausschlüsse kommen hier zum Tragen?
  • Monographien

    2022 Burzan, N.; Eickelmann, J.: Macht­ver­hält­nis­se und Interaktionen im Mu­se­um. Frankfurt a.M./New York: Cam­pus.

    Artikel in Fachzeitschriften und Sammelbänden

    2023, i.E. Eickelmann, J.: Vom Museum zum kuratorischen Apparat. Die Algorithmisierung und Plattformisierung von Deutungsmacht angesichts der digitalen Entgrenzung von Museumsöffentlichkeiten. In: Bedorf, T.; Risthaus, P. (Hg.): Digitale Hermeneutik. Maschinen - Verfahren - Sinn. Hagen: Hagen University Press.
    2023, i.E.

    Eickelmann, J.: Considerérant le presque invisible. Gardiens de musée en tant qu’intermédiaires. In: La Documentation française (Ed.): Documenter les collections de musées. Investigation, inventaire, numérisation et diffusion.

    2023

    Eickelmann, J.; Burzan, N.: Challenges of Multimethod and Mixed Methods Designs in Museum Research. In: Forum Qualitative Social Research (FQS), Special Issue ‚Mixed Methods and Multimethod Social Research – Current Applications and Future Directions’. Open Access

    2022 Eickelmann, J.: Agentieller Realismus und die Performativität digitaler Apparate. Potenziale und Fallstricke auf dem Weg von Subjekten und Dingen zu vermittelten Subjektivationen und Materialisierungen. In: BEHEMOTH - A Journal on Civilisation. Special Issue Neomaterialistische Technik- und Mediensoziologien: Potenziale, Spannungen und Desiderata, hg. v. Josef Barla und Ronja Trischler, S. 44-57. Open Access
    2022 Eickelmann, J. & Burzan, N.: Zur Scharnierfunktion von Museumsaufsichten. Das Museum im Spannungsfeld von musealer Deutungsmacht und Publikumsorientierung. In: Zeitschrift für Kulturmanagement und Kulturpolitik 8 (1), S. 175-207.
    2020

    Eickelmann, J.; Burzan N.: Über die Vermittlungsfunktion des Aufsichts- und Servicepersonals bei der kulturellen Bil­dung im Mu­se­um. In: Timm, S.; Costa, J.; Kühn, C. & Scheunpflug, A. (Hrsg.): Kulturelle Bil­dung. Theoretische Per­spek­tiven, methodologische He­raus­for­de­run­gen, empirische Befunde. Münster/New York: Waxmann, S. 177-196 (unter Mitarbeit von Isabelle Sarther und Lukas Arp).

    2018 Eickelmann, J.: „Schauen Sie sich doch mal die Vasen aus China an!“ Das Aufsichtspersonal im Mu­se­um als ,kritische Zone’ zwi­schen ExpertInnen und Alltagswissen. In: Poferl, A.; Pfadenhauer, M. (Hrsg.): Wissensrelationen. Weinheim: Beltz Juventa, S. 342-352. Open Access
    2018

    Eickelmann, J.: Von Kon­zep­ten und ihren Kategoriensystemen: Erörterungen zu Erlebnisorientierung in Mu­se­um, Kir­che und Kaufhaus als Figuration. In: Burzan, N.; Hitzler, R. (Hrsg): Typologische Konstruktionen. Prinzipien und Forschungspraxis. Wiesbaden: VS, S. 153-178. Open Access

    2016 Eickelmann, J.: Wenn Kunst zum Ereignis wird. Eine Kritik der ästhetischen Praxis erlebnisorientierter Museen. In: Kauppert, M.; Eberl, H. (Hrsg.): Ästhetische Praxis. Reihe: Kunst und Ge­sell­schaft. Wiesbaden: VS, S. 355-376. Open Access

    Rezensionen / Blogbeiträge / Outreach

    2018 Eickelmann, J.: Christian Welzbacher: Das totale Mu­se­um. Über Kulturklitterung als Herrschaftsform, 2017. Berlin: Matthes & Seitz (Edition: Fröhliche Wis­sen­schaft, Bd. 107). In: rezens.tfm. e-Journal für wis­sen­schaft­liche Rezensionen, Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Uni­ver­si­tät­ Wien. Open Access
18.07.2023