Teilprojekt „Digitalisierung der Verwaltung“

Die Digitalisierung stellt die öffentliche Verwaltung vor große Herausforderungen. Bei Digitalisierungsprojekten, die durch die Politik angestoßen werden, müssen die Interessen verschiedener Akteure involviert und austariert werden.

Das Projekt untersucht die konkreten Veränderungen, Potenziale und Hürden der Verwaltungsdigitalisierung. Diese werden systematisch für die Entwicklung von konkreten Handlungsempfehlungen genutzt.

  • Die Digitalisierung wird in Wissenschaft und Praxis mittlerweile als umfassende gesellschaftliche Transformation verstanden und stellt die öffentliche Verwaltung vor organisatorische Herausforderungen. Dabei geht es um vielfältige Digitalisierungsprojekte, die durch Politik und Verwaltung angestoßen werden und in denen Interessen verschiedenerAkteure der Politik, der Wirtschaft und Öffentlichkeit involviert und austariert werden müssen. Gleichermaßen wird ein Anpassungsdruck auf die Verwaltung ausgeübt, selbst digital zu werden. Wie kann das gelingen? Was kann man aus den vielen bereits angestoßenen Projekten lernen und welche soziologischen Erkenntnisse können eine nachhaltige und funktionierende Digitalisierung der Verwaltung unterstützen?

    Das Projekt will die konkreten Herausforderungen und Veränderungen untersuchen, die sich aus der Digitalisierung für den Bereich der Ministerien und der Verwaltung im Gesamten ergeben. Diese sollen systematisch für die Entwicklung von konkreten Handlungsempfehlungen genutzt werden, die im Diskurs mit Praktiker*innen auf den Prüfstand gestellt werden sollen.

    Auf Basis von Dokumentenanalysen wird zunächst eine Karthografierung der verschiedenen Digitalisierungsprojekte der Verwaltung vorgenommen, woraufhin diese mithilfe organisationssoziologischer Konzepte auf für sie typische Herausforderungen und Lösungsansätze systematisiert werden. Unter Hinzunahme weiterer Daten aus qualitativen Expert*inneninterviews und teilnehmenden Beobachtungen werden die ersten Ergebnisse in Gruppendiskussionen mit Praktiker*innen aufgegriffen. Dabei soll die begonnene Systematisierung weiter fortgeschrieben werden: Welche konkreten Herausforderungen werden beantwortet, welche Anspruchsgruppen sind involviert, wie kann mit Widerständen umgegangen werden? Diese Ergebnisse sollen wiederum in Diskussionsformaten mit Vertreter*innen der Verwaltung, aber auch anderen beteiligten Bereichen und Stakeholder*innen, reflektiert werden.

  • ... zu Transfer und gesellschaftlicher Relevanz

    • Welche konkreten Herausforderungen zeigen sich bei Digitalisierungsvorhaben, welche Anspruchsgruppen sind involviert, wie kann mit Widerständen umgegangen werden?

    • Welche soziologischen Erkenntnisse können eine nachhaltige und funktionierende Digitalisierung der Verwaltung unterstützen?

    Digitalisierungsvorhaben stellen Organisationen der öffentlichen Verwaltung zunehmend vor Schwierigkeiten. Während mancherorts versucht wird das Faxgerät kommunal abzulösen, beschäftigen sich andernorts Landesbehörden mit der Implementierung von KI. Das oft attestierte Scheitern der Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG) ist ein Symptom der mangelnden Berücksichtigung der verschiedenen Ebenen der Verwaltung, die die Digitalisierung tragen und treiben sollen.

    In Kommunalverwaltungen und Polizeien werden mithilfe leitfadengestützer Expert*inneninterviews, teilnehmender Beobachtungen und Dokumentenanalysen die Implementierung verschiedener Digitalisierungsvorhaben und die Kooperationen mit externen IT-Dienstleistern untersucht.

    Zentrale Erkenntnis ist dabei, dass Digitalisierung sowohl die Verhältnisse zwischen Verwaltungsorganisationen als auch innerhalb von Verwaltungsorganisationen verändert: Auf der interorganisationalen Ebene trifft Digitalisierung auf Hürden der ressortübergreifenden Arbeit sowie der Kooperation mit externen Dienstleistern bei der Implementierung von digitalen Infrastrukturen und Tools. Gewünschte technische Standardisierungen werden zu mikropolitischen Aushandlungsplätzen zwischen federführenden Ressorts. Sie führen zunehmend zur Entwicklung dezentraler Insellösungen, welche wiederum die Festlegung von behördenübergreifenden Standards erschweren.

    Auf der intraorganisationalen Ebene werden Digitalisierungsinitiativen nicht genügend strukturell begleitet und auch das Personal wird nicht hinzureichend durch Organisationsstrukturen befähigt. Oftmals fehlt es dem Personal an technischem Wissen, um Digitalisierungsvorhaben gerecht bewerten und implementieren zu können. Die Vergütung des öffentlichen Dienstes, die nicht mit Vergütungsstrukturen der freien Marktwirtschaft mithalten kann, sorgt dabei für massive Hürden in der Akquise von Personal mit Qualifikationen in der IT und Softwareentwicklung.

    Erste Handlungsempfehlungen nehmen dabei eine Anpassung der Vergütungsstruktur sowie Weiterbildungsangebote für das Personal in öffentlichen Verwaltungen in den Blick.

  • Veröffentlichungen

    Baumgart, Lene; Muster, Judith (2023): Organization not found: Ein organisationssoziologischer Blick auf Digitalisierung als Verwaltungsreform. In: Gruppe Interaktion Organisation 54 (2), S. 177–185.

    Boos, Pauline; Geckil, Celine; Muster, Judith (2023): Schneller, weiter, besser? Legitimationssicherung der digitalisierten Verwaltung. In: Andreas Wagener und Carsten Stark (Hg.): Die Digitalisierung des Politischen. Wiesbaden: Springer Fachmedien, S. 119–140.

    Muster, Judith; Borggräfe, Julia (2022): Digitalisierung versus Dienstweg. In: Zeitschrift für Organisationsentwicklung, Ausgabe 02/2022.

    Konferenzteilnahmen und Vorträge

    Muster, Judith; Geckil, Celine: „Achtung Organisation! Wie kann die Transformation öffentlicher Verwaltung nachhaltig gelingen?”, 24. Europäischer Verwaltungskongress, Bremen, 1.03.2024.

    Borggräfe, Julia; Muster, Judith; Geckil, Celine: „Verwaltungsinnovation zwischen Forschung und Praxis”, Metaplan Bürokratiefestival, Quickborn, 14.11.2024. [in Planung]

 

Projektbeteiligte

Dr. Julia Borggräfe Foto: Alexandra Kern

Dr. Julia Borggräfe

Projektleitung

E-Mail: JuliaBorggraefe

Telefon: +49 162 8893265

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Dr. Judith Muster Foto: Alexandra Kern

Dr. Judith Muster

Projektleitung

E-Mail: JudithMuster

Telefon: +49 172 4209100

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Pauline Boos Foto: Alexandra Kern

Pauline Boos

Projektmitarbeiterin

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Telefon: +49 162 2463139

Lene Baumgart Foto: Alexandra Kern

Lene Baumgart

Projektmitarbeiterin

E-Mail: lenebaumgart

Telefon: +49 162 2463096

PD Dr. Sven Kette Foto: FernUniversität

PD Dr. Sven Kette

Projektmitarbeiter

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Telefon: +49 172 6651638

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FI ABD | 22.11.2024