Rückblick auf die DGHD-Jahrestagung 2019

Gebäude der Uni Leipzig
Der Tagungsort Foto: FernUniversität

Vom 6. bis 8. März fand in Leipzig die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hochschuldidaktik (DGHD) statt. Traditionellerweise ist es so, dass viele Workshops und Präsentationen parallel laufen und ein Rückblick daher nur einen Bruchteil der behandelnden Themen abdecken kann. Dennoch kommt hier ein Versuch, die 48. Tagung der DGHD zusammenzufassen. Die Workshops, zu denen der Autor es geschafft hat, haben sich nämlich alle gelohnt.

Bereits vor der Eröffnung der Tagung haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, sich an den AGs und Foren zu beteiligen. In der AG „Digitale Medien und Hochschuldidaktik“ wurde z.B. unter anderem die Mediennutzungsstudie your-study.info vorgestellt. Das Projekt untersucht, wie Studierende digitale Medien nutzen. Die Ergebnisse sind dabei nicht besonders überraschend, aber dennoch ist es sehr wertvoll, über konkrete Zahlen zu verfügen. Die Studie wird an vier Hochschulen durchgeführt und hat weit über 3000 Studierende befragt. Interessant sind dabei nicht nur die Publikationen, sondern auch die Informationen über Zwischenstände bei den Auswertungen.

Sehr beeindruckend war es dann, in den Raum für die Eröffnung der Tagung zu kommen (s. Foto). Über den Hintergrund der Architektur des Paulinums informieren die Seiten des Campus Augustusplatz. Nicht weniger beeindruckend war, dass sich die sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst nicht nur für die Eröffnung Zeit genommen hatte, sondern auch für eine Podiumsdiskussion am Freitag. Dadurch wurde der Stellenwert der Hochschuldidakik in Sachsen hervorgehoben.

Studentisches Lernen in veränderten Wissensumgebungen

Paulinum, Uni Leipzig
Die heiligen Hallen der Wissenschaft: Paulinum, Uni Leipzig Foto: FernUniversität

Professorin Monika Nerland von der Universität Oslo zeigte in der ersten Keynote auf, wie sehr sich die Wissenslandschaft verändert hat und wie Studierende auf diese Veränderungen vorbereitet werden können. Eine ganze Reihe von neuen Akteur*innen spielen eine größere Rolle bei der Vermittlung und Generierung von Wissen, die Hochschulen sehen sich mit Angeboten konfrontiert, die außerhalb ihres Einflussbereichs entstehen. Die Grenzen zwischen den Institutionen, die Bildungsaufträge haben, und weiteren Organisation wie z.B. der Wirtschaft, werden durchlässiger. Studierende müssen nicht nur die Anwendung von Wissen erlernen, sondern auch die Dokumentation, Validierung, Erkundung etc. von Wissen. Nerlands Begriff für diese Anforderung ist die „epistemic reflexivity“.

Zentrale Frage ist dabei für Nerland, wie Studierende in die professionellen Communities eingeführt werden können. Ein beeindruckendes Beispiel zeigte sie anhand der Rechtswissenschaften. Dort werden Studierende innerhalb von vier Tagen aus der Alltagssprache in die professionelle Sphäre geführt und ihre Sprache beim Besprechen von Fällen verändert sich sehr stark.

Hochschuldidaktik und Qualitätsmanagement

In einer Session zum Qualitätsmanagement an Hochschulen und der Rolle, die die Hochschuldidaktik dabei spielt wurde ein Prinzip sehr schön herausgearbeitet, dass an Hochschulen ohnehin nicht schlecht ist: Es hilft, wenn miteinander geredet wird. Ein häufiges Problem ist laut dem ersten Vortragenden Dr. Lukas Mitterauer, dass Qualitätsentwicklung – bei der auch die Hochschuldidaktik ein Rolle spielt – und Qualitätssicherung an verschiedenen Stellen innerhalb eines Qualitätsmanagementprozesses ansetzen. Ein gemeinsames Ziehen am selben Strang kann hier sehr weiterhelfen. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch die Studie WiQu, die von Dr. Markus Seyfried und Moritz Ansmann vorgestellt wurde.

Design Based Research

Der Ansatz des Design Based Research zeichnet sich dadurch aus, dass eine besonders enge Vernüpfung zwischen theoretischen und praktischen Erkenntnissen eine Auswirkung auf den konkreten Designprozess eine Lehr-Lernangebots haben soll. Wer mehr über diesen Ansatz wissen möchte, ist mit dem Reader von Gabi Reinmann gut aufgehoben. Interessant an der Session „Qualitätsentwicklung in Studium und Lehre durch Design-Based Research“ war aus FernUni-Sicht vor allem ein Poster, das ein Lehr-Lernprojekt aus der Mathematik vorgestellt hat (s. Tweet).

Übrigens wurde an der – zugegeben kleinen – Hochschule über ein Help-Desk Mathe nachgedacht, ähnlich einer Schreibwerkstatt. Vielleicht wäre das auch was für uns…

Apropos Poster

Sowieso, Poster… Die Postersession „Bildung als Auftrag von Hochschule und Hochschuldidaktik“ war vom Titel her offen genug, um alle möglichen interessanten Aspekte aufzugreifen. Die Galerie kann hoffentlich einen kleinen Eindruck geben.

Sollte die Auflösung der Poster nicht ausreichen, kann gerne der Kontakt zu den Autorinnen und Autoren hergestellt werden. Sprechen Sie uns einfach unter ekoo@fernuni-hagen.de an.

Austausch zu mediendidaktischen Unterstützungsmaßnahmen

Eine Idee, die bereits auf der Tagung elearn.nrw 2018 durchgeführt wurde und die ihre Fortsetzung auf der DGHD-Tagung fand, war die Klassifizierung von und der Austausch zu mediendidaktischen Unterstützungsmaßnahmen an unterschiedlichen Hochschulen. Dabei wurde wieder einmal klar, dass der kollegiale Austausch für Lehrende besonders wertvoll ist. Eine Tatsache, die auch in den Workshops an der FernUni zum Tragen kommt. Dennoch ist die Expertise derjenigen, die für die Betreuung der Lehre zuständig sind, sei es in didaktischer oder technischer Sicht, gefordert. Wir hoffen, dass wir diese Austauschformate in genügendem Umfang anbieten. Wir sind in dieser Hinsicht immer offen für Vorschläge seitens der Lehrenden.

„Marco Reus geht auch täglich zum Training“

Bei der Podiumsdiskussion am letzten Tag gab es eine Reihe von plakativen Sätzen, die sich hervorragend für’s Zitieren eignen. So sagte Vizepräsidentin Professorin Evelyn Korn der Uni Marburg: „Marco Reus kann schon ganz gut Fußball spielen, aber er geht trotzdem jeden Tag zum Training. Professor*innen finden manchmal nicht, dass sie das in der Lehre nötig hätten.“ Ein schönes Schlusswort für eine Tagung, die sich mit allen Facetten der Hochschullehre beschäftigt hatte.

Im nächsten Jahr wird die DGHD-Tagung in Berlin als Kooperation der Freien Universität, der Humboldt-Universität, der Technischen Universität und der Charité stattfinden.



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