ONLINE-Seminar

Thema:
Die Swahili-Kultur - Genese und Struktur einer kosmopolitanen Gesellschaft am Indischen Ozean

Zielgruppe:
MA EuMo: Modul 6G; offen für alle Geschichtsstudierenden
Ort:
Online / Zoom
Termin:
05.02.2021 bis
06.02.2021
Zeitraum:
Freitag, 05.02.2021, 9:00 bis 18:00 Uhr,
Samstag, 06.02.2021, 9:00 bis 18:00 Uhr
Leitung:
Prof. Dr. Jürgen G. Nagel
Tabea U. Buddeberg M.A.
Anmeldefrist:
15.12.2020
Anmeldung:
ONLINE-Anmeldung s. unten
Auskunft erteilt:
Prof. Dr. Jürgen G. Nagel , E-Mail: juergen.nagel , Telefon: +49 2331 987 - 2114
Karin Gockel , E-Mail: karin.gockel , Telefon: +49 2331 987 - 2122

Die aktuellen Zahlen der Corona-Pandemie und die Unklarheiten über die Entwicklung in den nächsten Monaten zwingt uns dazu, im laufenden Wintersemester unsere geplanten Präsenzveranstaltungen auf Online-Seminare umzustellen. Das Seminar zur Swahili-Kultur am 5. und 6. Februar 2021 wird wie geplant an den vorgesehenen zwei Tagen durchgeführt werden, allerdings nicht auf dem Campus in Hagen, sondern online über die Software Zoom. Über die konkrete Ausgestaltung werden alle Teilnehmer*innen rechtzeitig informiert. Es sind noch Plätze frei – bei Interesse melden Sie sich bitte bis zum verlängerten Anmeldeschluss am 15. Dezember 2020 unten auf dieser Website an.

Zum Inhalt: Seit dem 9. Jahrhundert prägt die Swahili-Kultur das Leben an der ostafrikanischen Küste. Entstanden an einem der Brennpunkte des interkontinentalen und interkulturellen Handels auf dem Indischen Ozean, der zahlreiche Prozesse der Kulturverflechtung hervorrief, weisen die so bezeichneten Küstengesellschaften zwischen Mozambik und dem Horn von Afrika sowie auf den vorgelagerten Inseln neben regionalen afrikanischen Einflüssen solche aus der arabischen und persischen Welt, aus Indien und letztendlich auch aus Europa auf. Aus den unterschiedlichsten Einflüssen ist im Laufe der Jahrhunderte eine neue kulturelle und soziale Erscheinungsform entstanden. Sie ist mehrheitlich islamisch, dies aber in einer ganz eigenständigen Prägung. Die verfügt über eine eigene Sprache (Kiswahili), die aus einer regionalen lingua franca hervorgegangen ist. Sie hat eigene künstlerische Ausdrucksformen hervorgebracht ebenso wie eine spezifische Sozialstruktur. Die Swahili-Kultur kann also als ein Paradebeispiel gesellschaftlicher und kultureller Hybridität angesehen werden.

Als solche soll sie in unserem Seminar einer eingehenden Analyse unterzogen werden. Als Schwerpunkt wird das Seminar die Entstehung der Swahili-Kultur und ihre innere Entwicklung thematisieren. Dabei kommen externe und interne Einflüsse zur Sprache, die mit dem Handel auf dem Indischen Ozean ebenso zusammenhängen wie mit der Rolle unterschiedlicher Diasporagemeinschaften. Eine besondere Bedeutung kommt dabei dem ostafrikanischen Islam zu. Darüber hinaus widmet sich das Seminar der Swahili-Kultur im 19. und 20. Jahrhundert, die von der Begegnung mit Kolonialismus, Moderne und Globalisierung gekennzeichnet sind. Die Herangehensweise wird stets interdisziplinär ausgerichtet sein. Für die Frühgeschichte der Swahili sind die Erkenntnisse der Archäologie unentbehrlich. Ihre spezifischen Gesellschaftsstrukturen erfordern nicht zuletzt ethnologische Zugänge, während die religiöse Besonderheit der Swahili durch Religions- und Islamwissenschaft erhellt wird. Kunstgeschichte, Musikwissenschaft oder Sprachforschung machen zudem unterschiedliche kulturelle Wechselwirkungen sichtbar. Und die unterschiedlichen Denkrichtungen aus Soziologie und Kulturwissenschaften liefern hierzu das theoretische Rüstzeug.

Neben der Einbeziehung unterschiedlicher Quellentypen wird die Beschäftigung mit einschlägigen Theorien, die zu einem vertieften Verständnis einer solchen Gesellschaftsbildung beitragen, ein wichtiges Thema des Seminars sein. Der Frage der Hybridität, wie sie u.a. Homi K. Bhabha in der kulturwissenschaftlichen Debatte stark gemacht hat, kommt dabei eine zentrale Rolle zu; aber auch weitere konzeptionelle Ansätze wie Kosmopolitanismus, Translokalität, Diaspora oder Glokalisierung werden angesprochen. Das Seminar dient damit auch dazu, die Rolle bzw. Verwertbarkeit von theoretischen Modellen und Überlegungen für die historische Forschung deutlich zu machen.

Literaturhinweise

Bhabha, Homi K.: Die Verortung der Kultur (Stauffenberg Discussion. Studien zur Inter- und Multikultur, 5), Tübingen: Stauffenberg, 2011.

Allen, James de Vere: Swahili Origins. Swahili Culture and the Shungwaya Problem, London: Currey, 1993.

Horton, Mark C./Middleton, John: The Swahili. The Social Landscape of a Mercantile Society, Oxford: Blackwell, 2000.

Kusimba, Chapurukha M.: The Rise and Fall of Swahili States, Walnut Creek: Alta Mira, 1999.

Pouwels, Randall L.: Horn and Crescent. Cultural Change and Traditional Islam on the East African Coast, 800-1900, Cambridge: University Press, 1987.

Pradines, Stéphane: Fortifications et urbanisation en Afrique orientale (Cambridge Monographs in African Archaeology, 58), Oxford: Archaeopress, 2004.

Sheriff, Abdul: Dhow Cultures of the Indian Ocean. Cosmopolitanism, Commerce and Islam, London: Hurst, 2000.

Verne, Julia: Living Translocality. Space, Culture and Economy in Contemporary Trade (Erdkundliches Wissen, 150), Stuttgart: Steiner, 2012.

Wynne-Jones, Stephanie/La Violette, Adria Jean (Hg.): The Swahili World, London: Routledge, 2018.

Karin Gockel | 08.04.2024