Innovative Lehrprojekte – Interview mit Dr. Franziska Carstensen

In der Reihe „Innovative Lehrprojekte“ stellen wir die Projekte vor, die im Rahmen der Zertifikatsprogramme HD-NRW und E-Teaching-Zertifikat entstanden sind. Dr. Franziska Carstensen hat eine Moodlephase in der Politikwissenschaft inhaltlich und didaktisch neugestaltet und hierzu unsere Fragen beantwortet.

Wie bist du auf die Idee zu deinem Projekt gekommen?

Portrait Dr. Franziska Carstensen
Dr. Franziska Carstensen (Foto: privat)

Mit der Fragestellung an sich, also wie kann man Übungen gemäß abgestufter Lehrziele planen, hatte ich mich schon länger beschäftigt, vor allem nach dem Besuch der Fortbildungsveranstaltung zu den mediendidaktischen Grundlagen. Als dann klar war, dass im Sommersemester 2022 im Rahmen des Kurses „Grundstrukturen der Politik“ ein neues Studienmaterial eingesetzt werden würde, dachte ich, das wäre eine gute Möglichkeit, das im Rahmen des Projekts auszuprobieren. Meine andere Idee war, Videos zur politikwissenschaftlichen Recherche in Parlamentsdokumentationen (das sind sozusagen die Archive der Parlamente in Deutschland (Bundestag und Landtage, etc.), die öffentlich und via Internet zugänglich sind) zu erstellen, da ich den Eindruck habe, dass die dort liegenden Möglichkeiten nicht so bekannt sind und es einige Kniffe gibt, die nützlich sind. Tanja Adamus hatte dann in dem Beratungsgespräch das Projekt zu den Lehrzielen favorisiert, so dass ich dieses umgesetzt habe.

Welche Überlegungen lagen der Umsetzung des Projekts zugrunde?

Die grundlegende Überlegung war, wie kann ich ein Übungsprogramm für Studierende an einer FernUni strukturieren und umsetzen, das den abgestuften Lernzielen entspricht. Dabei stand an erster Stelle die Entscheidung, wie Übungen anhand der Bloomschen Taxonomie entworfen werden könnten. Dabei stellte sich heraus, dass vor allem die erste Stufe der Taxonomie, also das Erinnern von Wissen, einen Grenzbereich für ein Studium darstellt, da das Einprägen von bestimmten Sachverhalten als Voraussetzung, aber nicht Inhalt von Übungen im universitären Kontext betrachtet werden kann. Das Lehren an der Universität setzt bestimmte Fähigkeiten voraus, so dass ein reines Abfragen als Übungsinhalt obsolet sein sollte. Die Unterscheidung der verschiedenen Taxonomie-Stufen ist aber sehr hilfreich, um zu veranschaulichen, dass es nicht sinnvoll ist, evaluative Fragen sowie argumentierende Auseinandersetzungen mit Fragestellungen zu früh zu stellen. Zunächst müssen die Studierenden befähigt sein, Sachverhalte einzuordnen und zu analysieren, bevor sie mit solchen Positionierungsaufgaben konfrontiert werden.

Welche Herausforderungen sind dir während der Planung und der Durchführung begegnet?

Die Herausforderungen lagen zunächst in den Restriktionen, die das Lehren an der FernUni bestimmen: Die inhaltliche Textbasis ist vorbestimmt, die zeitliche Dauer, die für die Bearbeitung des Materials den Studierenden zur Verfügung steht, ist begrenzt und Moodle stand als Plattform fest. Ich muss mich als Lehrende also fragen, (1) was kann ich als Aufgabe über Moodle stellen, (2) was gibt das Studienmaterial inhaltlich her und (3) was lässt sich innerhalb der begrenzten Zeit bewältigen. Bei den Aufgaben zur Beurteilung und zum Argumentieren ging es auch um eine gute Diskussionsatmosphäre unter den Studierenden, die aber letztlich vorhanden war. Gefallen hat mir die kollegiale Hospitation. Das war keine Herausforderung, aber es war ein guter Bestandteil des Projekts. Wir Lehrende hatten so die Möglichkeit, über Strategien, Gestaltungen und Präferenzen zu diskutieren. Ich hatte aber auch Glück, dass ich zwei sehr nette, zuverlässige und interessante Kollegen zum Austausch hatte.

Wie war die Reaktion der Studierenden?

Die Reaktion der Studierenden war überwiegend positiv. Die Aufgaben zum Erinnern und Verstehen sowie zum Beurteilen bzw. zum eigenen Argumentieren kamen gut an; kritischer war die Umsetzung der Stufen Anwenden und Analysieren. Dafür hatte ich Übungen zu Aussagen in Tabellen erstellt. Diese würde ich in einem nächsten Schritt ergänzen um Aufgaben zu den so erhaltenen Informationen, um den Studierenden zu verdeutlichen, was die so gewonnenen Daten zeigen. Interessant fand ich, dass es kein einheitliches Bild hinsichtlich der bevorzugten Rückmeldungen gab: Knapp die Hälfte der Studierenden, die sich an der Feedbackbefragung beteiligt haben, fanden sowohl automatisiertes Feedback als auch von einem Lehrenden ausformuliertes Gesamtfeedback ok, während jeweils ein Viertel der Befragungsteilnehmer entweder automatisiertes oder ausformuliertes Gesamtfeedback bevorzugten.

Was planst du noch für die Zukunft im Zusammenhang mit dem Projekt?

Da meine Zeit an der FernUniversität im März zu Ende geht, plane ich konkret für die Umsetzung des Projekts nicht weiter. Es wird in etwas veränderter Fassung in dem Modul fortgeführt. Abgesehen davon wird die grundlegende Überlegung zu den Lehrzielen natürlich die didaktische Gestaltung von meinen weiteren Lehrveranstaltungen prägen. So habe ich zum Beispiel im Rahmen eines Lehrauftrags an der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin, der im wechselnden Wochenrhythmus online und in Präsenz stattfand, Übungen gemäß der Lehrziele erstellt.



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