Online-Seminar

Thema:
China-Mode - Japonismus - Europerien. Kulturelle Austauschbeziehungen zwischen Europa und Ostasien: Wechselwirkungen zwischen China und Europa, 1644-1911
- Teil 1 -

W I C H T I G : Geändertes Format
Veranstaltungstyp:
ONLINE-Seminar
Zielgruppe:
BA KuWi: Modul G4; MA EuMo: Modul 6G; MA GeEu: Modul IV; Modul IX; Modul X; offen für alle Geschichtsstudierenden
Ort:
ONLINE - Zoom
Termin:
17.12.2021 bis
18.12.2021
Zeitraum:
Freitag, 17.12.2021, 9.00 bis 18.00 Uhr
Samstag, 18.12.2021, 9.00 bis 18.00 Uhr
Leitung:
Dr. Christine Kracht
Barbara Schneider M.A.
Anmeldefrist:
05.11.2021
Anmeldung:
ONLINE-Anmeldung s. unten
Auskunft erteilt:
Dr. Christine Kracht , E-Mail: christine.kracht
Karin Gockel , E-Mail: karin.gockel , Telefon: +49 2331 987 - 2122

Zu Beginn des 17. Jahrhundert setzten mit den Gründungen der Ostindischen Kompagnien verstärkt Handelsbeziehungen zwischen China und Europa ein. In der Folge erreichten chinesische Luxusgüter wie Porzellan, Lackarbeiten und Seidengewebe in großen Mengen die westliche Welt. In Europa wurde ab Mitte des 17. Jahrhundert eine China-Manie ausgelöst und erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts sollte die Leidenschaft der Europäer für alles „Chinesische“ und damit die China-Mode ihr Ende finden.

Die Europäer bewunderten das Exotische und Andersartige der Objekte, die Schönheit der geheimnisvollen, meisterhaft bearbeiteten Materialien und bestaunten die fremdartigen Motive. Sie waren voller Bewunderung für das kultivierte Volk in Ostasien, dessen Zivilisation über großes technisches Knowhow verfügen musste, um solche qualitativ hochwertigen Kunstobjekte herstellen zu können. Reiseberichte von Gesandten der Handelskompagnien oder Missionaren beförderten dieses Bild. Die in Europa kursierenden Bestseller idealisierten China als hoch kultiviertes Land mit edlen Menschen und einer wunderbaren Natur.

Die China-Mode umfasste jedoch nicht nur die Begeisterung für Kunst und Kunsthandwerk aus China, sondern auch den Wunsch, diese nachzuahmen. Mitte des 17. Jahrhunderts begannen die Europäer Dekorationsformen zu entwickeln, die sich an chinesischen oder allgemein an asiatischen Vorbildern orientierten. Dieser asiatisch inspirierte Kunststil, die so genannte „Chinoiserie“, trat nun in Konkurrenz zu der chinesischen Exportware.

Parallel zu dieser Entwicklung in Europa begeisterten sich die chinesischen Kaiser und Künstler für die europäische Kultur. Im 18. Jahrhundert beauftragte der Qing-Kaiser Quianlong (1735–1799) zwei Jesuiten mit der Planung und dem Bau „europäischer Paläste“ nach dem Vorbild Versailles‘. Auch die Technik des Kupferstichs wurde durch Jesuiten in China eingeführt und von ihnen übernahmen die chinesischen Künstler schließlich auch die Gesetzmäßigkeiten der europäischen Maltradition mit Perspektive und Schattenwurf. Die Objekte, welche die Faszination der ostasiatischen Herrscher und Künstler für die europäische Kultur spiegeln, nennt man „Europerien“. Der europäische Einfluss in China war allerdings weniger nachhaltig.

Das Seminar ist interdisziplinär angelegt und stellt die Frage nach den kulturellen Austauschbeziehungen zwischen Europa und China im 17., 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus dem Blickwinkel der Kunstgeschichte. Vor dem Hintergrund der jeweiligen kunsthistorischen, gesellschaftlichen und historischen Entwicklungen sollen die Wechselwirkungen / Rückwirkungen zwischen Europa und China diskutiert werden, unter anderem um zu klären, in welchem Ausmaß die jeweils fremde Kultur zu welchem Zeitpunkt mehr oder weniger Einfluss auf die eigene Kultur nehmen konnte.

Für den 29./30. April 2022 ist ein zweites Seminar geplant, das die Fragestellung des „China-Seminars“ übernimmt. Im Rahmen dieses Seminars sollen die kulturellen Austauschbeziehungen zwischen Europa und Japan in der Zeit zwischen 1854 und 1930 hinterfragt werden. Die Teilnahme an beiden Seminaren wird empfohlen, ist jedoch nicht Voraussetzung für den Erhalt des Teilnahmescheins.

In Vorbereitung der Lehrveranstaltungen werden auf der Moodle-Plattform Literaturhinweise und Textauszüge eingestellt. Arbeitsaufträge (Quellenarbeit / Recherche-Aufgaben) werden mit ausreichend zeitlichem Vorlauf jeweils vor Seminarbeginn unter den angemeldeten Teilnehmer/n/innen verteilt. Die Ergebnisse sollen während der Veranstaltung vorgetragen und diskutiert werden.

Literaturhinweise:

Babin, Malte-Ludolf/Widmaier, Rita (Hg.): Gottfried Wilhelm Leibniz. Briefe über China (1694-1716). Die Korrespondenz mit Barthélmy Des Bosses S.J. und anderen Migliedern des Ordens, Berlin 2017.

Bischoff, Cordula: Frühe Asiatica und Chinoiserien am sächsischen Hof, in: Dresdner Kunstblätter (Welt Bilder) 1 (2015), S. 38-47.

Chambers, William: Designs of Chinese Buildings, Furniture, Dresses, Machines, and Utensils. To which is annexed a description of their temples, houses, gardens, &c, London 1757.

Collani, Claudia von: Von Jesuiten, Kaisern und Kanonen, Europa und China – eine wechselvolle Geschichte, Darmstadt 2012.

Dabringhaus, Sabine: Geschichte Chinas 1279-1949 (Oldenbourg Grundriss der Geschichte, 35), 2. Aufl., München 2009.

Holländer, Hans: Europas chinesische Träume, Die Erfindung Chinas in der europäischen Literatur, Berlin, Boston 2018.

Jarry, Madeleine: China und Europa. Der Einfluss Chinas auf die angewandten Künste Europas, Fribourg 1981.

Kamp, Silke: Seidenindustrie, in: Historisches Lexikon Brandenburg, 2019, URL: http://www.brandenburgikon.net/index.php/de/sachlexikon/seidenindustrie

Lach, Donald F./Kley, Edwin J. van: Asia in the Making of Europe. Vol. III: A Century of Advance, Chicago 1993.

Menne, Mareike: Diskurs und Dekor. Die China-Rezeption in Mitteleuropa, 1600-1800, Bielefeld 2018.

Mühlhahn, Klaus: Geschichte des modernen China. Von der Qing-Dynastie bis zur Gegenwart, München 2021.

Nieuhof, Joan: Die Gesantschaft der Ost-Indischen Geselschaft in den Vereinigten Niederländern an den Tartarischen Cham und nunmehr auch Sinischen Keiser. Verrichtet durch die Herren Peter de Gojern und Jacob Keisern ; darinnen begriffen die aller märkwürdigsten Sachen, welche ihnen auf währender Reise vom 1655. Jahre bis in das 1657. Aufgestoßen ..., Amsterdam 1666. URL: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/nieuhof1666/0001

Osterhammel, Jürgen, Die Entzauberung Asiens. Europa und die asiatischen Reiche im 18. Jahrhundert, München 1998.

Schäfer, Dagmar, Des Kaisers seidene Kleider. Staatliche Seidenmanufakturen in der Ming-Zeit (1368-1644), Heidelberg 1998.

Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Berlin (Hg.), China und Europa – Chinaverständnis und Chinamode im 17. und 18. Jahrhundert. Katalog zur Ausstellung vom 16.9.-11.1. 1973 im Schloss Charlottenburg, Berlin 1973.

Walravens, Hartmut: China illustrata. Das europäische Chinaverständnis im Spiegel des 16. bis 18. Jahrhunderts, Katalog zur Ausstellung der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel vom 21.3. bis 23.8.1987, Wolfenbüttel 1987.

Wang, Lianming, Jesuitenerbe in Peking. Sakralbauten und transkulturelle Räume, 1600-1800, Heidelberg 2020.

Wappenschmidt, Friederike: Chinesische Tapeten für Europa. Vom Rollbild zur Bildtapete, Berlin 1989.

Weiß, Matthias/Troelenberg, Eva-Maria/Brand, Joachim (Hg.), Wechselblicke – Zwischen China und Europa 1669-1907. Katalog zur Ausstellung in der Kunstbibliothek – Staatliche Museen zu Berlin in Kooperation mit der Max-Planck Forschungsgruppe „Objects in the contact Zone – The Cross-Cultural Lives of Things“ am Kunsthistorischen Institut in Florenz“, Max Planck-Institut (29.9.2017-7.1.2018), Berlin 2017.

Welich, Dirk (Hg.), China in Schloss und Garten – Chinoise Architekturen und Innenräume, Dresden 2010.

Karin Gockel | 08.04.2024