Kennen Sie schon… das Doctor-Who-Prinzip?

Doctor Who ist eine britische TV-Serie, die von der BBC produziert wird. Sie ist insbesondere deshalb bekannt, weil sie seit 1963 (teilweise mit Unterbrechungen) gedreht und ausgestrahlt wird. Die Serie handelt von einem Zeitreisenden, eben dem namensgebenden Doctor Who, der mit seiner speziellen Maschine, der als Polizeistation getarnten TARDIS, und Assistent*innen herumreist und Abenteuer erlebt. Der Doctor wurde bisher von 13 verschiedenen Schauspieler*innen verkörpert – das Gendersternchen ist dabei tatsächlich korrekt, denn seit 2017 verkörpert erstmal eine Frau den mittlerweile dreizehnten Doctor.

Interessant für einen didaktischen Kontext macht die Serie jedoch ihre besondere Struktur:  Wie alle Serien besteht auch Doctor Who aus Staffeln, die jeweils aus einzelnen Folgen bestehen. Insbesondere zu Beginn waren einzelne Folgen von Doctor Who recht kurz und umfassten nur 30 Minuten; mittlerweile wurde dies jedoch an die typische Dauer von 40-45 Minuten für eine Folge angepasst. Um trotzdem komplexere Geschichten erzählen zu können, die nicht gleich die gesamte Staffel umfassen, werden bei Doctor Who mehrere Folgen miteinander verbunden. In der Regel erzählen fünf Folgen von einem Abenteuer des Doctors und seiner Begleiter*innen. Um die Zuschauer*innen bei der Stange zu halten, endet jede Folge mit einem Cliffhanger, in dem der Doctor oder seine Begleiter*innen in Gefahr geraten. Die Auflösung gibt es dann in der nächsten Folge. Zusätzlich endet jede Folge mit einer Vorschau auf die nächste, um so zusätzlich Neugierde zu wecken. Jede neue Folge beginnt auch mit einer Zusammenfassung der vergangenen Ereignisse, um die Zuschauer*innen wieder abzuholen und ihnen den Einstieg in die Geschehnisse zu erleichtern.

Symboldbild Struktur einer Doctor Who Episode
Struktureller Aufbau einer Episode der TV-Serie „Doctor Who“ (Illustration: FernUniversität)

Newmann und Grigg (2007) haben das geschilderte Prinzip insbesondere auf das Microlearning übertragen. Die Idee ist dabei, auch hier die Lerneinheiten jeweils miteinander zu verbinden, indem Unterthemen innerhalb des in der Lehre behandelten Stoffes identifiziert werden. Zu jedem Unterthemen werden Mikroeinheiten konzipiert, die eng miteinander verbunden sind und in einer klaren zeitlichen Reihenfolge stehen. Zusätzlich kann dann überlegt werden, ob die einzelnen Verbünde von Mikroeinheiten unabhängig von einander sind oder ebenfalls eine explizite Reihenfolge aufweisen.

Symbolbild Zusammenhänge einzelner Lerneinheiten nach dem Doctor-Who-Prinzip
Beispieldarstellung für die Aufbau mehrerer Lerneinheiten nach dem Doctor-Who-Prinzip (Illustration: FernUniversität)

Das Doctor-Who-Prinzip beinhaltet neben dem strukturellen Aspekt jedoch auch noch Implikationen für die inhaltliche Gestaltung von Mikroeinheiten. So kann die Idee des Cliffhangers aufgegriffen werden, also einer offenen Frage am Ende der Einheit, die die Lernenden neugierig auf die nächste Einheit macht und sie dadurch motiviert, kontinuierlich weiter zu arbeiten.

In einer Einheit Ausblicke auf die Inhalte der folgenden zu geben, wirkt ebenfalls motivierend und verdeutlicht den Lernenden den roten Faden der Ausführungen bzw. der Zusammenhänge der Mikroeinheiten.

Das Doctor-Who-Prinzip wurde in der Literatur zwar mit explizitem Bezug zum Microlearning entwickelt, jedoch spricht nichts dagegen, es auch auf umfassendere Lerneinheiten anzuwenden, die nicht als Mikroeinheiten angelegt sind. Gerade hier erhalten einleitende Zusammenhänge noch einmal einen besonderen didaktischen Mehrwert.

Literatur:
Newmann, Kendall/ Grigg, Robert (2007): The Doctor Who Principle: Microlearning and the episodic nature of almost everything. In: Hug, Theo (Hrsg.): Didactics of Microlearning. Concepts, Discourses and Examples. Münster: Waxmann, S. 228 – 241



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