Forschung

Geschichte der Gegenwart des Kriegs in der Ukraine

Foto: Getty Images

Im Zuge der Digitalisierung beginnt die Historisierung kriegerischer Auseinandersetzungen bereits während der Kampfhandlungen. An der Verfertigung der Geschichte der Gegenwart wirken wir selbst als Akteure mit. Im Rahmen des Dokumentationsprojekts 24.2., 5 Uhr morgens, führen wir Interviews mit Ukrainer:innen, die als Folge des 2014 begonnenen Kriegs ihre Heimat verlassen mussten und in Deutschland Zuflucht gefunden haben. Die von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Nachwuchsforschungsgruppe NFG026 „Digitale Geschichten der Gewalt“ erforscht die Entstehung digitaler Kriegsöffentlichkeiten. Taras Nazaruk erforscht anhand des Telegram War Archives partizipative Methoden der Archivierung digitaler Plattformen.

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„Dokumentationsprojekt „24.2., 5 Uhr morgens“ Koordination: Anzhela Beliak

Hans-Böckler-NFG026 „Digitale Kriegsöffentlichkeiten“ Projektleitung: Prof. Dr. Felix Ackermann

Partizipative Archivierungsmethoden Promotion: Taras Nazaruk

Kharkiv under Fire Projekt: Dr. Viktoria Naumenko


Die Gegenwart der Gewalt in der Republik Belarus

Foto: ©Yuriy Ledyan. cultprotest.me

Einen Forschungsschwerpunkt macht die Gegenwart von Gewalt in der Republik Belarus aus. Aryna Dzimitryieva fragt, in welcher Weise die Polizeigewalt der Gegenwart aus in der Sowjetunion eingeübten Praktiken staatlicher Gewalt resultiert. Gundula Pohl setzt sich mit dem Nachwirken der deutschen Besatzungsherrschaft auseinander. Sie analysiert, wie der belarusische Staat diese Geschichte nach der Niederschlagung der Proteste des Spätsommers 2020 mithilfe einer Kampagne „Genozid am belarusischen Volk“ neu deutet. Aliaksei Bratachkin schreibt die Geschichte der Public History in Belarus, mit der zivilgesellschaftliche Akteure in der Dekade vor den Protesten eigene Räume der kritischen Auseinandersetzung geschaffen hatten.

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Genozid als politische Waffe in Belarus und Russland Promotion: Gundula Pohl

Geschichte der Public History in Belarus 2010-2020 Promotion: Aliaksei Bratachkin

Eine kurze Geschichte von Polizeigewalt Forschungsprojekt: Dr. Aryna Dzmitryieva


Zwischen Privat und Öffentlich

Foto: Felix Ackermann

Um zu zeigen, dass der gesellschaftliche Umgang mit dem Privaten politisch ist, analysieren wir die öffentliche Dimension lebensgeschichtlicher Aufzeichnungen und Erzählungen. Viktoria Naumenko editierte in Hagen das historische Tagebuch des ukrainischen Arztes Lev Nikolaev, das er während der deutschen Besatzung Charkiws schrieb. In ihrem neuen Projekt schreibt sie auf Grundlage von Oral-History-Interviews die Geschichte der ukrainischen Ortschaft Wil´tscha, die 1993 aus der Tschernobyl-Zone in den Norden von Charkiw umgesiedelt wurde und seit 2022 unter russischem Beschuss steht. Janine Fubel entwickelt in ihrem Habilitationsprojekt einen neuen Zugang zur Transformation Nordrhein-Westfalens.

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Wie Kriege enden: Das Jahr 1945

Foto: Sammlung DHM

Zu den Merkmalen des Endes des Zweiten Weltkrieges in Deutschland gehörte eine regional befehligte und lokal organisierte Evakuierungspolitik. Während das NS-Regime die Bevölkerung hierbei weitestgehend sich selbst überließ, sollten die Gefangenen der deutschen Zwangslager und Gefängnisse weiter in das Reichsinnere verbracht oder noch vor Ort ermordet werden, sobald sich alliierte Einheiten näherten. Damit kam auch im »Altreich« eine Praxis zum Tragen, die zuvor die deutschen Rückzüge »aus dem Osten« gekennzeichnet hatten. Ab 1943 war das Geschehen neben den Kriegshandlungen vor allem durch umfangreiche Deportationen, Räumungen und Zerstörungen gekennzeichnet. Janine Fubel und Felix Ackermann haben sich mit spezifischen Formen von Rückzugs- und Evakuierungsgewalt im Zweiten Weltkrieg befasst; Fubel am Beispiel der Region Berlin-Brandenburg darüber hinaus sowohl das Kriegs- als auch das Evakuierungsgeschehen untersucht. Ihr Schwerpunkt lag dabei auf dem KZ-Komplex Sachsenhausen, dessen Räumung sie an der Schnittstelle jüngerer Ansätze der Militärgeschichte mit den Holocaust Studies im Kriegsgeschehen der Ostfront 1945 verortet untersucht hat. Dabei wurde deutlich, wie die im Vernichtungskrieg in Osteuropa eingeübte Gewalt am Ende auf das Innere des Deutschen Reiches übertragen wurde und vor allem KZ-Insass:innen und Zwangsarbeiter:innen von ihr betroffen waren.

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Public History | 08.07.2025