Von der weiterführenden Schule zur Online-Universität – Eindrücke von der ersten Internationalen Woche der Háskólinn á Bifröst in Reykjavík, Island

von Anna Hinzmann, Christina Kummert und Uta Metzner

Die Háskólinn á Bifröst in Island, die seit diesem Jahr Partneruniversität der FernUniversität in Hagen im Rahmen des Projekts OpenEU ist, hat zum ersten Mal überhaupt zu einer internationalen Woche eingeladen. Als kleine Delegation der FernUni durften wir drei Mitte Mai daran teilnehmen.

Einige Infos zur Háskólinn á Bifröst

1918 als Ausbildungszentrum unter dem Namen Samvinnuskólinn von einer isländischen Genossenschaft in Reykjavík gegründet, hat sich die Háskólinn á Bifröst über die Jahre stark verändert. Erst seit den 1980er und 1990er Jahren entwickelte sie sich zu einer Universität, zunächst im Bereich Wirtschaftswissenschaften (ab 1988), später auch in den Bereichen Rechtswissenschaften (2002) und Sozialwissenschaften (2005).

Auch durch die Erfahrungen der Corona-Zeit wurde 2021 entschieden, die Háskólinn á Bifröst als reine Online-Universität fortzuführen. Bereits 2018 war ergänzend zum Campus in Bifröst (ca. 1,5 Stunden nördlich von Reykjavík) das Learning Management System Canvas eingeführt worden. Der Campus wurde inzwischen aufgegeben und auf Online-Lehre umgestellt. Mit dem Wegfall der Studiengebühren durch staatliche Förderung ab 2024 sind die Studierendenzahlen von ca. 600 auf aktuell rund 1600 Studierende stark gestiegen.

Das Studium an der Háskólinn á Bifröst

Aktuell bietet die Háskólinn á Bifröst verschiedene Bachelor- und Masterprogramme sowie Zertifikate in Sozialwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften und Rechtswissenschaften und einen einjährigen Universitätsvorbereitungskurs an. Das Semester ist unterteilt in 7-wöchige Kurs-Blöcke und es wird, trotz Distanzunterricht, viel in Projekten und Gruppen gearbeitet.

Die internationale Woche – Infos und Austausch in kleiner Runde

Neben uns FernUni-Mitarbeitenden haben zwei Kolleginnen der Universitat Oberta de Catalunya (UOC) und zwei Kolleg*innen der FernUni Schweiz an der internationalen Woche teilgenommen.

Los ging es mit einem Willkommens-Frühstück, bei dem uns auch die Rektorin Margrét (in Island spricht man sich mit Vornamen an) begrüßte.

Inhaltlich startete die Woche mit dem Workshop „Data driven decisions and Quality Assurance in Higher Education – How can we intervene quickly to ensure that our students are getting a first-class education? Explore best practices.“ Einar und María stellten – neben der Universität – die Maßnahmen zur Qualitätssicherung durch Datenanalyse vor. Dabei konzentriert sich die Háskólinn á Bifröst vor allem auf die Qualitätsverbesserung von Kursdesign, Lehrstrategie und Curricula sowie auf Studierende, bei denen die Gefahr besteht, dass sie ihre Studienziele nicht erreichen.

Letztere standen im Fokus eines weiteren Workshops zum Thema „How the University of Bifröst Uses Data to Identify Students Who Need Attention: Personal Support and the Digital Environment.“ mit Unnur und Helga Rós, den beiden Studienberaterinnen. Sie zeigten uns, wie Daten aus Canvas verwendet werden, um den Studienerfolg zu analysieren und die Studierenden zu unterstützen. Unter anderem wird die Aktivität in Canvas untersucht und inaktive Studierende zeitnah telefonisch kontaktiert, um herauszufinden, wo ihr Problem liegt. In den meisten Fällen stellt sich heraus, dass sich die Studierenden bei der Anzahl der belegten Kurse übernommen haben und eine Anpassung des Workloads ausreicht, um das Studium erfolgreich weiterzuführen. Insgesamt hat die Háskólinn á Bifröst eine sehr geringe Abbrecherquote. Die persönlichen Gespräche und das enge Kontakthalten zu den Studierenden zahlen sich aus.

Einblick in das Studierendenleben an der Háskólinn á Bifröst gaben uns die aktuellen und ehemaligen Präsident*innen des Studentenvereins, Öglu, Hlyn und Emblu. Sie sprachen darüber, wie es ist, Studierende an der Háskólinn á Bifröst zu sein, und welche Herausforderungen es mit sich bringt, neben der Arbeit an einer Fernuniversität zu studieren. Sie erzählten, was ihnen das Studium persönlich gebracht hat, und hoben besonders die netten Leute hervor, die sie im Studium kennengelernt haben, das gesteigerte Selbstvertrauen auf dem Arbeitsmarkt, den Zusammenhalt in der Schule und das, wofür Bifröst hauptsächlich steht: eine persönliche Schule zu sein, in der jeder Student zählt. Sie erwähnten auch, dass die Organisation des Unibetriebs gut passt, insbesondere die relativ kurzen Kurs-Blöcke. Dies erleichtert ihnen die Übersicht und macht es einfacher, sich auf einen Kurs zu konzentrieren und sich besser auf den Stoff zu fokussieren.

Und sonst? Reykjavík und Umgebung kennenlernen

Neben der Háskólinn á Bifröst hatten wir auch die Möglichkeit, Reykjavík und Umgebung kennenzulernen. Bei einer Stadtführung waren Einar und María großartige Reiseführer. Sie erzählten allerlei interessante Geschichten über Reykjavík und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Der Tag endete bei Hummersuppe im Restaurant Sægreifinn am alten Hafen.

Margrét lud uns zu sich nach Hause ein, wo einige Bifröst-Kolleg*innen ein gegrilltes Lammkarree mit allem Drum und Dran zauberten. Beim Essen konnten wir uns mit dem Rektoratsstab und den Dekanen austauschen.

Am dritten und letzten Tag machten wir bei herrlichem Wetter eine Tour durch den Goldenen Kreis. Wir begannen bei Þingvellir, wo unter anderem das erste Parlament Islands beheimatet ist, dann ging es weiter zum Wasserfalls Gullfoss und zum Geysir und schließlich endeten wir bei Brúarfoss. Am Ende des Tages aßen wir im Tryggvaskáli in Selfoss zu Abend und konnten beim Essen weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit ausloten.

Fazit

Insgesamt konnten wir durch den intensiven Austausch viel voneinander lernen und weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit vorbereiten. Gerade im Bereich Learning Analytics konnten wir Impulse für unsere eigene Hochschule mitnehmen: kontinuierliche Verbesserung der Lehre durch zeitnahe Evaluation und zeitnahe Intervention bei Schwierigkeiten/Inaktivität, um den Studierenden ein erfolgreiches Studium zu ermöglichen.



Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert