Identifikation von systemrelevanten Unternehmen in Unternehmensnetzwerken

Unternehmensnetzwerke sind aufgrund des steigenden Wettbewerbsdrucks und technologischer Innovation immer häufiger vorzufinden. Doch was passiert mit dem Netzwerk, wenn ein Unternehmen dieses verlassen muss? Die Antwort darauf hängt davon ab, ob das Unternehmen systemrelevant ist.
Der Begriff „Systemrelevanz“ wurde insbesondere im Rahmen der Finanzkrise vielfach diskutiert. So wurde Griechenland als systemrelevanter Staat ausgemacht, aber auch in Unternehmensnetzwerken diverser Branchen finden sich Unternehmen, die vom Staat als „systemrelevant“ (z.B. die Hypo Real Estate), aber eben auch als „nicht systemrelevant“ (wie Opel) eingestuft werden. Systemrelevante Unternehmen, seien es Banken, Staaten oder Unternehmen anderer Sektoren, zeichnen sich vor allem durch drei wesentliche Eigenschaften aus: sie weisen eine gewisse Größe auf, haben viele Verbindungen zu anderen Unternehmen und sind nur bedingt substituierbar. Existierende Definitionen von Systemrelevanz reichen bisher nicht aus, um Unternehmen tatsächlich identifizieren zu können. Vielmehr sind weitere Schritte erforderlich, wie die Definition und Abbildung der Ausprägungen dieser Faktoren sowie deren Zusammenspiel.
Im Rahmen der Dissertation werden die bestehenden Definitionen und Ansätze so erweitert, dass sie den Anspruch, systemrelevante Unternehmen in einem Unternehmensnetzwerk identifizieren zu können, erfüllen. Der Fokus liegt dabei insbesondere auf Unternehmensnetzwerken, wie z.B. Logistiknetzwerke.

Dabei orientiert sich das Vorgehen der Arbeit am Design Science-Ansatz. Die folgende Abbildung zeigt den geplanten Forschungsprozess der Dissertation in Anlehnung an Peffers et al. 2006.

FernUniversität
Abbildung: Forschungsprozess der Dissertation

Zur Erarbeitung der Zielsetzung müssen zunächst die genannten Faktoren Größe, Verbindungen und Substituierbarkeit durch Ableitung der Ausprägungen sowie weiterer Parameter spezifiziert werden. Hierzu wird eine Studie durchgeführt, in die Unternehmen verschiedener Branchen, die Kooperationen mit anderen Unternehmen eingegangen sind, einbezogen werden. Das Ziel dieser Studie ist einerseits die Bestätigung der theoretisch abgeleiteten Faktoren und andererseits Erkenntnisse über signifikante Zusammenhänge der einzelnen Faktoren zu erlangen. Mittels der Studie wird es auch möglich sein, die teilweise qualitativen Faktoren, wie Vertrauen, quantifizierbar zu machen. Die Erkenntnisse der Studie können in einem nächsten Schritt in einem Modell abgebildet werden. Mittels einer Simulation des entwickelten Modells erfolgt in einem abschließenden Schritt die Validierung.

Lehrstuhl Baumöl | 09.04.2024