Filmgespräche X:

Thema:
Slapstick-Elemente
Veranstaltungstyp:
Online Seminar
Zielgruppe:
BA KuWi: Modul L2; MA NdL: Modul MANDL 3; Modul MANDL 5;
Adresse:
Online (Zoom)
Termin:
07.10.2021 bis
24.02.2022
Zeitraum:
Donnerstag, 16.00 bis ca. 18 Uhr
07.10.2021
21.10.2021
11.11.2021
18.11.2021
02.12.2021
09.12. 2021
13.01.2022
20.01.2022
27.01.2022
03.02.2022

Leitung:
Michael Niehaus
Irina Gradinari
Auskunft erteilt:
Prof. Dr. Michael Niehaus
Jun-Prof. Dr. Irina Gradinari

Nachdem in der neunten Folge der „Filmgespräche“ die Ära der Slapstick-Kurzfilme (ca. 1914-1924) Thema war, sollen in der zehnten Folge – als Fortsetzung – Slapstick-Elemente betrachtet werden. Im Handbuch Filmgenre (Hg. Marcus Stiglegger, Stuttgart 2020) schreibt Simon Born im Artikel über die Komödie: „Slapstick ist die erste und ureigenste Form der Filmkomik, die sich in den Anfängen des Kinos herausbildete. Essenz des Slapsticks ist der Körper in Schwierigkeiten. Er besticht durch eine rein visuelle, physische Komik, in der die zugrundeliegenden Gags in einem Spiel aus Tempo, Bewegung und der Körperlichkeit der Performer genuin filmisch dargestellt werden. Slapstick kann daher als Epochalstil des frühen Kinos gesehen werden wie auch als übergeordnetes Spielprinzip. In der filmhistorischen Auseinandersetzung mit den ersten Slapstick-Kurzfilmen konfrontiert die Komödie das Kino mit seiner verdrängten Herkunft aus dem Reich der ‚verruchten‘ Unterhaltungsindustrie.“ (S. 570) Schon daraus lässt sich schließen, dass Slapstick – obzwar „Epochalstil“ – nicht auf eine Epoche eingeschränkt werden kann. Slapstick-Elemente gibt es in einer unabsehbaren Menge von Filmen. Man könnte sagen: Solange es Körper gibt, die in Schwierigkeiten sind, solange gibt es Slapstick-Elemente in Filmen. Und eine Welt, in welcher Körper nicht in Schwierigkeiten sind, ist kaum denkbar. Allerdings wäre die Formel vom „Körper in Schwierigkeiten“ zu präzisieren: Es geht um Schwierigkeiten, die dadurch, dass der Mensch sprechen kann, nicht aus der Welt zu schaffen ist. Insofern handelt es sich um einen grundlegenden Modus, der sich freilich in historisch-kulturell variablen Formen realisiert. Zugleich allerdings verweisen Slapstick-Elemente auch auf die Geschichte des Mediums Film, auf die Epoche des Slapsticks. Dem Slapstick eignet daher sowohl etwas Kreatürliches wie auch etwas Zitathaftes.

Gefragt wird nicht nach Slapstick-Elementen in der Komödie, sondern in Genres, die nicht (oder jedenfalls nicht primär) komisch sind – das heißt in Genres, in denen die Slapstick-Elemente nicht als genuiner Bestandteil, sondern gleichsam als ‚Fremdkörper‘ analysiert werden können (also nicht: Louis de Funes, Peter Sellers, Jacques Tati usw.). Es handelt sich insofern um Slapstick-Elemente, die sich isolieren lassen. Sie werfen einerseits ein Licht auf die nicht-komische Handlung (in Bezug auf welche sie eine Art Unterbrechung oder Störung darstellen) und sie machen andererseits die nicht-komische Seite eines „Körpers in Schwierigkeiten“ sichtbar. Zugleich soll das Konzept vor Augen führen, dass Genres immer schon latent hybrid sind, insofern sie in sich heterogene Elemente enthalten, und dass ihnen der Verweis auf die Anfänge des Mediums Film inhärent ist.

Ausgangsthese ist, dass Slapstick-Elemente in den verschiedensten Genres vorkommen können. Das muss freilich an Beispielen gezeigt werden. Naheliegende Beispiele wären der Avantgarde-Film (Samuel Beckett), der minimalistische Autorenfilm (Aki Kaurismäki) oder die hybriden Hollywood-Filme der Coen-Brüder, auch die surrealistischen Filme Luis Bunuels oder die sozialkritischen Filme Akira Kurosawas weisen slapstickartige Szenen auf. Aber auch abgesehen vom Autorenkino: Der erste Schritt muss daher sein, weitere Beispiele zu sammeln: Filme nicht-komischer Genres, in denen ein oder mehrere Slapstick-Szenen eingebaut sind. Wie und in welcher Funktion können Slapstick-Elemente im Western vorkommen, im Horrorfilm, im Melodram oder im New Queer Cinema? In welcher Intensität und in welcher Frequenz treten sie auf? In welchem Maße tragen sie zur Entwicklung der Handlung bei? Inwiefern lassen sie sich in das Genre inkorporieren, inwiefern unterlaufen sie die Genrekonventionen?

Um in Bezug auf diese Ausgangsfragestellung einen kleinen Überblick zu bekommen, muss das Konzept der „Filmgespräche“ angepasst werden. Alle Teilnehmenden sind aufgerufen, bereits im Vorfeld passende Filmtitel (inklusive Hinweis auf Slapstick-Szenen) beizusteuern, die zu einer kleinen Filmographie zusammengeführt werden sollen. Es folgt sukzessive eine Auswahl von Filmen, von denen in der Regel jeweils zwei in einer Sitzung vorgestellt werden sollen – das heißt, dass (anders als in früheren Semestern) nicht die ganzen Filme, sondern nur signifikante Ausschnitte gezeigt werden, die als Grundlage für das gemeinsame Gespräch dienen können. Insofern ist auch die Bereitschaft vorausgesetzt, eine solche Vorstellung zu übernehmen: für die Auswahl der Ausschnitte zu sorgen und für ein kurzes kontextualisierendes Referat (von ca. fünf Minuten Umfang).

Anmeldung bis Ende September 2021 bei Dorothea.Rehmus-Fittje