Rückblick: Campus Innovation 2018

Ansicht des Curio Haus von Außen
Ort der Tagung: Das Curio Haus der Universität Hamburg
Foto: FernUniversität

Am 22. und 23. November fand in Hamburg die Tagung Campus Innovation des Multimedia Kontors Hamburg zusammen mit der Jahrestagung des Universitätskollegs Qualitätspakt Lehre (UK QPL) der Universität Hamburg statt. Unter dem Thema Zugang, Transparenz und Diversität: Herausforderung und Chancen für die Hochschulbildung wurde an den zwei Tagen in Keynotes und bis zu fünf parallellaufenden Tracks zu verschiedenen Bereichen der Bildung und Hochschule gesprochen.

Digitale Assistenzsysteme und digitale Pioniere

Die Tagung startete am Donnerstag nach der offiziellen Begrüßung mit einer Keynote von Prof. Dr. Petra Grell von der Technischen Universität Darmstadt. In ihrem Vortrag zum Thema „Digitale Assistenzsysteme in der Hochschullehre“ sagte Grell, dass in vielen Lernumgebungen die Studierenden so kontrolliert und gesteuert werden, dass ihnen nichts anderes mehr übrigbleibt als zu lernen. „Bildung ist nicht das Anhäufen von Wissen in einer Art Rucksack“ stellte Grell fest. Sie sähe in den Hochschulen mehr als nur einen Ort um Wissen anzuhäufen, vielmehr seien sie ein Ort der Bildung, durch die sich die Betrachtungsweise der Welt transformieren kann. Wie kann in der Hochschulbildung also mit digitalen Assistenzsystemen umgegangen werden? Prof. Dr. Grell hat hierzu vier Thesen aufgestellt:

  1. Assistenzsysteme nutzen, sich ihnen aber nicht blind unterwerfen.
  2. Klären, in welcher Weise die eingesetzte Technologie zur Bildung und nicht nur zum Anhäufen von Wissen beiträgt.
  3. Critical Media Literacy: digital geprägte Strukturen sind immer mit menschlichen Praktiken verwoben, diese eingewobenen Ideologien sind zu begreifen.
  4. Klären, welche Aspekte der Fachkulturen im Umgang mit Informationen und Wissen automatisierbar sind und welche nicht.

Unter dem Titel „Wie wir die digitalen Pioniere von morgen ausbilden“ wurde in der zweiten Keynote der Tagung von Thomas Bachem die von ihm mitgegründete CODE University vorgestellt. Dies ist eine private Universität in Berlin, in der insbesondere Wert auf nichtlineares, projektbasiertes Lernen gelegt wird. Hier existieren keine klassischen Noten und Klausuren, sondern es werden Kompetenzen nach einem Raster erarbeitet. Im ersten Jahr der CODE University gab es über 2.000 Bewerber*innen, wovon in einem Auswahlverfahren 88 Studierende ausgewählt wurden.

Holografie, Augmented Reality und KI

Danach startete der Teil der Tagung, von dem einzelne Teilnehmende unmöglich alles Interessante mitbekommen konnten. Immer wieder hatten wir die Qual der Wahl zwischen fünf verschiedenen Tracks, weshalb es im Folgenden vor allem um den Track eLearning gehen wird. Thematisch begann dieser mit etwas für mich gänzlich Neuem: Hologramme und Augmented Reality.

Vortrag zu Holografie
In imposanten Sälen wurden interessante Vorträge unter anderem zum Thema Holografie gehalten.
Foto: FernUniversität

In vier Vorträgen wurden die Techniken und Forschungsergebnisse dazu vorgestellt und erörtert, wie weit der Einsatz von Hologrammen und Augmented Reality in der Lehre fortgeschritten ist. Im ersten Vortrag von Prof. Dr. Wolfgang Osten wurde die Holografie zunächst besonders auf physikalischer Ebene erklärt, was einen guten Einstieg in das Thema bildete. Im zweiten Vortrag von Prof. Dr. Mirco Imlau wurde gezeigt, wie man mit Instrumenten der Maker Bewegung, insbesondere LEGO Steinen, ein Hologramm machen kann. Anleitungen und weitere Infos über MAKE! Holographie gibt es auch auf http://www.myphotonics.eu/. Die beiden darauffolgenden Vorträge befassten sich mit der Frage, wie es um die Anwendung von Augmented bzw. Mixed Reality in der Lehre steht und ob es sich dabei um nachhaltige Instrumente oder nur einen vorübergehenden Trend handelt.

Am Nachmittag ging es im Track eLearning thematisch um Künstliche Intelligenz. In den drei Vorträgen wurden Projekte von drei Hochschulen vorgestellt, die sich mit verschiedensten Möglichkeiten des Einsatzes von künstlicher Intelligenz in der Lehre auseinandersetzen:

  • Das Projekt tech4comp beschäftigt sich mit personalisierter Kompetenzentwicklung und skalierbaren Mentoringprozessen und forscht deshalb seit 01.10.2018 mit 8 Hochschulen im Bereich KI Mentoring.
  • My.Mi.mobile wird an den Universitäten in Ulm und Freiburg eingesetzt und ermöglicht ein adaptives, individualisiertes Lernen in der mikroskopischen Anatomie.
  • Das dritte vorgestellte Projekt, IKARion, analysiert die Kleingruppenarbeit in der online gestützten Hochschullehre und gibt visualisiertes Feedback. Hiermit soll den typischen Problemen bei der Gruppenarbeit in Online-Szenarien entgegengewirkt werden.

Auf die Sessions folgte noch eine Podiumsdiskussion zum Thema „Wie frei ist das Studium? Das Ideal der Selbstbestimmung zwischen Anwesenheitspflicht und Digitalisierungsrückstand“. Der erste Tag endete mit einem Abendempfang.

Die Generation Internet

Am Freitag startete der Tag mit einer Keynote von Joanna Schmölz vom Deutschen Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet, die die DIVSI U25-Studie 2018 vorgestellt hat. Unter dem Motto „Studierende von heute und morgen – Die „Generation Internet“ zwischen Selbst- und Fremdbestimmtheit?“ wurde hier dargestellt, welche Vor- und Nachteile das Aufwachsen mit dem Internet hat und welche Auswirkungen dies in Bezug auf den Umgang mit dem Internet und dessen Nutzung durch die Jugendlichen mit sich zieht. „Digital Natives“ ist der Studie nach nichts weiter als ein Märchen, niemand wird mit dem Wissen über den richtigen Umgang mit digitalen Medien geboren. Angeeignet wird dieses jedoch vor Allem durch eigene Erfahrungen, beigebracht wird einem das kaum.

Digitaler Wandel

Der eLearning Track am Freitag beschäftigte sich mit der Lehre im digitalen Wandel. Zunächst wurden in vier Vorträgen Projekte, Ansätze und Arbeitsweisen der digitalisierten Lehre vorgestellt. Dies waren vier thematisch sehr unterschiedliche Vorträge. Angefangen bei der Vorstellung von Projekten zur Unterstützung des Hochschulzugangs für Geflüchtete über die Gestaltung hybrider Arbeits- und Lernräume ging es in den Vorträgen dieser Session auch um E-Assessment-Archivierung und Blockchains.

Vortrag zu Digitalisierung und Ethik
In der abschließenden Keynote ging es auch um die Privatsphäre im Internet. Foto: FernUniversität

Im zweiten Tagesabschnitt wurde der Track eLearning thematisch fortgesetzt. Der erste Vortrag des Nachmittags über die digitale Transformation in der Hochschulbildung thematisierte das Potenzial eines digitalen Ökosystems. Auch hier wurde das Thema Augmented Reality, welches ja auch am Donnerstag schon Gegenstand einiger Beiträge war, wieder aufgegriffen. Der zweite Vortrag trug den Titel „So meistern Vordenker*innen die digitale Transformation“. Hierbei stellte die Universität St. Gallen vor, wie ihr Weg in eine digitalisierte Zukunft aussieht. Im letzten Vortrag des Tracks wurde die Hamburg Open Online University noch einmal unabhängig von den eigenen Sessions, die im Rahmen der parallelen Tracks angeboten wurden, vorgestellt. Hierbei lag der Schwerpunkt auf der Gestaltung und Konzeption der HOOU.

Digitalisierung und Ethik

Die abschließende Keynote wurde von Prof. Dr. Ingrid Schneider von der Universität Hamburg in Vertretung für die leider erkrankte Prof. Dr. Judith Simon gehalten. Unter dem Titel „Digitalisierung und Ethik: Neue Anforderungen im Zeitalter von Künstlicher Intelligenz und Big Data“ ging es um Datenhandel im Internet, Data Mining und welche Aussagen anhand von Nutzungsdaten über einen getroffen werden können. In diesem Zusammenhang war natürlich auch die DSGVO ein Thema. Zum Schluss der Keynote wurde auch noch digitale Mündigkeit thematisiert und es wurden Vorschläge für Handlungsmöglichkeiten zur digitalen Selbstverteidigung gemacht.

Alles in Allem gab es auf der Campus Innovation sehr viel Input in sehr kurzer Zeit und durch die verschiedenen parallel angesetzten Sessions war es unmöglich, alle interessanten Beiträge mitzubekommen. Zum Glück wurden jedoch fast alle Vorträge aufgezeichnet und über lecture2go der Universität Hamburg veröffentlicht.

Trotzdem lohnt es sich natürlich immer, solche Tagungen auch selbst zu besuchen, insbesondere für die interessanten Gespräche und den Austausch, der sich neben dem Programm immer noch ergibt.



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