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Aus Minsk geflüchteter Pionier der Public History in Belarus kommt nach Hagen

[06.10.2022]

Aliaksei Bratachkin baute seit 2013 in der belarusischen Hauptstadt Minsk einen Studiengang in Public History am European Liberal Arts College in Belarus (ECLAB) auf. Das College spezialisierte sich auf hybride Studiengänge für junge Erwachsene, die neben ihrem Beruf und nach einem ersten Studienabschluss weiter studieren wollten. Aufgrund der politischen Situation in der Republik Belarus war das College nicht als Hochschule anerkannt, dennoch konnte es aus NGO bis zum Herbst 2020 relativ frei agieren. Das ECLAB gehörte damit in Minsk zu den Plattformen, Räumen und Netzwerken, die zum Beginn des 21. Jahrhunderts einen wichtigen Anteil an der Entstehung neuer zivilgesellschaftlicher Diskussionsformate hatte. Diese gingen nach den gefälschten Präsidentschaftswahlen in einer bis dahin unbekannten Dimension von Massenprotesten auf. Mit ihrer brutalen Niederschlagung durch die Staatsmacht der zu Aliaksandr Lukaschenka haltenden Spezialeinheiten von Innenministerium und KGB veränderte sich auch die Situation aller NGOs. Sie wurden ab dem Herbst 2020 Opfer von Rasterfahndungen und gezielten Verfolgungen. Aliaksei Bratachkin musste Belarus im März 2021 verlassen, um einer Verhaftung zu entgehen. Nach einem 18-monatigen Gastaufenthalt an der Europa-Universität Vadrina in Frankfurt (Oder) verstärkt er nun das Team des neuen Lehrgebiets Public History, das ab September 2022 am Historischen Institut der FernUniversität entsteht. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehört der Zusammenhang zwischen Praktiken von Public History und politischer Subjektivität