Vormoderne Kartographie - Überlieferung und Lesen

Thema:
Vormoderne Kartographie - Überlieferung und Lesen
Veranstaltungstyp:
Präsenzveranstaltung
Zielgruppe:
MA EuMo: Modul 2E;
Ort:
Zürich
Adresse:
Fernfachhochschule Schweiz/ FFHS
Gleisarena
Zollstr. 17/ 27
Langbau
CH-8005 Zürich
Termin:
18.08.2022 bis
20.08.2022
Zeitraum:
18.8.2022 von 16 - 20 Uhr
19.8.2022 von 9 - 18 Uhr
20.8.2022 von 9 - 15 Uhr
Leitung:
Prof. Dr. Felicitas Schmieder
Dr. des. Gerda Brunnlechner
Anmeldefrist:
23.05.2022 - 18.07.2022
Anmeldung:
Online-Anmeldung! Achtung: Teilnahmebeschränkung 20 Studierende.
Auskunft erteilt:
Christiane Eilers B.A., Sekretariat Schmieder , E-Mail: sekretariat.schmieder , Telefon: +49 2331 987-4752

Vormoderne Karten stellen in vielfacher Hinsicht eine besondere Herausforderung für die Forschung dar. So wurden gerade topologisch organisierte mittelalterliche Karten in manchen Folgezeiten als wenig wertvoll angesehen und daher weggeworfen oder durch Umnutzung zerstört. Ihre physischen Maße entsprechen nicht den üblichen Maßen von Codices oder Akten, so dass Archivare vergangener Zeiten sie häufig aus dem Zusammenhang lösten und getrennt aufbewahrten und verzeichneten. Eine Vielzahl von Karten liegt vermutlich noch unverzeichnet in Archiven und wartet auf ihre Wiederentdeckung. Macht man sich diese Dinge bewusst, z.B. wenn man in der Forschungsliteratur von der erstmaligen Verwendung bestimmter Elemente auf einer Karte liest, wird bald klar, wie angreifbar solche Forschungsbefunde sind. Schließlich können wir nicht wissen, wie die verlorenen Karten aussahen. Eine weitere Hürde bei der Interpretation vormoderner Karten stellt die heutige Betrachtungssituation dar. Ein Digitalisat erlaubt uns per Zoom auch die kleinsten Details zu erkennen, was aber in keiner Weise die vormodernen Betrachtungsmöglichkeiten widerspiegelt — andererseits täuschen wir uns per Zoom leicht über die Materialität und schon schlicht die Größe eines Stücks. Ein Original ist auch heute oft unhandlich oder wird in schlechten Lichtverhältnissen präsentiert, dennoch ist vor Ort manchmal die Schrift leichter lesbar und man bemerkt, dass sich die Farben vom Digitalisat unterscheiden. Dazu kommt noch, dass sich unser heutiges Verständnis von Karten von dem der Zeitgenossen der Karten unterscheidet. Wir, verstanden als Mitglieder der heutigen Dienstleistungsgesellschaften, sind an den täglichen Gebrauch von Karten gewöhnt (oder waren es bis vor wenigen Jahren), was man für die Menschen im vormodernen Lateineuropa nicht so pauschal voraussetzen kann. Wir verstehen Karten meist als Medium der räumlichen Orientierung – außer es handelt sich explizit um Geschichtskarten –, in der Vormoderne dagegen waren räumliche und zeitliche Dimensionen oft untrennbar miteinander verbunden.

Im Seminar bekommen Sie die Gelegenheit im Landesmuseum Zürich, in der Zentralbibliothek Zürich und im Stadtarchiv Zürich Karten im Original zu betrachten und sie parallel als Digitalisat zu studieren. Dabei werden wir uns mit der Überlieferungsproblematik der Karten beschäftigen und gleichzeitig anhand dieser konkreten Beispiele in das Lesen und Interpretieren der Karten einführen.

Lektüre zur Einführung:

Martina Stercken: Kartografie und Chronistik. Jos Murers Karte des Züricher Herrschaftsgebiets von 1566, in: Geschichte schreiben. Ein Quellen- und Studienhandbuch zur Historiografie (ca. 1350-1750), hrsg. Susanne Rau u.a., Berlin 2010, S. 475–487.

Christian Kiening, Martina Stercken: SchriftRäume. Dimensionen von Schrift zwischen Mittelalter und Moderne (Medienwandel - Medienwechsel - Medienwissen, Bd. 4), Zürich 2008, S. 248-253 = http://www.mediality.ch/download/MW%2004_896_Kiening_Stercken_Schrifträume.pdf