Digitale Kompetenzen der Ärzteschaft zur Verschreibung von Gesundheits-Apps

Das Ziel dieses Forschungsprojektes ist es, die Verschreibungsabsicht von Ärztinnen und Ärzten für digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs) zu untersuchen und die zentralen Einflussfaktoren zu identifizieren.

Basierend auf Interviews mit der Ärzteschaft werden geeignete Maßnahmen für die Medizinerausbildung sowie den Praxisalltag abgeleitet. Daneben evaluiert das Projekt den Einsatz von Patienten-Chatbots als digitale Lerntechnologie zur Stärkung der digitalen Kompetenzen.

  • Mit der Aufnahme digitaler Therapeutika in die gesetzliche Regelversorgung durch das 2019 verabschiedete Digitale-Versorgung-Gesetz gilt Deutschland als Vorreiter in Europa. Seit diesem Zeitpunkt können Ärzt:innen ihren Patient:innen bestimmte Gesundheitsapps, die nachweislich einen positiven gesundheitlichen Effekt auf die Nutzer:innen haben, auf Rezept verschreiben.

    Obwohl mit dieser Innovation zahlreiche Potenziale verbunden werden, so ist die aktuelle Verschreibungsrate bislang eher gering. Eine zentrale Rolle für die erfolgreiche Integration von digitalen Therapeutika in die Regelversorgung wird der Akzeptanz und Kompetenz der Ärzt:innen zugeschrieben.

    Zentrale Forschungsfragen

    Daher sollen die folgenden beiden zentralen Forschungsfragen (FF) adressiert werden:

    1. Was veranlasst medizinisches Fachpersonal DiGAs zu verschreiben?

    2. Wie kann ein virtueller Patient die Entwicklung der zur Verschreibung von DiGAs notwendigen Kompetenzen unterstützen?

    Methodisches Vorgehen

    Das Forschungsprojekt adressiert die Forschungsfragen anhand von vier Arbeitspaketen (AP).

    AP1: Im Rahmen einer qualitativen Interviewstudie mit 24 Ärzt:innen verschiedener Fachrichtungen wurde die Verschreibungsabsicht von DiGAs erfragt (FF1).

    AP2: Anhand einer systematischen Literaturstudie wurde der aktuelle Stand der Forschung zu virtuellen Patienten präsentiert (FF2).

    AP3+AP4: Basierend auf dem Design Science Ansatz wurde auf Grundlage der Literatur sowie drei Interviews mit Ärztinnen und Ärzten ein prototypischer virtueller Patienten-Chatbot zum Training der allgemeinen Kommunikations- und Diagnosefähigkeiten entwickelt. Darauf aufbauend wird derzeit ein virtueller Patient zur Entwicklung der zur Verschreibung von DiGAs notwendigen Kompetenzen für die Medizinerausbildung entwickelt (FF2).

  • ... zu den zentralen Forschungsfragen

    In Bezug auf Forschungsfrage 1 zeigen die vorläufigen Einblicke aus AP1, dass insbesondere patientenbezogene, app-bezogene und arztbezogene Bedingungen, sowie externe Faktoren (Vertreter:innen von DiGA-Anbietern, Kolleg:innen) einen Einfluss auf die Formierung der Verschreibungsabsicht haben. Konkreter Auslöser für die Verschreibung sind oft Patient:innen, die gezielt in der Praxis nach einer DiGA fragen.

    In Bezug auf Forschungsfrage 2 gibt AP2 zunächst einen allgemeinen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung zu den bislang in der Wissenschaft untersuchten Technologien für virtuelle Patienten und ihren primären Anwendungsfeldern. Die Studie in AP3 identifiziert für die Gestaltung eines virtuellen standardisierten Patienten zur Entwicklung der Kommunikationsfähigkeiten in der Medizinerausbildung 14 Designanforderungen sowie die vier Designprinzipien Authentizität, Benutzerfreundlichkeit, Anpassungsfähigkeit und Feedback.

    ... zu Transfer und gesellschaftlicher Relevanz

    Dieses Projekt legt den Grundstein für den Einsatz virtueller Patienten-Chatbots im Rahmen der medizinischen Ausbildung zur langfristigen Steigerung der DiGA-Verschreibungspraxis und Integration in den Versorgungsalltag. Außerdem soll das übergeordnete Verständnis der die Verschreibungsabsicht beeinflussenden Faktoren, Prozesse und Akteure, Entscheidungsträgern in der Praxis bei der Entwicklung geeigneter Maßnahmen für bereits praktizierende Ärzte dienen.

    Alle Ergebnisse des Projekts sollen publiziert und damit der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Das Forschungsvorhaben unterstützt damit die Überführung von DiGAs in die Abläufe der Gesundheitsversorgung und bietet Potenzial zur Integration in die Aus- und Weiterbildung von medizinischem Fachpersonal.

  • Veröffentlichungen

    Gellner, Carolin; Witte, Anne-Katrin und Winkler, Till J. (2022): Can a Virtual Patient Help Physicians in Building Competency with Digital Therapeutics?, HITS-Health Information Technology Symposium (SIG-Health Pre-ICIS Workshop), Copenhagen.

    Gellner, Carolin; Witte, Anne-Katrin und Winkler, Till J. (2023): Design and Development of Virtual Patients for Healthcare Education: State of the Art and Research, Wirtschaftsinformatik 2023 Proceedings. 14.

    Kendziorra, Jennifer und Winkler, Till J. (2024): Unraveling the Formation of Physicians‘ Decisions to Prescribe Digital Therapeutics [Working Paper]

    Kendziorra, Jennifer; Zender, Paulina und Winkler, Till J. (2024): Designing a Virtual Standardized Patient for Medical Education: Leveraging Design Science for Effective Communication and Anamnesis Training [Working Paper]

    Konferenzteilnahmen und Vorträge

    Gellner, Carolin; Witte, Anne-Katrin und Winkler, Till J.: “Can a Virtual Patient Help Physicians in Building Competency with Digital Therapeutics?”, HITS-Health Information Technology Symposium (SIG-Health Pre-ICIS Workshop), Copenhagen, December 2022.

    Winkler, Till, J.: „Design and Development of Virtual Patients of Healthcare Education: State of the Art and Research”, 18. Internationale Tagung Wirtschaftsinformatik, Paderborn, September 2023.

    Kendziorra, Jennifer und Winkler, Till J.: „Digitale Kompetenzen der Ärzteschaft zur Verschreibung von Gesundheits-Apps“, Berliner Symposium – Transformation gestalten: Digitaler Wandel, Fachkräftegewinnung und Neues Lernen, Berlin, 07.12.2023.

Projektbeteiligte

Univ.-Prof. Dr. Till Winkler Foto: Hardy Welsch

Univ.-Prof. Dr. Till Winkler

Projektleitung

E-Mail: till.winkler

Telefon: +49 2331 987-4358

Lehrgebiet Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Informationsmanagement, Fakultät für Wirtschaftswissenschaft

Profil

Jennifer Kendziorra Foto: Hardy Welsch

Jennifer Kendziorra

Projektmitarbeiterin

E-Mail: jennifer.kendziorra

Lehrgebiet Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Informationsmanagement, Fakultät für Wirtschaftswissenschaft

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Kooperationspartner

Ärztekammer Westfalen-Lippe
Ärztekammer Nordrhein
FI ABD | 18.04.2024