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Online: 80 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg
[30.04.2025]14. Mai 2025, 18 Uhr, Online, Deutsch und Belarusisch simultan gedolmetscht

Am 14. Mai diskutiert Aliaksei Bratachkin, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Lehrgebiets Public History um 18.30 Uhr gemeinsam mit Mischa Gabowitsch von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und Kristiane Janeke vom Zentrum Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam aktuelle Veränderungen staatlicher Geschichtspolitik in Belarus und Russland. Am 9. Mai feiern beide Staaten im Einklang mit der in der Sowjetunion etablierten Tradition den "Tag des Sieges“ – das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa. Dieser Gedenktag ist in beiden Ländern ein zentrales Element staatlicher Erinnerungspolitik und wird insbesondere zum 80. Jahrestag mit großer öffentlicher Inszenierung begangen. Doch dabei geht es längst nicht nur um das Gedenken.
In Belarus wird der Zweite Weltkrieg ideologisch instrumentalisiert. Mit Gesetzen wie dem „Gesetz zum Genozid am belarusischen Volk“ oder dem zur „Rehabilitierung des Nationalsozialismus“ übt das Regime eine politische Kontrolle über die Geschichtsschreibung aus. Historiker:innen, Journalist:innen und Aktivist:innen, die eine kritische Auseinandersetzung mit Vergangenheit fördern, geraten unter Druck oder werden strafrechtlich verfolgt. Geschichte wird gezielt zur Unterdrückung kritischer Forschung und oppositioneller Stimmen missbraucht.
Auch in Russland wird der historische Sieg über den Nationalsozialismus durchgehend instrumentalisiert – nicht zuletzt als Teil einer politischen Erzählung, die den heutigen Angriffskrieg gegen die Ukraine rechtfertigen soll. Die Botschaft: Russland kämpfe erneut gegen den „Faschismus“ – diesmal in der Ukraine. Der „Tag des Sieges“ wird damit nicht nur zum staatlichen Ritual, sondern auch zu einem zentralen Instrument nationalistischer Mobilisierung und propagandistischer Legitimation von Gewalt. Auch in den von Russland kontrollierten Gebieten der Ukraine organisieren die Besatzer Feierlichkeiten zum 9. Mai.
Welche Rolle spielt der „Tag des Sieges“ in der heutigen Erinnerungskultur von Belarus und Russland? Wie wird der Zweite Weltkrieg politisch genutzt – besonders im Kontext des Ukrainekriegs? Wie haben sich diese erinnerungspolitischen Maßnahmen im Laufe der Geschichte verändert? Ist der Bezug auf den „Kampf gegen Faschismus“ wirklich so wirkungsvoll, wie es oft dargestellt wird – und wenn ja, warum? Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Gedenk- und Geschichtspolitik lassen sich in Belarus und Russland beobachten?
Experten: | Aliaksei Bratachkin, FernUniversität in Hagen Prof. Dr. Mischa Gabowitsch, Johannes Gutenberg-Universität Mainz |
Moderation: | Dr. Kristiane Janeke, Zentrum Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam |
Wann? | 14. Mai 2025, 18 Uhr |
Wo? | Online |
Sprache(n): | Deutsch und Belarusisch simultan gedolmetscht |
Anmeldung: | https://dgo-online.org/kalender/berlin/2025/80-jahre-nach-dem-zweiten-weltkrieg/ |
Eine Veranstaltung des Forums für historische Belarus-Studien, das von der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde getragen und mit Mitteln des Auswärtigen Amts gefördert wird.
Disclaimer: Da die DGO in Russland als extremistische Organisation gelistet wird und mehrfach Ziel von Hackerangriffen war, ist die Teilnahme an dieser Veranstaltung mit dem Risiko der Strafverfolgung in Belarus und der Russländischen Föderation verbunden.