Mit einem gut besuchten Kick-off ist am 19. November 2025 das Projekt LEAD:FUH – Learning Empowerment through Analytics and Data offiziell an der FernUniversität in Hagen (FUH) gestartet.
Mit großer Beteiligung sowohl vor Ort als auch digital gab die FUH den offiziellen Beginn eines ihrer bedeutendsten Projekte der vergangenen Jahre bekannt. Gefördert mit fast 7 Millionen Euro durch die Stiftung Innovation in der Hochschullehre, wird in den kommenden Jahren eine zukunftsweisende Lehr- und Lernarchitektur entwickelt, die Learning Analytics (LA) systematisch in die Hochschullehre integriert.
Strategische Weichenstellung durch die Hochschulleitung
Rektor Prof. Dr. Stefan Stürmer eröffnete die Veranstaltung mit einer Einordnung der strategischen Bedeutung des Projekts. Er stellte den Rahmen gleich zu Beginn klar: „LEAD:FUH ist eine Investition in die langfristige Leistungsfähigkeit der FUH und ein Impuls für die deutsche Hochschullandschaft. Mit ca. 80.000 Studierenden bietet sie ideale Voraussetzungen, um Standards im Einsatz von LA zu entwickeln.“ Er unterstrich, wie wichtig es ist, das Projekt als gemeinschaftliche Aufgabe zu verstehen, die alle Bereiche der Hochschule einbezieht – über unterschiedliche Betriebseinheiten, Fakultäten und Statusgruppen hinweg.
Das Auftakttreffen diente nicht nur der Vorstellung der Projektinhalte, sondern auch der Verankerung als eines der zentralen Transformationsvorhaben der FUH. LEAD:FUH stärkt dabei nicht nur interne Prozesse, sondern auch die Außenwirkung der Hochschule.
Dies wurde kürzlich im Austausch mit Ina Brandes, Bundesministerin für Kultur und Wissenschaft, deutlich. Die Ministerin äußerte sich positiv darüber, dass die FUH die Förderung der Stiftung Innovation in der Hochschullehre für LEAD:FUH einwerben konnte und verbindet damit hohe Erwartungen. Rektor Prof. Dr. Stefan Stürmer zeigte sich zuversichtlich, diese Erwartungen zu erfüllen.
Drei Partner – ein gemeinsames Ziel
Eindrucksvoll präsentierten sich die drei Partner: das Zentrum für Lernen und Innovation (ZLI), das Center of Advanced Technology for Assisted Learning and Predictive Analytics (CATALPA) und das Zentrum für Digitalisierung und IT (ZDI) in ihrer komplementären Expertise. Das ZLI unter Projektleitung von Michael Hanses wird die didaktische Integration vorantreiben, während CATALPA mit seiner Forschungsexpertise die wissenschaftliche Fundierung sicherstellt. Prof. Dr. Specht (CATALPA) unterstrich hier die einmalige Chance, die LEAD:FUH für die FUH bietet. Die vorhandenen Voraussetzungen seien ideal, um einen nachhaltigen Mehrwert für Lehre und Studierende zu schaffen.
Das ZDI wird die technische Infrastruktur bereitstellen und für eine reibungslose Integration in die bestehenden Systeme sorgen. Thorsten Kolmetz, CIO der FUH, hob die Bedeutung des Projekts für die IT-Strategie hervor. Das ZDI hat LEAD:FUH in den Steuerkreis der fünf wichtigsten Projekte aufgenommen.
Die Rollen sind klar verteilt, die Schnittstellen definiert – ein gutes Signal für die anstehenden Projektjahre.
Der Fahrplan: Ambitioniert, aber realistisch
Das vorgestellte Projektkonzept überzeugte durch seine durchdachte Struktur. In drei Use Cases werden bis 2029 verschiedene LA-Verfahren implementiert:
- Anwendungen zur Prognose des Studienabbruchs auf Basis des Studierverhaltens in der Studieneingangsphase in Verbindung mit personalisierten Empfehlungssystemen
- Anwendungen zur Förderung personalisierten Lernens in Verbindung mit KI-Systemen bei der Erarbeitung von Studieninhalten in den Eingangsmodulen (z.B. personalisiertes Feedback, adaptive Aufgabengestaltung)
- Anwendungen zur Unterstützung des selbstregulierten Lernens in der Studieneingangsphase (z.B. Analyse-Dashboards zum eigenen Studierverhalten)
Zwei Projektphasen – klare Struktur
Der Projektantrag beschreibt einen präzisen Zeitplan:
Phase 1 (bis Zwischenevaluation): Durchführung eines hochschulweiten und fakultätsspezifischesn Change-Managements zur Steigerung der Institutional Readiness für LA sowie Implementierung der LA-Verfahren.
Phase 2: Ausweitung der LA-Verfahren auf weitere Module und Studiengänge, Transfer in den Regelbetrieb sowie Verzahnung mit anderen Hochschulbereichen.
Warum das Projekt insbesondere Studierenden und Lehrenden nutzt
Studierenden ermöglicht LEAD:FUH:
- personalisierte Empfehlungen und adaptive Lernpfade
- KI-gestütztes Feedback und Visualisierungen zur Reflexion des eigenen Lernverhaltens
Lehrende profitieren von:
- Einblicken in Lernprozesse und -fortschritte.
- datenbasierten Hinweisen für die Optimierung ihrer Lehrangebote.
- der Möglichkeit der aktiven Mitgestaltung, wodurch skalierbare Lösungen entstehen, die den Bedürfnissen heterogener Studierendengruppen gerecht werden.
Prof. Dr. Claudia de Witt, Prorektorin für Lehre, Studium und KI in Bildungsprozessen, unterstrich die Chancen durch LEAD:FUH: „Es ermöglicht eine ganzheitliche Implementierung von LA und KI, die in Deutschland bisher einzigartig ist. So können personalisierte Lernumgebungen geschaffen werden, die Studierende und Lehrende gezielt fördern.“
Ausblick: Transfer von Anfang an mitgedacht
Dr. Annabell Bils vom ZLI hob die Bedeutung des Transfers hervor: „Das Projekt schlage eine Brücke zwischen Theorie und Praxis – vom Konzept über Change-Management bis hin zur praktischen Umsetzung gemeinsam mit den Fakultäten sowie der Bereitstellung von Dashboards, auf die die Studierenden zugreifen können.“ Sie betonte, dass LEAD:FUH nicht nur die FUH, sondern die gesamte Hochschullandschaft inspirieren solle. Auch Projektleiter Michael Hanses stellte klar: „Transparenz und Akzeptanz sind für uns keine nachgelagerten Themen, sondern integraler Bestandteil des Entwicklungsprozesses.“
Der geplante LEAD:FUH 360°- Showroom wird vor dem Hintergrund als Open-Access-Ressource anderen Hochschulen zur Verfügung stehen. Auch Workshops und Tagungen sollen den kontinuierlichen Austausch fördern.
Lebhafte Diskussion und konstruktive Fragen
Die anschließende Fragerunde spiegelte das große Interesse und Engagement der Hochschulmitglieder wider. Dabei wurde deutlich, dass die konkrete Umsetzung des Projekts noch Fragen aufwirft. So gab es Nachfragen zur Zusammensetzung des Beirats, der das Projekt begleiten soll. Hier wurde dargelegt, dass die Besetzung aktuell in Planung ist.
Ein zentraler Diskussionspunkt betraf die Berücksichtigung von Studierenden mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen. Dabei wurde herausgestellt, dass digitale Barrierefreiheit und eine inklusive Gestaltung von Beginn an integraler Bestandteil des Projekts sein müssen und nicht erst nachträglich umgesetzt werden dürfen.
Großes Interesse galt den konkreten Anwendungsmöglichkeiten der geplanten Tools. Als Beispiel wurde das bereits einsatzbereite Projekt COFFEE genannt, eine KI-basierte Anwendung für formatives Feedback. Andere Instrumente, wie Chatbots oder Analysewerkzeuge, befinden sich hingegen noch in der Evaluationsphase.
Zur Zusammenarbeit mit den Fakultäten wurde erneut betont, dass ein Readiness-Assessment die Bereitschaft der Fakultäten für Pilotprojekte ermitteln soll. Dabei sollen individuelle Bedürfnisse und Lehrkulturen berücksichtigt werden, da es keine „One-Size-Fits-All“-Lösung gebe. Die Stabsstelle für Datenschutz ergänzte, dass die Nutzung von LA für Studierende freiwillig bleibt und eine Opt-Out-Möglichkeit vorgesehen ist.
Die Diskussion machte deutlich: LEAD:FUH ist nicht nur ein technisches Projekt, sondern ein partizipativer Prozess, der die Bedürfnisse aller Beteiligten – von Studierenden über Lehrende bis hin zu den Fakultäten – in den Mittelpunkt stellt.
Fazit: Ein vielversprechender Start
Nach 90 intensiven Minuten stand fest: LEAD:FUH ist mehr als ein Projekt – es ist eine gemeinsame Vision für die Zukunft des digitalen Lernens. Die Kombination aus substanzieller Förderung, breiter institutioneller Unterstützung und einem engagierten, interdisziplinären Team schafft ideale Voraussetzungen für nachhaltige Veränderungen. Die FernUniversität (FUH) hat damit den Grundstein gelegt, um zur LA-Kooperationshochschule im deutschen Bildungsraum zu werden.
Der Startschuss ist gefallen – und die gesamte Hochschulgemeinschaft ist aufgerufen, diesen Weg aktiv mitzugestalten.
Fragen oder Anregungen? Gerne können Sie sich an das Projektteam wenden oder die weiteren Entwicklungen auf der LEAD:FUH-Projektseite verfolgen.
