
von Lisa Beckmann
Rund 16% der Studierenden an deutschen Hochschulen studieren mit einer studienerschwerenden Beeinträchtigung.[1] Gleichzeitig wächst das Bewusstsein dafür, dass eine Vielzahl von sichtbaren sowie unsichtbaren Barrieren die gleichberechtigte und selbstbestimmte Teilhabe am Studium einschränkt. Die Behinderung liegt dabei in der Barriere selbst: Sei es durch eine fehlende Rampe im Gebäude, eine Webseite, die mit dem Screenreader nicht navigierbar ist, oder durch Stigmatisierungen und Vorurteilen, also Barrieren in den Köpfen.
Die Anforderungen und Bedarfe, die sich daraus an eine nachhaltig inklusive und barrierefreie Hochschullehre ergeben, sind so vielfältig und heterogen wie die Studierendenschaft selbst.
Hier setzt die digitale Plattform „Barrierefreies BlindDate“ an, die im Rahmen des Verbundprojekts SHUFFLE von der Hochschule für Medien Stuttgart, der Pädagogischen Hochschule Freiburg, der Pädagogischen Hochschule Heidelberg sowie der Universität Bielefeld entwickelt wurde.
Die Plattform fungiert als virtuelle Begegnungsfläche: Studierende – sogenannte Personas – berichten in einem interaktiven Steckbrief über ihren Hochschulalltag und geben so einen authentischen Einblick in das Studium mit chronischer Erkrankung und (un-)sichtbarer Behinderung. Diese digitalen Steckbriefe beinhalten neben persönlichen Informationen zu der Persona und der jeweiligen individuellen Einschränkung auch weiterführende Informationen in Bezug auf Nachteilsausgleiche und assistive Technologie. Darüber hinaus werden Checklisten für die eigene, barrierefreie Lehrpraxis bereitgestellt und gängige Vorurteile entkräftet.
Das Besondere an BlindDate ist, dass Themen wie digitale Barrierefreiheit und eine inklusive Lehrpraxis nicht nur Anhang von Fallbeispielen dargestellt werden, sondern mit konkreten Maßnahmen ergänzt werden. Zudem sensibilisiert die Plattform mit Inhalten wie „Wichtige Begriffe“ für einen diskriminierungssensiblen und inklusiven Sprachgebrauch Aufmerksam. Darüber hinaus strebt die Plattform an, durch Bildbeschreibungen und Untertitel selbst möglichst barrierearm in der Nutzung zu sein und stellt Inhalte auch in Deutscher Gebärdensprache sowie in Leichter Sprache zur Verfügung.
Die Plattform überzeugt aus mehreren Gründen. Erstens fördert sie Empathie und Verständnis, indem Lehrende konkrete Eindrücke aus der Perspektive von betroffenen Studierenden erhalten. Zweitens nimmt BlindDate konkrete Handlungsempfehlungen in den Blick, um die eigene Lehrpraxis barrierefrei zu gestalten – von der Aufbereitung von Lehrmaterialien über Prüfungsformate bis hin zur Kommunikation im digitalen Raum. Drittens trägt sie zu einer inklusiven Hochschulkultur bei, in der alle Studierenden die gleichen Chancen auf Teilhabe haben.
Barrierefreies BlindDate ist damit eine praxisnahe und ansprechend gestaltete Ressource, die den Einstieg in die digitale Barrierefreiheit erleichtert. Wer Lehrveranstaltungen inklusiver gestalten oder bestehende Angebote verbessern möchte, findet hier wertvolle Impulse und sofort umsetzbare Tipps, um die eigene Lehrpraxis nachhaltig inklusiv und barrierefrei zu gestalten.
Link zu „Barrierefreies BlindDate“: https://barrierefreies-blinddate.de/
[1] https://www.studierendenwerke.de/fileadmin/user_upload/Publikationen/beeintraechtigt_studieren_2021.pdf; vgl. auch https://www.rehadat-statistik.de/statistiken/bildung/studium/deutsches-studierendenwerk-beeintraechtigt-studieren/.
