Sozialphilosophie

Auf der einen Seite finden wir dabei das liberale Paradigma, welches den Geltungszusammenhang des Rechtsstaates als ausreichend für die Vergesellschaftung der Individuen begreifen, auf der anderen Seite das kommunale Paradigma, das substantielle Gemeinsamkeiten als notwendig erachtet. In diesem Projekt soll sozialer Zusammenhalt weder ausgehend von der Vorstellung einer nur formell verbundenen Vielheit konzipiert werden – da diese die für den gesellschaftlichen Zusammenhalt notwendigen Integrationskräfte nicht in den Blick bekommt –, noch ausgehend von der Vorstellung kommunitärer Einheit – da diese der Pluralität von Lebensentwürfen nicht gerecht zu werden vermag. Als Alternative wird ein Modell ›agonaler Vergesellschaftung‹ entwickelt, das weder von atomaren Einzelnen noch von einem substantiellen Ganzen ausgeht, sondern von einem Prozess des Sich-Unterscheidens. Soziale Bindung wird hier im Ausgang von Nietzsche als Effekt von sozialer Differenzierung gedacht, so dass dasjenige, was die Individuen voneinander trennt, paradoxerweise genau das ist, was sie miteinander verbindet. Agonale Vergemeinschaftung, so wird zu zeigen sein, beruht auf etwas, was sich mit der Althistorikerin Nicole Loraux als ›Band der Teilung‹ beschreiben lässt.


Im Forschungsfeld Sozialphilosophiesind bisher folgende Arbeiten erschienen:

  • Steffen Herrmann: Ich – Andere – Dritte. Eine Einführung in die Sozialphilosophie, Freiburg: Alber 2018.
  • Thomas Bedorf und Steffen Herrmann (Hg.): Das soziale Band. Geschichte und Gegenwart eines sozialtheoretischen Grundbegriffs, Frankfurt am Main: Campus 2016.
  • Sven Ellmers und Steffen Herrmann (Hg.): Korporation und Sittlichkeit. Zur Aktualität von Hegels Theorie der bürgerlichen Gesellschaft, München: Fink 2016.
  • Thomas Bedorf: Andere. Eine Einführung in die Sozialphilosophie, Bielefeld: transcript 2011.
  • Thomas Bedorf: Dimensionen des Dritten. Sozialphilosophische Modelle zwischen Ethischem und Politischem, München: Fink 2003.
13.08.2021