KI-Kompetenzen für (Hochschul-)Lehrende – der KI-Campus als OER-Lernplattform macht fit für die Zukunft der Hochschullehre

von Sebastian Habla

„KI ist wahrscheinlich das Beste oder das Schlimmste, was der Menschheit passieren kann.“ (Stephen Hawking, 2016)

Diesen Satz verkündete Hawking bei der Eröffnung des „Leverhulme Centre for the Future of Intelligence (LCFI)“ der Cambridge University im Jahr 2016. Inwiefern KI nun tatsächlich entweder das beste oder das schlimmste Schicksal bereithält, oder ob, wie bei vielen Dingen, doch Abwägungen und Differenzierungen zu treffen sind, kann jeder für sich selbst entscheiden. Worin sicherlich größere Einigkeit herrschen wird, ist die Einflussnahme von Kompetenzen auf die weitere Entwicklung von künstlicher Intelligenz. Je KI-kompetenter eine Gesellschaft bzw. die Menschheit ist, desto größer ist die Chance, dass KI das Beste für die Menschheit sein wird. Doch obwohl etwa 90% der Menschen in Deutschland den Begriff KI kennen, halten nur 29% ihre KI-Kompetenzen für ausreichend ausgeprägt (Pfaff et al., 2022). Zudem fehlen bis 2026 760.000 Personen mit Tech-Kompetenzen (Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e. V., 2021).

Um AI-Literacy mit großen Schritten voranzutreiben und KI-Kompetenzen in der Gesellschaft zu verankern, stellt der KI-Campus zahlreiche kostenfreie Lernangebote bereit, die verschiedenste KI-Themen in deutscher und teilweise englischer Sprache als komplette Kurse, Podcasts oder Videos behandeln. Diese können mit einer Teilnahmebescheinigung, einem Leistungsnachweis (Micro-Credential) oder einem Micro-Degree abgeschlossen werden. Und das ist erst der Anfang. Denn das BMBF-geförderte Projekt ging mit seiner OER-Lernplattform erst im Jahr 2020 online und wird noch bis mindestens Ende 2024 bestehen bleiben. Bemühungen um ein Fortbestehen bis 2030 werden angestrebt und sind angesichts der Zukunftsträchtigkeit des Themas durchaus aussichtsreich. Konzipiert wurden die Angebote von renommierten Professor*innen und Dozierenden verschiedener Universitäten sowie Akteure anderer Bildungseinrichtungen.

Aber werfen wir zunächst einen Blick auf die Website, die rein optisch mit professionellem Grafikdesign und sehr markanter Farbgebung überzeugt. Der Slogan auf der Startseite, „KI zum Hören, Sehen und Mitmachen“, suggeriert, dass neben audiovisuellem Lehrmaterial auch Möglichkeiten der Interaktion bereitgehalten werden. Die darunter aufgeführten Formate „Online-Kurse“, „Videos“ und „Podcasts“ verdeutlichen die Vielfalt des Lernangebots, die 11 verschiedene Formate umfasst, wobei die Online-Kurse den Hauptteil des Angebots darstellen.

Screenshot vom KI Campus
Screenshot vom KI Campus

Die zwischen zwei Stunden und 15 Wochen dauernden Kurse decken insgesamt 15 Themengebiete ab. Dabei werden vor allem „Data Literacy,“ „Chatbots und Sprachassistenten,“ „KI in der Medizin“ und „KI in der Schule“ fokussiert. KI wird also nicht nur von technischer und methodischer Seite aus betrachtet, sondern es kommen auch ethische Aspekte zur Diskussion und es werden Praxisbeispiele vorgestellt. Zudem gibt es auch die Möglichkeit, Leistungsnachweise (Micro-Credentials) zu absolvieren und an Zertifikatsprogrammen (Micro-Degrees) teilzunehmen, die anhand ausgewiesener Kompetenzen eine Möglichkeit der privaten und beruflichen Weiterentwicklung bieten.

Was bietet der KI-Campus speziell für Hochschullehrende?

Letztlich dürften sämtliche Grundlagenkurse bzw. Videos wie „KI und Ethik I-V“ oder „Wie lernen Maschinen“ eine wichtige Basis bieten, um das Phänomen Künstliche Intelligenz in seinen zahlreichen Facetten zu verstehen sowie kompetent reflektieren und einordnen zu können. Doch auch im Speziellen wird in der Hochschullehre neben regelbasierter KI wie der Auswertung von Log-Daten (Learning Analytics) oder der Nutzung von Sprachassistenten (Chatbots) auch die generative KI wie das Verfassen von Texten, das Erstellen von Bildern oder das Kreieren von Aufgaben zum Einsatz kommen. Der KI-Campus bietet hierfür Kurse bzw. Videos wie „ChatGPT – kurz erklärt,“ „Sprachassistenzen als Chance für die Hochschullehre“ oder auch „ChaBoDoc – ChatBots for FutureDocs“. Darüber hinaus wird KI bei Prüfungen eine markante Rolle einnehmen, die auf der einen Seite die Auswertung für die Begutachtenden erleichtern, auf der anderen Seite jedoch auch die Maßstäbe für Prüfungen verändern wird.

Diese Angebote können nicht nur in Eigenregie von Hochschullehrenden für die persönliche kostenfreie Weiterbildung genutzt werden, sondern sie können auch für die eigene Lehre als OER-Material genutzt werden. Dies spart nicht nur die eigenen Ressourcen, sondern es kann auch aufgrund der professoralen Konzipienten von einer sehr hohen inhaltlichen Güte der Angebote ausgegangen werden. Ebenso ist ein Kuratieren des Angebotes nach den individuellen Weiterbildungsbedarfen, also eine Beratung, sowie eine Zusammenstellung einzelner Module aus verschiedenen Kursen möglich. Wenn auch Sie Interesse haben, KI-Campus-Lernangebote in Ihre Lehre oder Weiterbildungsformate zu integrieren, melden Sie sich gerne unter KI-Campus-HUB-NRW@fernuni-hagen.de, und wir helfen Ihnen weiter.

Wie können die Materialien des KI-Campus genutzt werden?

Die Angebote des KI-Campus sind niederschwellig. Das OER-Angebot des KI-Campus ist kostenfrei, und nach einer einmaligen Registrierung sind alle Inhalte wie Videos, Podcasts, Bild- und Textmaterial frei und jederzeit zugänglich. Die Registrierung wird benötigt, da der Lernfortschritt der absolvierten Kurse gespeichert wird, und darüber hinaus ist die Zertifizierung in Form von Micro-Credentials und Micro-Degrees nur durch einen persönlichen Account realisierbar. Bei der Registrierung werden lediglich eine E-Mail-Adresse, ein Benutzername (der vom Klarnamen abweichen kann), sowie der Vor- und Nachname für die Zertifikate abgefragt. Außerdem muss den Datenschutzbestimmungen zugestimmt werden, und es besteht die Möglichkeit, den KI-Campus-Newsletter zu abonnieren. Schließlich kann man sich ein Passwort vergeben und nach Bestätigung der Willkommens-E-Mail in jedem Kurs auf dem KI-Campus einschreiben.

Aktuelles Angebot – auch mit synchronen Sessions

Auch wenn ein Großteil der Angebote asynchron verläuft, so gibt es auch Veranstaltungen mit synchronen Terminen. So veranstaltet der KI-Campus gemeinsam mit dem Hochschulforum Digitalisierung (HFD) das „Prompt-Labor: Generative KI in der Hochschullehre“. Ein zentraler Aspekt beim Einsatz von generativer KI ist es, die Instruktionsbefehle – auch Prompts genannt – effektiv formulieren zu können. Zusammen mit Expertinnen und Experten sollen in diesem „Experimentierraum für Hochschulangehörige“ Lehrende und Interessierte praktische Erfahrungen sammeln sowie mit ihrer Peergroup eigene Anwendungsszenarien für generative Sprach-KIs diskutieren. Neben den üblichen asynchronen Moodle-Kursen für die Vor- und Nachbereitung werden drei Live-Veranstaltungen Kern des Kurses sein. Diese finden am 26.10.2023 (Do) mit PD Dr. Malte Persike, am 7.11.23 (Di) mit Dr. Anika Limburg sowie am 24.11.2023 (Fr) mit Natalie Sontopski, jeweils in der Zeit von 10 Uhr bis 13 Uhr statt. Eine Anmeldung ist im Vorfeld erforderlich. Für die Teilnahme an den Live-Sessions ist keine Registrierung am KI-Campus notwendig. Hier gelangen Sie zur Anmeldung.

Die Rolle der FernUniversität beim KI-Campus

Mit insgesamt vier Teilprojekten übt die FernUniversität in Hagen einen wesentlichen Anteil in der Beforschung des Themenbereiches KI sowie der Weiterentwicklung des KI-Campus aus. Hierzu zählen die Community of Practice (CoP), der KI-Campus-Hub NRW, die strukturierte Integration von KI-Campus-Lernangeboten, die anwendungsorientierte Erprobung von Micro-Degrees sowie die Integration des LMS Moodle auf dem KI-Campus.

In der CoP können sich Interessierte in insgesamt fünf Open Think Tanks zu den Themen KI und Didaktik I & II; KI, Curriculum und Micro-Degrees; KI und Prüfung sowie KI und Ethik austauschen und in regelmäßig stattfindenden Onlinetreffen anwendungsorientiert diskutieren. Der KI-Campus-Hub NRW indes fungiert als zentrale Anlaufstelle für Nutzende und Interessierte der KI-Campus-Angebote und soll darüber hinaus Gelegenheiten zum Austausch und zur Erhebung der individuellen Bedarfe verschiedener Akteure in NRW schaffen. Der Hub fungiert auch als Servicestelle für Personen, die speziell für die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Mitarbeitenden ihrer jeweiligen Einrichtung zuständig sind und Inhalte des KI-Campus in ihr Repertoire aufnehmen wollen. Ihnen wird eine Beratungsleistung angeboten, um einerseits die Weiterbildungsbedarfe zu ermitteln und entsprechende Kurse für die jeweiligen Bedarfe gemeinsam auszuwählen bzw. einzelne Module aus den verschiedenen Kursen entsprechend der Bedarfe zu kuratieren.

Wenn auch Sie sich in einer entsprechenden Position befinden und Interesse an den Angeboten des KI-Campus haben, melden Sie sich gerne hier. Weitere Informationen sowie die Möglichkeit zur Beteiligung im HUB erhalten Sie unter https://fernuni-ki-campus.fernuni-hagen.de/. Die KI-Campus-Lernangebote werden an der FernUniversität auf Studiengangsebene sowie auf Weiterbildungsebene strukturiert integriert, und Micro-Degrees werden anwendungsorientiert erprobt. Darüber hinaus implementiert die FernUniversität für den KI-Campus eine Moodle-basierte Lernplattform.

Fazit

Der KI-Campus wird seinem Namen aufgrund der zahlreichen interdisziplinären Angebote, die überwiegend von Universitätsprofessoren angeboten werden, gerecht. Er bietet eine gute Möglichkeit, in das zukunftsträchtige und aus vielen Bereichen nicht wegzudenkende Themengebiet der KI auf unterschiedlichen Ebenen einzutauchen und sich mittels zertifizierter Lernangebote kostenlos weiterzubilden. Ganz gleich, ob als Vertreter aus der freien Wirtschaft, aus der medizinischen Branche oder aus dem Bildungsbereich: Der KI-Campus bietet für viele Akteure gleichermaßen geeignet, sich dem spannenden Bereich der KI anzunähern und auf die Arbeitswelt von morgen vorzubereiten. Schauen auch Sie vorbei und lassen Sie sich von den Angeboten überzeugen.

Literatur

Pfaff-Rüdiger, S., Herrmann, S., Cousseran, L., & Brüggen, N. (2022). Kompass: Künstliche Intelligenz und Kompetenz 2022. Wissen und Handeln im Kontext von KI (JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis (Hrsg.)). München: kopaed.

Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e. V. (2021). Tech-Spezialisten gesucht! Bedarf an Personal mit technologischen Kompetenzen wächst. Diskussionspapier 4. Essen: Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e.V. / McKinsey & Company.



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