Präsenzveranstaltung

Thema:
Das schwimmende Labor: Wissensproduktion und -transfer an Bord im 18. und 19. Jahrhundert
Veranstaltungstyp:
Präsenzveranstaltung
Zielgruppe:
offen für alle Geschichtsstudierenden
Ort:
Stuttgart
Adresse:
Campus Stuttgart
Raum 2A + 2B
Termin:
04.11.2022 bis
05.11.2022
Zeitraum:
Freitag, 04.11.2022, 9.00 bis 18.00 Uhr
Samstag, 05.11.2022, 9.00 bis 18.00 Uhr
Leitung:
Lena Moser M.A.
Anmeldefrist:
28.10.2022
Anmeldung:
ONLINE-Anmeldung unten auf dieser Seite
Auskunft erteilt:
Karin Gockel , E-Mail: karin.gockel , Telefon: +49 2331 987 - 2122

Traditionell nahm die See(fahrts)geschichte eher eine Außenseiterposition innerhalb der Geschichtswissenschaft ein: Seeschlachten, Schiffsarchitektur und die Biographien bekannter „Seehelden“ waren die Hauptthemen. Doch es geht auch anders. In jüngerer Zeit sind neue Themen verstärkt in den Fokus der geistes- und kulturwissenschaftlichen Forschung geraten. Sie haben dort mittlerweile eine solch wichtige Position eingenommen, dass durch den Literaturwissenschaftler Steve Mentz die „blue humanities“ als bedeutsame, disziplinübergreifende Strömung ausgerufen wurden.

Insbesondere für die Geschichte der Frühen Neuzeit und der Moderne ist es kaum möglich, die Bedeutung des Meeres und der Seefahrt zu überschätzen. Die Weltmeere und ihre Küsten fungierten wie vielleicht kein anderer Raum als Kontaktzonen zwischen den verschiedensten Kulturen und sozialen Gruppen. Schiffe sorgten für den stetigen Transfer von Menschen, Gütern, Informationen und kulturellen Praktiken zwischen allen Ecken und Enden der Welt. Wissen und Unwissen über die Ozeane spielten eine wichtige Rolle im Aufstieg und Fall von Imperien. Die verschiedenen Seehandelskompanien sorgten nicht nur als größter maritimer Arbeitgeber der Frühen Neuzeit für signifikante Migrationsbewegungen, sondern prägten mit ihren Warenströmen den Alltag noch bis in die schwäbische Provinz. In diesem Seminar werden wir vor allem einen Aspekt der neuen maritimen Geschichte in den Blick nehmen: die Seereise und das Schiff als Orte der Produktion und des Transfers von Wissen.

Lange Zeit wurde das Schiff in der Geschichtswissenschaft lediglich als Vehikel betrachtet, mit dem Naturforscher*innen und Gelehrte in die Gebiete transportiert wurden, in denen sie ihre Forschungen anstellen wollten. Mittlerweile setzt sich jedoch das beispielweise von Richard Sorrenson und Antony Adler formulierte Bild vom Schiff als „schwimmendem Labor“ zunehmend durch, das wesentlich besser dazu geeignet ist, die komplexe historische Realität abzubilden. Nicht nur überkreuzten sich bei (früh)neuzeitlichen Seereisen häufig militärische, ökonomische und wissenschaftliche Interessen; das Schiff war auch ein Ort, an dem verschiedene Personengruppen mit den unterschiedlichsten nationalen, sozialen, kulturellen und Bildungshintergründen, Interessen und Berufszugehörigkeiten miteinander interagierten und sich gegenseitig in ihren Wissenspraktiken beeinflussten – sei es, indem sie kollaborierten, sich gegenseitig behinderten, oder um Deutungshoheit konkurrierten. Ebenso vielfältig waren die verschiedenen Wissensarten, die an Bord aufeinander trafen: praktisches und Erfahrungswissen, theoretisches und gelehrtes Wissen, im engeren Sinne maritimes Wissen aus der Navigation, Seemannschaft, und Hydrographie und Naturwissen aus Feldern wie der Meteorologie, Botanik, Zoologie und (proto-)Anthropologie.

In diesem Seminar werden wir untersuchen, wie im 18. und 19. Jahrhundert Vertreter*innen der oben genannten Disziplinen auf See bzw. an Bord Wissen produzierten und wie ihr Vorgehen dabei von den spezifischen Parametern des Bordlebens geprägt wurde. Außerdem werden wir uns den manchmal kollaborativen, manchmal antagonistischen Dynamiken zwischen diesen sich auf engstem Raum begegnenden Akteuren und Wissensbeständen widmen. Dabei werden wir als Lehnstuhlreisende mit Cook den Pazifik erkunden und den Wissenschaftlern der Challenger-Expedition bei ihren hydrographischen Untersuchungen über die Schulter sehen, aber auch Quellenmaterial weniger bekannter Seereisen auswerten.

Wir werden vor allem mit englischsprachigen Quellen und englischsprachiger Literatur arbeiten. Durch die direkte Quellenarbeit sollen auch Anregungen für die Formulierung eigener Forschungsthemen für Haus- und Abschlussarbeiten gegeben werden.

Literaturvorschläge

Adler, Antony: The Ship as Laboratory. Making Space for Field Science at Sea, in: Journal of the History of Biology Vol. 47, No. 3 (Fall 2014): 333-362. https://www.jstor.org/stable/43863383

Mariss, Anne: „A world of new things“. Praktiken der Naturgeschichte bei Johann Reinhold Forster (Historische Studien 72), Frankfurt a. M. 2015. Oder Dies.: Johann Reinhold Forster and the Making of Natural History on Cook‘s Second Voyage, 1772-1775 (Empires and Entanglements in the Early Modern World), Lanham, MD 2019. [es handelt sich hierbei um die englische Übersetzung und Neubearbeitung der deutschen Monographie]

Rozwadowski, Helen: Fathoming the Ocean. The Discovery and Exploration of the Deep Sea (2005).

Sorrenson, Richard: The Ship as a Scientific Instrument in the Eighteenth Century, in: Osiris 11 (1996), 221-236. https://www.jstor.org/stable/301933

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Karin Gockel | 08.04.2024