Digitalisierung von Angeboten der beruflichen und wissenschaftlichen Weiterbildung (DiAWe)

Wie es im Bereich der Weiterbildung gelingt, die gesellschaftliche und wirtschaftliche Transformation im Zuge der Digitalisierung zu unterstützen, hängt auch davon ab, wie es den Anbietern gelingt, die Innovationschancen der Digitalisierung zu nutzen und die damit einhergehenden Risiken zu bewältigen.

Ob und wie sie diese Herausforderungen meistern, welche Faktoren dafür entscheidend sind und welche Folgen sich daraus ergeben, steht neben Fragen zu den Faktoren und Bedingungen der digitalen Transformation im Zentrum des Forschungsvorhabens.

  • Grundlegende Prämisse ist zunächst, dass die Digitalisierung im Bereich der beruflichen und wissenschaftlichen Weiterbildung den Wettbewerbsdruck erhöht. Dafür können zwei wichtige Gründe angeführt werden. Erstens sehen sich insbesondere regional verankerte Anbieter verstärkter Konkurrenz durch Onlineangebote ausgesetzt. Anbieter vor Ort sehen sich einer zunehmenden Konkurrenz um das regionale Teilnahmepotential durch Anbieter aus dem gesamten Bundesgebiet oder darüber hinaus ausgesetzt. Die regionalen Nischen mit begrenztem Wettbewerb entfallen zusehends. Dazu trägt auch – zweitens – die steigende Transparenz der Weiterbildungsangebote bei. Hier spielen bspw. Onlineportale mit entsprechend verknüpften Weiterbildungsdatenbanken eine wichtige Rolle. Können potenzielle Kundinnen und Kunden hier durch die Verfügbarkeit von standardisierten und überregionalen Informationen aus einer viel größeren Zahl von vergleichbaren Angeboten auswählen, müssen auf der anderen Seite Anbieter mit sehr viel mehr Mitbewerbern um dieselben Kundinnen und Kunden konkurrieren.

    Zugleich ergeben sich aus der digitalen Transformation auch Chancen für Anbieter beruflicher und wissenschaftlicher Weiterbildung. Da mit Wettbewerbsdruck auch Innovationen assoziiert sind, ist als sekundärer Effekt der Digitalisierung zunächst auch mit einer Zunahme von Innovationen zu rechnen. Entscheidend sind jedoch die anzunehmenden Veränderungen der Teilnahmepotentiale. Digitale Angebote können zeitlich flexibler gestaltet werden und sind darum mit den individuellen Lebenslagen von sehr viel mehr potenziell Teilnehmenden vereinbar. Noch deutlicher ist jedoch der anzunehmende Effekt, der auf die räumliche Entgrenzung zurückgeführt werden kann. Es muss davon ausgegangen werden, dass die räumliche Entgrenzung nicht nur räumliche Wettbewerbsnischen aufbricht, sondern dass zugleich neue – fach-, themen- und domänenspezifische – Nischen entstehen, da nun auch mit thematisch sehr differenzierten Angeboten, für die sich im regionalen Rahmen kaum Teilnehmende gefunden hätten, hinreichend Interessierte erreicht werden können. Die Ausweitung der Teilnahmepotentiale für Angebote, auch in sehr spezifischen Fachbereichen und beruflichen Domänen, ermöglicht es dann Anbietern und Lehrenden, sich fachlich und fachdidaktisch zu spezialisieren. Die Digitalisierung eröffnet also auch Professionalisierungspotenziale.

    Zentrale Forschungsfragen

    1. Welche Rolle spielt der wahrgenommene Wettbewerbsdruck auf die Einführung digitaler Formate?

    2. Führt die Digitalisierung beruflicher und wissenschaftlicher Weiterbildung zu mehr Innovationen?

    3. Führt die Digitalisierung von beruflichen und wissenschaftlichen Weiterbildungsangeboten zu einer thematischen Spezialisierung der Anbieter?

    Methodisches Vorgehen

    Die Forschungsfragen werden auf der Grundlage von Daten des Mikrozensus und des wbmonitor bearbeitet. Dazu werden Methoden der kausalen Inferenzstatistik sowie Mehrebenenanalysen genutzt.

  • ... zu den zentralen Forschungsfragen

    Erste Ergebnisse zeigen, dass Wettbewerbsdruck in nahezu allen Bereichen der Weiterbildung relevant ist und das Innovationsverhalten von Anbietern in der erwarteten (invers U-förmigen) Weise beeinflusst, ein moderater Wettbewerbsdruck also das größte Ausmaß an Innovationen verursacht.

    ... zu Transfer und gesellschaftlicher Relevanz

    Die Ergebnisse werden unter anderem im Format „Leibniz im Bundestag“ Bildungspolitikern vorgestellt.

  • Konferenzteilnahmen und Vorträge

    Martin, Andreas; Klimpel, Alina: „Wettbewerb, Innovation und digitale Transformation in der Weiterbildung“, Die Sektionstagung empirische Bildungsforschung (AEPF), Potsdam, 14.09.2023

    Martin, Andreas; Klimpel, Alina „Dynamiken der Digitalisierung von Angeboten der beruflichen und wissenschaftlichen Weiterbildung“. Jahrestagung der Gesellschaft für empirische Bildungsforschung (GEBF). Potsdam, 19.03.2024

Projektbeteiligte

Prof. Dr. Andreas Martin Foto: Privat

Prof. Dr. Andreas Martin

Projektleitung

E-Mail: andreas.martin

Telefon: +49 2331 987-2287

Lehrgebiet Bildungswissenschaften unter besonderer Berücksichtigung des Systems der Weiterbildung und seiner Adressatinnen und Adressaten an der FernUniversität in Hagen (Kooperationsprofessur mit dem DIE), Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften

Profil

Alina Klimpel Foto: Studioline

Alina Klimpel

Projektmitarbeiterin

E-Mail: alina.klimpel

Telefon: +49 2331 987 - 1435

Lehrgebiet Bildungswissenschaften unter besonderer Berücksichtigung des Systems der Weiterbildung und seiner Adressatinnen und Adressaten an der FernUniversität in Hagen (Kooperationsprofessur mit dem DIE), Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften

FI ABD | 18.04.2024