Das Dexterimeter

Ein psychotechnisches Gerät zur Erfassung der Fingergeschicklichkeit

Schaufenster zum Forschungsarchiv Nr. 33

Foto: FernUni-Hagen

Zu den vielen Geräten, die in der Blütezeit der Psychotechnik entwickelt wurden, um die Eignung für bestimmte berufliche Tätigkeiten zu untersuchen, gehörte ein Gerät, das heute in ähnlicher Form als Kinderspielzeug bekannt ist. Damals wurde es Dexterimeter, Drahtlabyrinth oder Aufreiher genannt. Das hier gezeigte Dexterimeter (dexteritas, lat. Gewandtheit, Geschicklichkeit) hat eine massive Metallbasis mit quadratischem Querschnitt, auf der in der Mitte ein dicker Eisendraht befestigt ist. Dieser ragt gerade nach oben und endet oben nach einer unsymmetrischen Verwindung. Die Form erinnert an einen abstrakten Baum. Das Gerät stammt aus der Zeit 1920-1930. Der Hersteller ist unbekannt.

Zum Dexterimeter nach Walther Moede gehören 55 Unterlegscheiben, die die Versuchsperson so schnell wie möglich mit den Händen zur Basis schieben soll. Es geht also um Geschicklichkeit, die für manche Berufe wichtig ist. Nimmt der Proband die Scheiben einzeln, dauert die Arbeit einige Zeit. Nimmt er gleich mehrere Scheiben, dann kann es sein, dass dieses Päckchen nicht über enge Kurven zu bringen ist. Der Versuchsleiter notiert die Zeit, die der Proband benötigt, er beobachtet aber auch das Verhalten der Person, notiert z.B. Selbstgespräche.
Das hier gezeigte Gerät aus dem Hagener Bestand stammt aus dem Psychotechnischen Institut Wien, das Karl Hackl (1889-1958) begründete und leitete. Hackl ist auf dem Foto links im Bild mit Stoppuhr zu sehen.

Foto: FernUni-Hagen

Quellen

Fraisse, P. (1966). Praktikum der experimentellen Psychologie. Bern/ Stuttgart: Huber.

Piéron, Mme H. (1935). Un dextérimètre à translation de rondelles enfilées. Bulletin de l'Institut National d'Etude du Travail et d'Orientation Professionnelle, VII, 5-7, 69-74, 101-112.

H.E.L. / M.B.

Gerhard Tübben | 08.04.2024