Forschung

🟡 Geschichte der Gegenwart des Kriegs in der Ukraine

Im Zuge der Digitalisierung beginnt die Historisierung kriegerischer Auseinandersetzungen bereits während der Kampfhandlungen. Durch das Heranrücken der neusten Zeitgeschichte entsteht eine Geschichte der Gegenwart, in der wir selbst als Akteure an den Prozessen der Archivierung und Deutung des Kriegsgeschehens mitwirken. Im Rahmen des Dokumentationsprojekts 24.2., 5 Uhr morgens, führen wir Interviews mit Ukrainer:innen, die als Folge des 2014 begonnenen Kriegs ihre Heimat verlassen mussten und in Deutschland Zuflucht gefunden haben. Die von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Nachwuchsforschungsgruppe NFG026 „Digitale Geschichten der Gewalt“ erforscht die Entstehung digitaler Kriegsöffentlichkeiten in Russland, der Ukraine und Belarus. In diesem Rahmen erforscht Taras Nazaruk anhand des Telegram War Archives partizipative Methoden der Archivierung digitaler Plattformen.

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🟣 Zwischen Privat und Öffentlich

Um zu zeigen, dass der gesellschaftliche Umgang mit dem Privaten politisch ist, analysieren wir die öffentliche Dimension lebensgeschichtlicher Aufzeichnungen und Erzählungen. Viktoria Naumenko editierte in Hagen das historische Tagebuch des ukrainischen Arztes Lev Nikolaev, das er während der deutschen Besatzung Charkiws schrieb. In ihrem neuen Projekt schreibt sie auf Grundlage von Oral-History-Interviews die Geschichte der ukrainischen Ortschaft Wil´tscha, die 1993 aus der Tschernobyl-Zone in den Norden von Charkiw umgesiedelt wurde und seit 2022 unter russischem Beschuss steht. Janine Fubel entwickelt in ihrem Habilitationsprojekt einen neuen Zugang zur Transformation Nordrhein-Westfalens.

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🟣 I Das Tagebuch von Lev Nikolaev (Editionsprojekt: Viktoria Naumenko)

🟣 II Zweifache Vertreibung: Eine Oral History der Umsiedlung der Einwohner des Dorfs Vil´cha (Projekt: Viktoria Naumenko)

🟣 III 1990 neu denken: die Transformation Nordrhein-Westfalens lokal erzählen (Janine Fubel)


🔴 Die Gegenwart der Gewalt in der Republik Belarus

Einen Forschungsschwerpunkt macht die Gegenwart von Gewalt in der Republik Belarus aus. Aryna Dzimitryieva fragt, ob die Polizeigewalt der Gegenwart aus in der späten Sowjetunion eingeübten Praktiken staatlicher Gewalt resultiert. Gundula Pohl setzt sich mit dem Nachwirken der deutschen Besatzungsherrschaft in der westlichen Sowjetunion auseinander und analysiert, wie der belarusische Staat diese Geschichte nach der Niederschlagung der Proteste des Spätsommers 2020 mithilfe einer Kampagne „Genozid am belarusischen Volk“ neu deutet, um politische Repressionen gegen seine eigenen Bürger zu legitimieren. Aliaksei Bratachkin schreibt die Geschichte der Public History, mit der zivilgesellschaftliche Akteure in der Dekade vor den Protesten eigene Räume der kritischen Auseinandersetzung geschaffen hatten.

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🔴 I Genozid als politische Waffe in Belarus und Russland (Promotion: Gundula Pohl)

🔴 II Geschichte der Public History in Belarus 2010-2020 (Promotion: Aliaksei Bratachkin)

🔴 III Eine kurze Geschichte von Polizeigewalt (Forschungsprojekt: Aryna Dzmitryieva)


⚪️ Deutschland überdenken

Unseren mithilfe von Forschungsprojekten in Bezug auf das Nachwirken von Gewalt im östlichen Europa geschärften Blick verwenden wir für eine kritische Analyse der Bundesrepublik Deutschland. Felix Ackermann untersucht diese als postnationalsozialistische Gesellschaft, der er die Gleichzeitigkeit von Überwindung und Kontinuität des Nationalsozialismus attestiert. Gemeinsam mit Agnieszka Pufelska weitet er diesen Ansatz aus und fragt in Postpreußen nach den Folgen der preußischen Landnahme im östlichen Europa für die Gegenwart der Bundesrepublik. In einer Studie über die Umbenennung polnischer Staatsbürger:innen im Zuge ihrer Migration nach Deutschland in den 1980er Jahren steht die Frage nach Verwaltungspraktiken, die zentrale Vorstellungen des Nationalsozialismus bis in die Gegenwart fortführen.

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⚪️ I Die Bundesrepublik als postnationalsozialistische Gesellschaft (Felix Ackermann)

⚪️ II Postpreußen (Felix Ackermann & Agnieszka Pufelska)

⚪️ III Erzwungene Eindeutschung polnischer Vornamen? (Felix Ackermann)

 
Public History | 06.05.2025