Psychotechnische Auswahlverfahren

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Schaufenster zum Forschungsarchiv Nr. 10

Psychotechnische AuswahlverfahrenFoto: FernUniversität
Psychotechnisches Auswahlverfahren

In den USA und in ganz Europa bis hin nach Russland spielte die Psychotechnik von etwa 1910 bis etwa 1940 eine beträchtliche Rolle. Vor allem ging es um die Auswahl geeigneter Personen für bestimmte Berufe bzw. berufliche Tätigkeiten. Dazu hatten Psychologen und Ingenieure oft aufwendige Apparate und Verfahren entwickelt.

Dieses Foto gehört zu einer Serie von Bildern aus dem Bestand des Psychotechnischen Instituts, das der Ingenieur Karl Hackl (1889-1958) in Wien begründete und leitete. Das Bild ist etwa 1925 entstanden und zeigt einen jugendlichen Probanden, der bei seiner Aufgabenlösung systematisch vom Versuchsleiter durch andere Aufgaben unterbrochen wird – eine Art der Aufgabensituation, die heute oft als „Multitasking“ bezeichnet wird. Wie würde sich der junge Proband verhalten? Könnte er schnell „umschalten“ und wieder und zu seiner Aufgabe zurückfinden? Solche psychotechnischen Eignungsuntersuchungen erschienen auch Laien als plausibel, weil diese Arbeitsaufgaben dem alltäglichen Arbeitsleben entsprachen. Doch ist diese Plausibilität nicht immer der Beweis für die Qualität des Tests, den zukünftigen beruflichen Erfolg von Bewerberinnen und Bewerbern vorherzusagen.

Aus verschiedenen Gründen geriet die Psychotechnik schon um 1930 in Deutschland in die Kritik: Die anschaulichen „Tests“ waren in der Fachwelt wegen der geringen Validität umstritten. Auch die gesellschaftlichen Wirkungen der Psychotechnik waren in der Diskussion: Wem dienten die Untersuchungen? Was geschah mit abgelehnten Bewerberinnen und Bewerbern?

Das Psychologiegeschichtliche Forschungsarchiv der FernUniversität (PGFA) bewahrt den umfangreichen wissenschaftlichen Nachlass von Karl Hackl und des von ihm begründeten Psychotechnischen Instituts in Wien.

Hackl, Karl [Wikipedia]. Link

H.E. L.

Alexander Moroz | 12.08.2021