Innovative Lehrprojekte – Interview mit Karin Panitz

Portrait Karin Panitz
Foto: Privat

In der Reihe „Innovative Lehrprojekte“ stellen wir die Projekte vor, die im Rahmen der Zertifikatsprogramme HD-NRW und E-Teaching-Zertifikat entstanden sind. Karin Panitz hat bestehende Lehrmaterialien der Moodle-Lernumgebung im Modul „AF G“ (Anwendungsfach Gesundheitspsychologie) des Bachelorstudiengangs Psychologie barrierefrei gestaltet.

Wie bist du auf die Idee zu deinem Projekt gekommen?

Ich betreue das Modul AF G seit Mitte 2018 und im Rahmen diverser Anpassungen (u. a. die Zusammenführung der bis dahin drei getrennten Kursumgebungen) wurde mir bewusst, dass nicht alle Inhalte dieses reinen Online-Kurses barrierefrei sind. Mit Beginn des Zertifikatsprogramms vor knapp 2 Jahren war schnell klar, dass dies ein sehr sinnvolles Projekt ist. Vor allem auch für die Lehrstuhlinhaberin Professorin Dr. Christel Salewski war die Umsetzung der Barrierefreiheit in den von ihr verantwortlich erstellten Lehrmaterialien eine Herzensangelegenheit.

Welche Überlegungen lagen der Umsetzung des Projekts zugrunde?

Ziel war es, alle bestehenden Inhalte des AF G so zu gestalten, dass sie sowohl den internen als auch externen Vorgaben zur Barrierefreiheit entsprechen. Dafür musste ich mich zunächst mit dem Thema „Barrierefreiheit“ auseinandersetzen und die Kursmaterialien auf eventuelle Hindernisse kontrollieren. Grundsätzlich gilt der barrierefreie Zugang für Nutzende mit unterschiedlichen Einschränkungen sowohl für physische als auch für psychische Erkrankungen (z. B. auch Lern- und Konzentrationsstörungen), jedoch habe ich mich für das vorliegende Projekt auf sensorische Beeinträchtigungen, wie Seh- und Hörprobleme beschränkt. Im Modul AF G werden zur Lehre eigens erstellte Kursmaterialien genutzt, die als Moodle-Bücher elektronisch aufgearbeitet sind und zusätzlich als PDF-Dokumente zum Download bereitgestellt werden. Beide Formate mussten entsprechend geprüft und bearbeitet werden (v. a. korrekter Tabellen-Aufbau mit eindeutigen Spalten-/Zeilenüberschriften, Alternativtext-Vergabe bzw. Bildbeschreibungen zu Grafiken und Abbildungen).

Welche Herausforderungen sind dir während der Planung und der Durchführung begegnet?

Zunächst schien alles relativ übersichtlich und machbar. Die ursprünglich als Bilddateien eingebundenen Tabellen habe ich neu formatiert, das Farbkonzept für eine bessere Lesbarkeit angepasst und gleichzeitig die universitätskonforme Schriftart eingeführt. Bei der geplanten Übernahme in die Moodle-Bücher stellte sich jedoch heraus, dass ein automatisierter Import ohne zeitaufwendige Nachbearbeitung nicht möglich war. Die komplizierte Umsetzung der neu erstellten Tabellen in ein sinnvolles HTML-Format wurde vom Fachmediendidaktiker Dr. Björn Fisseler übernommen und in mehreren Korrekturschritten abgeschlossen. Ähnlich verhielt es sich mit der Umsetzung der Bildbeschreibungen für die Abbildungen, Grafiken und Pfadmodelle im Kursmaterial. Wer mal versucht hat, eine Grafik sinnvoll zu beschreiben, kann nachvollziehen, dass die Erstellung etwas Zeit in Anspruch nimmt. Beim Formulieren der Beschreibungen (vor allem für die komplexen Pfadmodelle) wurde mir sehr deutlich, wie schwierig es für Personen mit Einschränkungen sein muss, die Inhalte zu erfassen. Das Ändern der Word-Dokumente war zwar zeitaufwendig, jedoch auch unglaublich lehrreich. Als problematisch erwies sich auch hier die Einbindung der Alternativtexte in die Moodle-Bücher. Zwar ist eine Vorgabe, welche die Länge von Alternativtexten begrenzt, nicht bekannt, jedoch stellte sich beim Übertrag in Moodle heraus, dass die Eingabe dort auf 125 Zeichen beschränkt ist. Nach verschiedenen Überlegungen von Dr. Björn Fisseler wurde ein Beschreibungsansatz realisiert, der das Auf- und Zuklappen von Langbeschreibungen ermöglicht, die von Screenreadern erkannt und den jeweiligen Bildern zugeordnet werden können. Am Ende konnte ich diese sogenannten „ARIA“-gestützten Langbeschreibungen selbst in Moodle erstellen und war nicht auf weitere Hilfe angewiesen.

Wie war die Reaktion der Studierenden?

Eine explizite Rückmeldung einzelner Studierender zur Umsetzung der Barrierefreiheit habe ich bisher nicht erhalten. Es bleibt zu hoffen, dass sich Studierende mit Einschränkungen melden, falls ihnen fehlende oder unzureichende Features auffallen. Ansonsten bin ich sehr sicher, dass vor allem die Bildbeschreibungen beispielsweise der komplexeren Pfadmodelle allen Studierenden helfen, die Inhalte zu verstehen. Ich möchte hier aber die Reaktion derer hervorheben, die mir geholfen und mich betreut haben. Offensichtlich war nicht bekannt, dass Moodle für die Bildbeschreibungen lediglich 125 Zeichen zur Verfügung stellt, was für viele Grafiken oder Abbildungen nicht ausreichend ist. Es freut mich, dass im Rahmen des Projekts eine neue Möglichkeit gefunden werden konnte, Bildbeschreibungen in sinnvoller Länge darzustellen.

Was planst du noch für die Zukunft im Zusammenhang mit dem Projekt?

Barrierefreiheit steht für die Lehre im AF G weiterhin im Fokus und wird auch für zukünftige Lehrformate berücksichtigt. Als nächstes steht die Erstellung von themenbasierten Einführungsvideos an, die natürlich im Sinne der Barrierefreiheit untertitelt wird. Eine Anleitung dafür hält die FernUni übrigens unter https://www.fernuni-hagen.de/psychologie/docs/untertitel_selber_erstellen.pdf bereit.



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