Lars Kaufmann
Handball-Bundesliga, Nationalmannschaft und FernUniversität
Brachial, aber mit Spielwitz – so beschreiben Experten die Technik von Lars Kaufmann. „Ich habe einen harten Wurf“, bestätigt der Rückraum-Spieler beim Handball-Bundesligisten TBV Lemgo. Wie hart tatsächlich, ist sogar wissenschaftlich erfasst worden. Für das Pro7-Magazin „Galileo“ warf Kaufmann auf Kraftmessplatten. 106 Kilometer pro Stunde erreichten seine Würfe. Nicht immer setzt der 1,99-Meter-Mann seine Kraft voll ein. Schon zum Torwurf ausholend kann er plötzlich an seine Mitspieler abspielen und den Gegner überraschen. Köpfchen beweist der 26-jährige auch außerhalb des Spielfeldes: An der FernUniversität in Hagen studiert Lars Kaufmann Wirtschaftswissenschaft.
„Mit dem Studium angefangen habe ich an der Uni in Leipzig“, erzählt er. Dann wechselte er vom sächsischen 1. SV Concordia Delitzsch zum HSG Wetzlar nach Hessen. Sein Studium wollte er mitnehmen, aber nicht wieder an eine Präsenzuniversität gehen. 2005 schrieb er sich an der FernUniversität ein: „Das Studium ist absolut sportlergerecht“, findet Kaufmann, „ich kann mir den Stoff flexibel einteilen“. Der gebürtige Görlitzer lernt zwischen seinen Trainingseinheiten, vor und nach Lehrgängen, immer, wenn es gerade passt. Feste Vorlesungszeiten könnte er nicht einhalten.
„Ich habe zwei Mal am Tag zwei Stunden Training, am Wochenende sind die Spiele“, beschreibt er seinen Alltag. Die freie Zeit ist knapp bemessen, erst recht, seitdem er zusätzlich in der Handball-Nationalmannschaft spielt: „Zu den Trainingslagern und Spielen mit dem TBV kommen die Lehrgänge und natürlich die Länderspiele.“ In seinem ersten Länderspiel 2005 stand er gegen Israel auf dem Feld. Gerade kommt er aus Slowenien. Die Qualifikation für die Europameisterschaft 2010 in Österreich läuft. „In der letzten Sekunde haben wir mit einem Tor Vorsprung gewonnen“, sagt Kaufmann. „Wir sind ein junges Team und momentan eher in der Außenseiterrolle“, meint der große Blonde. Doch die Qualifikation läuft gut, im März und Juni stehen die nächsten Spiele auf dem Programm.
Lars Kaufmann war sogar im Kader, der zu den Olympischen Spielen in Peking fahren sollte. Anderthalb Wochen vor dem Start verletzte er sich jedoch im Trainingslager in China: „Mit einem leichten Ziehen in der Wade fing es an.“ Am Ende war es ein neun Zentimeter langer Muskelfaserriss. Das Rückflugticket. „Das schlimmste, was einem Sportler passieren kann“, meint er. Peking hat er mittlerweile aber abgehakt, er konzentriert sich auf die Weltmeisterschaft in Kroatien im nächsten Jahr. Qualifiziert ist das Team bereits. Als amtierender Weltmeister. „Weltmeister zu werden war einfach unglaublich“, schwärmt Kaufmann. Gegen Frankreich verhalf er der Mannschaft entscheidend zum Einzug ins Finale, in dem sie mit einem Sieg gegen Polen den Titelgewinn 2007 perfekt machte. In der Nationalmannschaft hat er sogar einen „Leidensgenossen“. „Torsten Jansen sehe ich oft mit seinen FernUni-Skripten im Gepäck“, lächelt der Sachse.
Für seine Klausuren fuhr Kaufmann bisher immer nach Bochum, ließ dafür manchmal sogar eine Trainingseinheit ausfallen: „Das war nie ein Problem. Meine Trainer haben immer gewusst, dass ich studiere.“ Nur, wenn sich die Klausur mit einem Spiel überschneidet, zieht die Prüfung den Kürzeren. „Handball steht bei mir zurzeit klar an erster Stelle“, betont er. Der Wechsel zum Tabellenzweiten TBV Lemgo 2007 war der nächste Schritt auf der Karriereleiter. Der linke Rückraum bleibt das Revier des Rechtshänders: „Vom Rückraum geht viel aus. Wir machen den Druck auf die gegnerische Abwehr und spielen die Bälle an die Kreisspieler.“ Für die Zeit nach dem Handball sorgt Lars Kaufmann mit seinem Studium an der FernUniversität vor.
Stand: November 2008