Erster Nachkriegskongress der DGPs

Schaufenster zum Forschungsarchiv Nr. 16

erster Nachkriegskongress dgpsFoto: FernUniversität

Im Sommer 1946 war in Hamburg der Berufsverband Deutscher Psychologen (BDP) gegründet worden. Trotz schwieriger Lebensbedingungen hatte der BDP schnell eine wachsende Mitgliederzahl. Schon bald begann sich der Verband um berufsständische Fragen und um die Ausbildung von Psychologinnen und Psychologen zu kümmern.

Dies war jedoch nicht im Interesse aller Professoren für Psychologie. Prof. Johannes von Allesch, Göttingen, lud daher die Ordinarien der Psychologie zu einer „Tagung der deutschen Psychologen“ zum 11. und 12. Januar 1947 nach Göttingen ein. Hauptthema der acht Professoren war die Neukonstituierung der „Deutschen Gesellschaft für Psychologie“, die in den Jahrzehnten zuvor erfolgreich Verbandspolitik betrieben hatte und die – wie alle Vereine – von den Besatzungsmächten aufgelöst worden war. Man kam überein, eine „Deutsche Gesellschaft für Psychologie (brit. besetzte Zone)“ zu begründen, die weitgehend die früheren Ziele verfolgen sollte. Johannes von Allesch wurde erster Vorsitzender und bald auch Ausrichter des ersten Nachkriegskongresses, der als 17. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie Ende September 1948 in Göttingen stattfinden sollte. Dieser Kongress sollte sich auch durch höheren wissenschaftlichen Anspruch vom BDP-Kongress 1947 in Bonn (vgl. Schaufenster Nr. 8) abheben.

Die hier gezeigte Drucksache, versandt am 1.9.1948, lässt die Schwierigkeiten des Kongresses vor 70 Jahren erahnen: Man rechnete mit 1000 Teilnehmern aus allen Besatzungszonen, Bettwäsche und Bestecke waren mitzubringen. Privatquartiere kosteten 3,– DM, eine Übernachtung in einem Massenquartier –,30 DM.

Die Kongressplanung der Finanzen war kurz zuvor über den Haufen geworfen worden, denn die Währungsreform hatte überraschend am 20. Juni 1948 in den drei Westzonen stattgefunden. Hierzu nur ein Detail: Bewohnern der Ostzone (und späteren DDR) war der Besitz von West-DM verboten. Was nun?

Der Göttinger Kongress wurde trotz aller Schwierigkeiten ein Erfolg, nicht zuletzt durch die gute Organisation von Johannes von Allesch und seinem Assistenten Carl Jürgen Hogrefe.

Das Psychologiegeschichtliche Forschungsarchiv bewahrt in den personenbezogenen Beständen verschiedene Dokumente zur Geschichte der Deutschen Gesellschaft für Psychologie.

Hogrefe, G. (Hrsg.). (1999). 50 Jahre im Dienst der Psychologie 1949-1999. Göttingen: Hogrefe Verlag.

Lück, H.E. (2004). Die Wiederbegründung der Deutschen Gesellschaft für Psychologie nach dem Zweiten Weltkrieg. Psychologische Rundschau, 55, Supplementum 1, 33-41.

Wellek, A. (Hrsg.). (1953). Bericht über den 17. und 18. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie. Göttingen: Hogrefe.

H.E.L.

Miriam Rothe | 08.04.2024