Neuerscheinungen aus dem Institut für Neuere deutsche Literatur- und Medienwissenschaft
Auf dieser Seite weisen wir auf neu erschienene Bücher hin, die von Mitgliedern und externen Promovendi des Instituts für Neuere deutsche Literatur- und Medienwissenschaft geschrieben oder herausgegeben wurden, sowie auf wissenschaftliche Publikationen von Studierenden, die in den Schriftenreihen des Instituts erschienen sind. Die jüngst erschienene Publikation steht dabei immer an erster Stelle.

Welträume
Entwürfe des (Extra-)Terrestrischen um 1900
Hannover 2025, 228 Seiten
ISBN: 978-3-98859-083-1
Die Jahrhundertwende (1900) markiert nicht nur den zeitlichen Übertritt in das, was man gemeinhin ›Moderne‹ nennt, sondern auch eine exponiert räumliche Veränderung, die sich unter anderem in der Expansion wirklicher und möglicher Erfahrungsräume niederschlägt. Was sich im Laufe des 19. Jahrhunderts mit der Eisenbahn, ersten Flugmaschinen, Strom- und Telegraphennetzen abzeichnet, nimmt im frühen 20. Jahrhundert wortwörtlich an Fahrt auf: die Beherrschung des Raumes, im Besonderen des Luftraumes. Neue mediale Voraussetzungen, eine außerordentliche Akkumulation physikalischer, insbesondere astronomischer Erkenntnisse sowie die populärwissenschaftliche Distribution ebendieses Wissens, aber auch ein erneutes Aufblühen der Astrologie und des Spiritismus schaffen einen Rahmen, in welchem mögliche Welträume entworfen, ergründet und literar-ästhetisch verarbeitet werden. Dass sich diese Imaginationen nicht an den vermeintlichen Grenzen einer irdischen Perspektive stören, liegt unter anderem daran, dass sie seit der Jahrhundertwende durch fotografische Aufnahmen von weitentfernten Galaxien und Planeten befeuert werden. So ist es kein Zufall, dass in ebenjenen Zeitraum die Gründungsphase der modernen deutschen Science-Fiction fällt. Literarische Vorstellungen von Weltraumflügen und der Erkundung fremder Planeten gibt es seit der Antike, doch kehrt diese Faszination um 1900 unter anderen Vorzeichen zurück. Der Sammelband nähert sich diesen Entwürfen des (Extra-)Terrestrischen in verschiedenen Gattungen als bisher wenig kartiertem Gebiet der kulturellen Landschaft um 1900 wissens-, sozial- und kulturgeschichtlich an.

Feministische Blicktheorien und ihre Folgen
Münster 2024, 100 Seiten
ISBN: 978-3-643-15371-5
„Sehen ist gleich begehren“ – eine Aussage von Linda Williams, die auf unsere visuelle Gegenwart zutrifft. Ausgehend von dem einflussreichen Aufsatz Visual Pleasure and Narrative Cinema (1975) der britischen Filmtheoretikerin und Filmemacherin Laura Mulvey werden einzelne feministische Debatten zur Zuschauerin und zum Zuschauer, zum Verhältnis zwischen Blick und Race, zu Strategien des Queering von Zuschauenden und zur Transformation des Blickes in der digitalen Kultur rekonstruiert. Dabei stehen u.a. Ansätze von Gertrud Koch, Teresa de Lauretis, Kaja Silverman, Linda Williams, bell hooks, Manthia Diawara, Rey Chow, Steve Neale und Richard Dyer im Fokus.

Digitale Hermeneutik
Maschinen – Verfahren – Sinn
Hagen 2024, 267 Seiten
ISBN (PDF): 978-3-98767-018-3
ISBN (Print): 978-3-98767-489-1
Hermeneutik ist die Kunst und Theorie des Verstehens. Wie verändert sich jedoch diese Kunst, wenn unter digitalen Bedingungen neue Methoden und Praktiken ins Spiel kommen und sich althergebrachte stark verändern? Welche Konsequenzen müssen für die Theorie gezogen werden, wenn Verstehen in Form von Algorithmen stattfindet? Friedrich Schleiermacher hatte um 1800 für die romantische Hermeneutik noch die Devise ausgegeben, dass der Leser den Text besser verstehen solle, als der Autor. Was aber, wenn Autoren und Leser Maschinen und ihre Texte nicht allein aus Buchstaben gemacht sind? Der vorliegende Band zeigt, wie Geistes- und Sozialwissenschaftler diese Lage als Herausforderung und Chance begreifen, mit der Technik anders verstehen zu lernen.
Slapstick
Ein Kompendium. Teil I
Hagen 2024, 263 Seiten
ISBN (PDF): 978-3-98767-012-1
ISBN (Print): 978-3-98767-482-2
Der Slapstick-Kurzfilm der Stummfilmzeit (bis 1927) ist die Herkunft der genuinen Filmkomik und auch der erste Modus, in dem das Kino ‚volkstümlich‘ ist. Er ist fokussiert auf die Komik des beweglichen und bewegten menschlichen Körpers und auf den damit verbundenen sight gag. Unter einem Kompendium versteht man seit dem 16. Jahrhundert gemeinhin ein kurzgefasstes Handbuch oder Lehrbuch. Ein Kompendium soll einen Überblick bieten, ohne eine Systematisierung vorzunehmen, und so verhält es sich auch in diesem Slapstick-Kompendium, das einen Überblick über den Slapstick unter einem bestimmten Gesichtspunkt bieten möchte: Der Gesichtspunkt ist der menschliche Körper in der sichtbaren, modernen Welt – der Körper mit seinen Kulturtechniken, in bestimmten Situationen und in bestimmten Milieus. Daher umfasst dieses reich bebilderte Kompendium Artikel über das Gehen und das Klettern, aber auch über Drehtüren und Männerhüte, über die Mahlzeit und den Strand, über Motorradfahren und Schießen. In den im Slapstick gezeigten komischen Abweichungen, die bei all diesen Tätigkeiten und im Umgang mit diesen Dingen vorkommen können, wird allererst sichtbar, wie es sich mit diesen Tätigkeiten und Dingen überhaupt verhält. Die Einträge erfolgen schlicht alphabetisch, ohne jede Hierarchisierung. Zwar ist die Auswahl der neunzehn Stichworte nicht beliebig, aber höchst unvollständig und vorläufig: Dies ist der erste Teil, dem ein zweiter folgen wird. Fast alle Filme, die in diesem Kompendium als Beispiele herangezogen werden, sind im Internet verfügbar. Daher können die Beobachtungen, die von den Autorinnen und Autoren dieses Kompendiums gemacht werden, jederzeit nachgeprüft, ergänzt und erweitert werden. Und für die Behauptungen, die hier aufgestellt werden, lassen sich vielleicht auch Gegenbeispiele finden. Das Kompendium lädt dazu ein. Es repräsentiert kein fertiges Wissen, sondern versteht sich als Erkundung und Sondierung.