Internationale Online-Moot-Courts

von Dr. Juan Garcia Blesa und Martin von Hadel

Technische Voraussetzungen

Moodle, Videokonferenzsystem (Zoom, Teams usw.)

Vorbereitung

Mindestens 1-2 Monate

Anzahl Studierende

16-20

Beratung

Martin von Hadel, Fachmediendidaktiker Rechtswissenschaftliche Fakultät

Kontakt

Dr. Juan Garcia Blesa, Rechtswissenschaftliche Fakultät

Beschreibung

Die Rechtswissenschaftliche Fakultät bietet bereits seit 2016 Moot Courts im Rahmen ihrer jährlichen internationalen Summer-School-Programme an, die gemeinsam mit der UNED (Spanien) und der Open Universiteit (Niederlande) ausgerichtet werden. Erstmals wurde das Programm im vergangenen Jahr als reine Online-Veranstaltung konzipiert, da die Anreise und die gemeinsame Arbeit der Teams aufgrund der Covid-19-Pandemie nicht möglich waren.

Moot Courts haben insbesondere in der Juristenausbildung US-amerikanischer Law Schools eine lange Tradition. Bei Moot Courts handelt es sich um simulierte Gerichtsverfahren, wobei der Schwerpunkt häufig auf der mündlichen Verhandlung liegt. Studierende übernehmen die Rollen der Prozessparteien (Kläger*in oder Beklagte*r) und müssen in kleinen Teams eine Prozessstrategie entwickeln und vor einem fiktiven Gericht in einer mündlichen Verhandlung argumentieren.

Ausgangspunkt ist in der Regel ein fiktiver Fall, der meist in Form einer Akte mit entsprechenden Dokumenten und Sachverhaltsangaben aufbereitet wird. Dabei sind die Fälle meist so offen gestaltet, dass die Prozessparteien überzeugende rechtliche Argumente entwickeln und im Rahmen einer mündlichen Verhandlung und ggf. eines schriftlichen Vorverfahrens vorbringen können.

Moot Courts sollen:

  1. Die Fähigkeit Fakten zu erfassen und zu strukturieren verbessern
  2. Recherchekompetenzen trainieren (gibt es Entscheidungen und Literatur zu Vorschriften, die das Verfahren betreffen?)
  3. Die Möglichkeit eröffnen, komplexe juristische Argumentationsstrategien in Teams zu entwickeln
  4. Die rhetorischen Fähigkeiten trainieren

Wobei neben den genannten Kompetenzen zusätzlich von den Studierenden im Rahmen der Summer School Programme verlangt wird, in internationalen Teams in englischer Sprache zu arbeiten.

Die Studierende wurden nach der Auswahlphase ihrer jeweiligen Heimathochschule in zwei Teams eigeteilt (Kläger*in und Beklagte*r), wobei darauf geachtet wurde, dass möglichst deutsche, spanische und niederländische Studierende zu gleichen Teilen in den Teams vertreten waren. Anschließend haben beide Gruppen Zugang zum Fallmaterial erhalten, das neben anderen Materialien über einen Moodle-Kursraum auf der offenen Instanz der FernUniversität zu Verfügung gestellt wurde. Als weitere Vorbereitung wurde die Bearbeitung der offenen Kurse Legal English I und II sowie Intercultural Competence empfohlen, die auf der offenen Moodle-Instanz der FernUniversität angeboten werden.

Um die „Waffengleichheit“ der Partien zu gewährleisten, wurde kein nationales Recht, sondern mit dem Völkerrecht eine supranationale Materie für den Moot Court gewählt. Das Fallmaterial umfasste eine Sachverhaltsdarstellung eines fiktiven Konflikts zwischen zwei Staaten und Hinweise zu internationaler völkerrechtlicher Literatur (zum Teil Open-Educational-Ressources der UN) und Entscheidungen sowie Leitfragen für die Parteien. Aufgabe der Gruppen war es, innerhalb eines Zeitraums von zwei Monaten in mehreren Online-Meetings (in diesem Fall via MS Teams) jeweils eine Argumentationslinie zu entwickeln und entsprechende Stellungsnahmen für eine mündliche Verhandlung vorzubereiten.

Im Rahmen der mündlichen Verhandlung, die ebenfalls über MS Teams stattfand, mussten alle Teilnehmer*innen ausgehend von den Leitfragen des Falles die rechtliche Position ihrer Partei erläutern, wobei die Gegenpartei und das „Gericht“, das durch Lehrende der FernUniversität und der UNED besetzt war, kritische Fragen stellen konnten.

Ausgehend von der Argumentation wurde der Fall durch das „Gericht“ entschieden und die Parteien erhielten ein Feedback zu ihrer Strategie und der Qualität der Vorträge.

Dabei zeigen die Erfahrungen des ersten Durchgangs, dass durch die Vorbereitungen, die ausschließlich auf Videokonferenzen und nicht auf Face-to-face-Phasen setzten, weder die Qualität der Stellungnahmen noch der mündliche Vortrag gelitten haben. Zudem war es den Studierenden möglich, trotz fehlender Reiseoptionen Kontakt zu Studierenden in anderen europäischen Ländern aufzubauen und den fachspezifischen Gebrauch der englischen Sprache zu trainieren.

Das Programm wird in diesem Jahr im Rahmen der Master Summer School im Studiengang LL.M. fortgeführt, wobei im zweiten Durchgang zusätzliche Online-Vorlesungen von Lehrenden der FernUniversität, der Open Universiteit und der UNED das Programm ergänzen werden.

Weitere Informationen

Voraussetzungen

  • mit entsprechenden Materialien aufbereiteter fiktiver Fall
  • inhaltliche Kenntnisse aus den Kursen Legal English I und II sowie Intercultural Competence
  • Lehrende, die bereit sind, die Rolle der Richter*innen zu übernehmen

Tools

  • Moodle
  • Videokonferenzsysteme (Teams, Zoom, etc.)

Hinweise

  • Betreuung internationaler Gruppen einplanen
  • Inhalte so strukturieren, dass sie für internationale Gruppen geeignet sind
  • Feedbackzeiten via Videokonferenz-Tools für Gruppen einplanen
  • Beispiele für die Strukturierung und Durchführung von Moot Courts in internationalen Projekten hat die Fakultät im Rahmen eines ERASMUS+-Projekts entwickelt, diese sind hier zu finden: 04 – Moot Court Materials –  (Für diesen Link ist eine Registrierung auf der offenen Lernplattform der FernUniversität erforderlich. In den eigentlichen Kurs gelangen Sie per Selbsteinschreibung, es ist kein Einschreibeschlüssel erforderlich.)

Kontakt

Dr. Juan Garcia Blesa, EDELNet Koordinator, Rechtswissenschaftliche Fakultät

Übersicht

Ziel

Moot Courts ohne Präsenzanteil mit internationalen Studierenden-Gruppen planen und durchführen

Kontext

Wahlmodule im Bachelor/Master of Laws, Fremdsprachenausbildung Erste juristische Staatsprüfung

Problem

Internationale kooperative Veranstaltung trotz Pandemie-Einschränkungen ermöglichen

Lösung

Entwicklung eines online Moot Courts ohne Face-to-Face-Phasen

Vorteile

  • Für Studierende attraktives, ortsunabhängiges Format, das dennoch rhetorische Kompetenzen und Fremsprachenkompetenzen stärkt

Nachteile

  • Interkultureller Erfahrungsaustausch geringer als bei Präsenzveranstaltungen mit internationalen Studierendengruppen
  • Weniger dynamisch als Moot Court in Präsenz


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