Präsenzveranstaltung

Thema:
FÄLLT LEIDER AUS!
Vom 'groote Trek' zum 'Burenkrieg' - multinationale Konflikte im südlichen Afrika
Zielgruppe:
BA KuWi: Modul G4; MA EuMo: Modul 6G; MA GeEu; offen für alle Geschichtsstudierenden
Ort:
Nürnberg
Adresse:
Campus Nürnberg
Pirckheimerstraße 68
D- 90408 Nürnberg

Die genaue Raumbezeichnung wird noch bekannt gegeben.
Termin:
06.03.2020 bis
07.03.2020
Zeitraum:
Freitag, 06.03.2020, 09:00 bis 18:00 Uhr,
Samstag, 07.03.2020, 09:00 bis 18:00 Uhr
Leitung:
Tabea U. Buddeberg M.A.
Pascal Hirschberg B.A.
Anmeldefrist:
24.01.2020
Anmeldung:
ONLINE-Anmeldung s. unten
Auskunft erteilt:
Tabea U. Buddeberg M.A. , E-Mail: tabea.buddeberg , Telefon: +49 2331 987 - 2135
Karin Gockel , E-Mail: karin.gockel , Telefon: +49 2331 987 - 2122

Das südliche Afrika war seit dem Eintreffen der weißen Siedler von Konflikten geprägt. Unter anderem eskalierten die unterschiedlichen Vorstellungen der Briten, die 1814 das Gebiet rund um das Kap der guten Hoffnung für sich in Anspruch nahmen, und der Buren, die sich bereits seit Mitte des 17. Jahrhunderts im Lande befanden, was sich unter anderem in dem Auszug der Buren in nördliche Gebiete des Südlichen Afrikas und im südafrikanischen Krieg manifestierten.

Im ersten Teil des Seminars soll der Fokus auf den in der Kapkolonie entstandenen Differenzen zwischen den Briten und den Buren liegen, die letztlich dazu führten, dass die Buren in das Landesinnere zogen, um dort unabhängige Staaten zu gründen. Mit den Buren hatte sich im südlichen Afrika eine neues, europäisch-stämmiges Volk gebildet, das sich den Indigenen des Südlichen Afrikas überlegen fühlte. Darüber hinaus fand eine klare Abgrenzung gegenüber den Briten statt. In einem religiös motivierten Prozess kam es zur Nationenbildung eines Volkes, das aus dem Komplex des Multinationalstaates Südafrikas nicht mehr wegzudenken ist.

Dieser als ‚groote Trek´ inszenierte Aufbruch der ,Voortrekker´ von 1835 wird als Protest der burischen Bevölkerung gegen die Dominanz der Briten angesehen. Die Einführung von britischem Recht in der Kapkolonie und die von ihnen erstrebte Abschaffung der Sklaverei führte zu einer Auszugsbewegung der Buren aus dem britisch dominierten Gebiet. Die Buren fürchteten schlichtweg um ihre wirtschaftliche Existenz, da sie in erster Linie von Viehzucht und Ackerbau lebten, deren Effizienz maßgeblich durch die Sklavenarbeit garantiert wurde. So kam es zur Gründung von zahlreichen, kleinen Nationalstaaten der `Voortrekker`, deren Existenz jedoch zumeist nur von kurzer Dauer war. Es waren letztlich die stabilen geopolitischen Gebilde des Oranje-Freistaats (Gründung 1842) und der Südafrikanischen Republik/Transvaal (gegr. 1853), welche dem britischen Expansionsbestreben im Weg standen. Großbritanniens Beteiligung am sich daraus entwickelnden Südafrikanischen Krieg von 1899-1902 reiht sich auf den ersten Blick nahtlos in die lange Liste der außereuropäischen Eroberungskriege des Empires ein. Der technologisch-strategische Übergangscharakter sowie die komplexe Verortung zwischen einem regulären europäischen Krieg und einem überseeischen Kolonialkrieg irritiert den interessierten Betrachter des „Burenkriegs“ jedoch. In der Tat ist die Geschichte dieses Konflikts vor allem eine Geschichte von irrigen Annahmen, Missverständnissen und fatalen Fehleinschätzungen, die lange wesentlich vom „myth of a white man’s war“ (Peter Warwick) geprägt war. Dabei ist mittlerweile deutlich nachgewiesen, in welchem Ausmaß auch die schwarzafrikanische Bevölkerung Südafrikas auf beiden Seiten in das Kriegsgeschehen involviert war.

Die intensive Einbeziehung von Zivilisten, eine hysterische britische Presse und insbesondere die weitreichende Einrichtung von concentration camps legen nahe, dass auch für die Zeitgenossen erkennbar gewesen sein musste, eine bewaffnete Auseinandersetzung neuer Qualität bezeugt zu haben. Tatsächlich handelte es sich beim Südafrikanischen Krieg um den ersten Anti-Guerilla-Krieg des 20. Jahrhunderts. Die Zeit, entsprechende Lehren zu ziehen, nahmen sich die international Verantwortlichen vor dem Ersten Weltkrieg jedoch weder militärisch noch diplomatisch.

Unter Beachtung der militärischen Innovationen und Fortschritte um die Jahrhundertwende fragt der zweite Teil des Seminars nach dem spezifisch modernen Charakter des Krieges und problematisiert anhand von Quellen insbesondere das zeitgenössische Verständnis von Kolonialkriegen.

Kernlektüre:

Eberspächer, Cord 2006: „Albion zal hier ditmaal zijn Moskou vinden!“. Der Burenkrieg (1899-1902), in: Klein, Thoralf/Schumacher, Frank (Hg.): Kolonialkriege: Militärische Gewalt im Zeichen des Imperialismus, Hamburg: Hamburger Edition, S. 182-207.

Giliomee, Hermann 2003: The Afrikaners – biography of a people, Charlottesville: University of Virginia Press: S. 58-228.

Marx, Christoph 2012: Südafrika. Geschichte und Gegenwart, Stuttgart: Kohlhammer.

Rose, Andreas 2011: „Unsichtbare Feinde“: Großbritanniens Feldzug gegen die Buren (1899-1902), in: Bührer, Tanja/Stachelbeck, Christian/Walter, Dierk (Hg): Imperialkriege von 1500 bis heute. Strukturen – Akteure – Lernprozesse, Paderborn: Ferdinand Schöningh, S. 217-239.

Van Heyningen, Elizabeth 2010: A Tool for Modernisation? The Boer Concentration Camps of the South African War, 1900-1902, in: South African Journal of Science, Vol. 106 (5/6), Art. #242, S. 1-10.

Walter, Dierk 2006: Warum Kolonialkrieg?, in: Klein, Thoralf/Schumacher, Frank (Hg.): Kolonialkriege: Militärische Gewalt im Zeichen des Imperialismus, Hamburg: Hamburger Edition, S. 14-43.

Warwick, Peter 1983: Black People and the South African War, 1899-1902, Cambridge: Cambridge University Press, Kap. 8.

Karin Gockel | 08.04.2024