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Rückblick auf eine bewegende Podiumsdiskussion

[22.03.2024]

Am 23. Februar 2024 fand die vom Berliner Verein KONTAKTE-KOНTAKTbI e.V. unter dem Titel „NS-Überlebende in der Ukraine: Leerstellen in der Erinnerungskultur und die Gegenwart des russischen Angriffskrieges“ organisierte Podiumsveranstaltung statt, an der unsere Gastwissenschaftlerin Angela Beljak teilnahm. Gegenstand der Diskussion war der bereits 10 Jahre andauernde Krieg in der Ostukraine und seine Ausweitung als russischer Angriffskrieg vore nunmehr zwei Jahren.


Vor 10 Jahren fand die Maidan-Revolution in der Ukraine mit dem Ziel, ein freies demokratisches Land mit europäischem Wertesystem aufzubauen, statt. Diese hatte den Sturz der pro-russichen Regierung zur Folge. Die eigenständige Demokratisierung nutzte Russland als Grund, um den Krieg gegen die Ukraine zu beginnen, 2022 auszuweiten und deren östlichen Gebiete und die Krim zu annektieren. Bereits 2014 flüchteten Menschen – vorerst innerhalb der Ukraine unter anderem nach Kyjiw. Junge und Alte suchten einen sicheren Ort, ein neues Zuhause. Mit dem Beginn des Angriffskrieg auf die gesamte Ukraine am 24. Februar 2022 waren auch diese Orte bedroht. Aktuell gibt es kaum einen Ort mehr im Land, der als sicher vor Luftangriffen gelten kann. Der Krieg hat jeden getroffen, besonders leiden die älteren Menschen, die Überlebenden des Zweiten Weltkrieg. Sie sind nicht mehr aktiv und mobil und zudem abhängig von ihrer Umgebung und ihren Familienangehörigen. Ihre traumatischen Erfahrungen kamen wieder hoch, sie leiden unter den Rakettenangriffen und Hunger, fehlenden sozialen Kontakten und weil die Jüngeren ins Ausland flohen oder an der Front kämpfen.

Viktor ZolotyFoto: Lesya Kharchenko

Seit 9.März unterstützt das vom Verein initiierte Hilfsnetzwerk Überlebende der NS-Verfolgung in der Ukraine, ihre Familien sowie durch den Krieg Betroffene und Kolleg:innen mithilfe von Spenden unbürokratisch und effektiv. Die Gesprächsrunde am 23. Februar 2024 war ihnen gewidmet. Auf dem Podium sprachen der Historiker Dr. Johannes Spohr, die Leiterin des Hilfsnetzwerks Ragna Vogel und Angela Beljak als ukrainische Partnerin des Hilfsnetzwerks und zur Zeit Gastwissenschaftlerin unseres Lehrgebiets über die Sitution. Thema war hierbei auch die fehlende Erinnerung und dass NS-Opfer aus der Ukraine keinen Platz in deutscher Erinnerungskultur haben. Interessierte konnten mehr über die geleistete Arbeit des Hilfsnetzwerk in der Ukraine seit März 2022, über die aktuelle Situation von Überlebenden und wie diese mit der aktuellen Kriegssituation umgehen sowie welche weitere Unterstützung für sie nötigt ist, erfahren.

Weitere Information zum Verein KONTAKTE-KOНTAKTbI e.V. und zur Möglichkeit, das Hilfsnetzwerk finanziell zu unterstützen, finden Sie hier: https://kontakte-kontakty.de

Foto: Viktor Zoloty (geb. 1940) lebt in einem Dorf bei Mykolajiw, das mit Beginn des vollumfänglichen russischen Angriffskrieges über 8 Monate lang besetzt war. Als Kind erlebte er bereits den Zweiten Weltkrieg unter NS-Besatzung in diesem Dorf. © Lesya Kharchenko, aus der Reportagereihe über NS-Überlebende im Gebiet Mykolajiw